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KSC – effzeh: Klonk

Von wegen Karlsruhe. Falls Karl-Wilhelm, ehemals Markgraf von Baden-Durlach, die lauten Leder-auf-Aluminium-Kracher bei seinem Jagdausritt vernommen hätte, es wär was gewesen mit Carols Ruhe. Klonk. Klonk. Klonk. Klonk. Zwei Wutausbrüche und drei geschossenen Fasanen später säß er zu Hause und würde schimpfen über diesen schrecklichen Ort im Hardtwald. Klonk. Klonk. Klonk. Klonk. Zum Glück für die Stadt Karlsruhe wurde damals nur sehr spärlich Fußball gespielt und Adi Dassler schnitzte die Bälle noch aus Holz. Tok. Tok. Tok. Tok.

Relativ genau 300 Jahre später, die Sportgeräteentwicklung ist ein gutes Stück weiter, macht sich der 1.FC Köln auf in besagtes Karlsruhe zu fahren, um in der zweiten Fußball Bundesliga seine bemerkenswerte Serie ungeschlagener Spiele fortzusetzen und den Sprung an die Tabellenspitze in Angriff zu nehmen. Mit 3.500 Fans und zwei aufeinanderfolgenden Auswärtserfolgen sollte das doch klappen. Klonk.

Sind wir mal ehrlich: Von der ersten Minute an war der effzeh die bessere Mannschaft. Man ließ dem KSC kaum Raum zur Entfaltung, eroberte schnell Bälle, löste so ziemlich alle Situationen spielerisch und machte mit zwei, drei schnellen, kurzen Pässen das Spiel sehr breit, verlagerte anständig und erspielte sich so früh ein unübersehbares Übergewicht. Schon in der 9. Minute kann es zum ersten Torschrei kommen aber Helmes scheitert am Pfosten. Klonk.

Kann passieren. Ist ja noch früh im Spiel. Was dann allerdings in der ersten Halbzeit weiter geschah, ist mit “emotional aufwühlend” nur sehr unzutreffend beschrieben. Der erste Elfmeter war zweifelsfrei berechtigt, Ujah wird vom Torwart gefällt, da darf es keine zweite Meinung geben. Risse legt sich den Ball zurecht und hat Glück, dass der Rückenwind nach seinem Lattenschuss zum Gegenwind wird, sonst wäre es gefährlich für Timo Horn im Kölner Tor geworden. Falls der Ball vier Zentimeter tiefer im Netz eingeschlagen hätte, wäre es wahrscheinlich zu einem Rettungseinsatz in der Heimkurve gekommen, weil ein unglücklicher Zuschauer mit Nasenbeinbruch ins Hospital geschafft hätte werden müssen. Die feinen Maschen des Tornetzes wären kein Hindernis für die 300 km/h Bombe gewesen. Kann man mal machen, war lustig aber jetzt ist auch gut, okay? Klonk.

Drei Minuten später holt Ujah wieder einen Standard raus, 22 Meter vor dem Tor. Helmes legt sich den Ball zurecht und schlenzt den Ball gekonnt an den Oberarm des KSC-Verteidigers van der Biezen. Schiedsrichter Zwayer denkt an Millionen von Wettscheinen und Kicktipp-Tabellen und entscheidet im Zweifel für den Favoriten. Klar macht sich der Mann, mit dem angelegten Arm etwas breiter aber es erfolgt in meinen Augen keine Bewegung zum Ball, sondern er springt einfach hoch. Ach, egal. Müßig. Es gibt wieder Elfmeter. Wieder zwei Minuten später lacht sich ganz Fußball-Deutschland wieder mal über den 