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FC – VfB Stuttgart: Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen

Kurz vor der Halbzeit flippt Müngersdorf komplett aus. Auf dem Platz mühen sich die Profis des effzeh gegen eine relativ einfallslose und nicht sonderlich engagierte Mannschaft aus Stuttgart, doch der Grund für den Jubel ist das meckern des Jetzt-kommt-ein-Zwischenergebnis-Geißbocks. Lautern führt Zwei zu Null in Berlin! Der worst case, der Fall auf einen direkten Abstiegsplatz, scheint auch an diesem Nachmittag nicht einzutreten. Dann gehen die Blicke wieder komplett auf das Spielfeld und was wir da sehen, kann tatsächlich Hoffnung machen, dass die Saison doch noch gerettet werden kann. Wenn auch nur auf dem Papier, denn faktisch war und ist diese Spielzeit eine Katastrophe für den Club aber falls dann tatsächlich der Gang in die Zweitklassigkeit verhindert werden kann, dann muss man am Ende damit zufrieden sein. Ich sagte es schonmal und noch bleibe ich auch dabei: Ob das gut für den effzeh ist, wird man erst später sehen können. Doch, und hier muß ich mich korrigieren, so ganz egal ist es mir dann doch noch nicht.

Das merkte ich dann gestern, als ich -entgegen meiner zu Schau gestellten Coolness im Freundeskreis- dann doch wieder fieberte und mich unsagbar ärgerte, als der Ball von Cacau über die Linie kullerte. Als ich zusammenzuckte als Poldi knapp übers Tor schoss. Als ich mit offenem Mund Lanigs Antritt über siebzig Meter sah und als ich erkannte: Okay, es ist halt immer noch der effzeh, ich will schon, dass sie gewinnen und eigentlich will ich auch wirklich in der Liga bleiben. Dass die Vorlage aus Berlin nicht hundertprozentig verwandelt wurde tut dann gleich ein bißchen mehr weh. Statt vier sind es nur zwei Punkte auf den direkten Abstiegsplatz. Besser so als andersrum aber, herrjeh, werden das Herzinfarkt-Wochen.

Schaefer begann das Spiel mit einem 4-2-3-1, ersetzte mit McKenna Sereno und zog Jajalo nach Vorne. Riether und Lanig wieder als Doppel-6 wobei Lanig deutlich mehr für den Spielaufbau tat, dafür Riether wieder mit einer anständigen, kämpferischen Leistung im Rückwärtsgang. Peszko und Clemens tauschten erneut die Seiten, wobei die Positionen nicht einzementiert schienen und auch mal gekreuzt wurde. Das hätte ich mir öfter gewünscht, denn das Stuttgarter Mittelfeld um Gentner und Kvist kümmerte sich überhaupt nicht um die beiden und Molinaro auf links und Sakai auf rechts machten nicht immer den besten Eindruck. Das ist dann aber nur eine Nuance, denn der effzeh verstand es an diesem Nachmittag das Spiel schnell zu machen, überbrückte mit zwei, drei Pässe dreißig Meter,

Einschub:
Was ja im übrigen genau das Spiel ist, dass Solbakken versucht hat zu installieren aber scheiterte, weil die Mannschaft es nicht auf die Reihe bekam. Jetzt scheint das also zu klappen. Ahso. Aber, genug davon, ich hör ja schon auf. Isjagut.

kam immer wieder gut vor das Tor, wo dann aber die sprichwörtliche Kaltschnäuzigkeit fehlte. Podolski mit vier, fünf Abschlüssen, Clemens mit drei, sogar Brecko schoss mal aufs Tor. Dass es dann nur zu einem Tor reichte ist bitter.

Das Gegentor fällt nach Doppelpass zwischen Ibisevic und Cacau. Dieser überläuft Geromel, steht frei vor Rensing, die Grätsche von Eichner fällt aus, Innenpfosten, Spin im Ball, Wackeldackel, Tor. Wie weiland Werder Bremen hat die Auswärtsmannschaft genau eine Torchance und nutzt sie aus, während wir die Dinger nicht reinkriegen. Verdammt.

So ein Tor kann fallen, es ist wenigstens nicht dem Slapstick geschuldet. Ob da jetzt Eichner hätte früher mitgehen müssen oder Geromel hätte sperren müssen? Müßig. Sowas wirst Du nie verhindern können. Wichtig war zu sehen, dass noch nicht alles hergeschenkt ist. Die Mannschaft machte einen guten Eindruck, nahm den Kampf an und damit muss man dann schon einigermaßen zufrieden sein. Ich sagte es im Blogspot360 zum Abschluss: Wenn ich sehe, dass die Mannschaft kämpft und will und sie mir zeigt, dass ihr der Abstieg doch nicht ganz egal ist, dann ist das schon okay. Darauf komm ich klar. Du steigst nicht ab, weil Du zu Hause gegen den VfB Stuttgart nur 1:1 spielst. Das hat dann (sollte es wirklich wahr werden) doch andere Gründe.

Jetzt geht es also nächste Woche nach Freiburg während die Hertha nach Schalke muss. Entgegen all meiner selbstverordneten Distanz zur Mannschaft kann ich es kaum erwarten und bin jetzt schon nervös. Montag ist dann noch Mitgliederversammlung. Spinner gegen Thielen. Was die Fans zu sagen hatten, wurde ziemlich klar: Wernze stoppen. Dem schliesse ich mich an. Dann wird es Mai. Ob wir reintanzen werden?

3 comments to FC – VfB Stuttgart: Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen

  • Haarspalta

    Wer noch einen Beweis brauchte, hat ihn gestern bekommen: Die Mannschaft hat wochenlang gegen Solbakken gespielt. Diese komplette Wende innerhalb von anderthalb Wochen, kann nicht nur auf Frank Schaefers Persönlichkeit zurückzuführen sein. Mir kann niemand erzählen, dass es unter Solbakken aus mysteriösen Gründen nicht möglich gewesen wäre, derart motiviert in ein Spiel zu gehen. Das zeugt natürlich vom fragwürdigen Charakter vieler Spieler, zeigt aber auch, dass Solbakken die Mannschaft ab einem gewissen Punkt wohl nicht mehr erreicht hat. Wen da letztendlich die Schuld trifft, kann ich von außen nicht sagen. Der FC von gestern hat jedenfalls seine Leistungsfähigkeit nahezu komplett abgerufen. Hätten wir die ganze Rückrunde so gespielt, dürften wir jetzt irgendwo zwischen Platz 7 und 10 stehen.

  • Max

    Meine Überschrift lautet: Zum Hoffen zu wenig, zum Verzweifeln zu viel.
    War gestern zum zweiten Mal diese Saison im Stadion. Wenn der Effzeh immer so gespielt hätte, wären wir nicht da wo wir jetzt sind.
    Ich glaube, dass Haarspalta ein Stück weit recht hat, die Mannschaft hat sich unter Solbakken nicht so den Arsch aufgerissen wie gestern. Aber die Taktik Schäfers gestern war auch viel hausbackener als Solbakkens spezielle Spielweise. Das Spiel war viel breiter, weil die AV sich viel enger am Mann aufhielt. Auch die IV eher in den Zweikampf als Positionsgetreu. Das hat natürlich Vorteile, den Nachteil hat man beim Gegentor gesehen (und übrigens auch bei einer weiteren Aktion, bei der Rensing glänzend parierte): Durch das Verlassen der Position in der Kette entsteht hinter Geromel und McKenna der Raum in den Ibisevic den Ball für Cacau prallen lassen kann… das wäre in Solbakkens System so nicht möglich gewesen.
    Meine Vermutung ist, dass der Kölner Defensivverbund einfach mit dieser von verordneten Passivität nicht klar kam und sich deshalb die Unsicherheiten einschlichen, wann geht man auf den Ball wann nicht. Weil eben lange Jahre eingeschliffene, instinkiv abgerufene taktische Verhaltensweisen nicht mehr greifen. Das ist wahrscheinlich Schäfers größtes Verdienst, so auch wie letzte Saison: er will nicht die Spieler auf ein System anpassen, sondern er schaut welches System sich für die Spielertypen eignet, die er zur Verfügung hat.
    Nach dem Führungstreffer macht dann der VfB endlich auch mal mehr fürs Spiel und dem Effzeh merkt man an, dass die erste Halbzeit viel Kraft gekostet hat.
    Leider bewahrheitet sich auch meine Prognose bzgl. Podolski aus dem Hertha-Spiel: der Jung macht diese Saison kein Tor mehr. Dass nach Podolskis verunglücktem Torschuss Slawo “Chancentod” Peszko die Pille ins Tor befördert passt irgendwie zur Wundertüte Effzeh.
    Wir hoffen also weiter und bangen, denn: nächste Woche dürfen die Hertha und der Effzeh wieder auswärts ran: gut für Hertha, schlecht für den Effzeh. Und Schalke schwächelt, während Freiburg einen Lauf hat.
    Aber eines bleibt festzustellen: wenn die Mannschaft so spielt wie gestern, dann kann man als Fan auch mit Unentschieden oder einer unglücklichen Niederlage leben. Denn so etwas kann im Fußball passieren. Nur eben nicht, dass nach jedem Gegentreffer ein Totaleinbruch erfolgt.
    Fazit: auch wenn es super-eng wird: die Hoffnung ist wieder da.

  • Malzi

    Nachdem ich vor dem Wochenende recht sicher war, mit einer Niederlage gegen Stuttgart bei gleichzeitigem Sieg der Hertha rechnen zu dürfen, ist auch bei mir zumindest ein Funken Hoffnung zurück gekehrt. Wenn ich auch nicht an die direkte Rettung glaube, so ist doch zumindest die Relegation wieder drin.

    Nachdem Freiburg sich am Wochenende gerettet hat, ist bei denen vielleicht auch nicht mit 100% Kampfeswillen zu rechnen. Und unsere Freunde aus dem Süden haben in der Buli ja offensichtlich bereits mit ihrer Abschiedstournee begonnen.

    Und zu guter Letzt: Et hät noch immer jot jejange!!!

Haut rein, schreibt mir was!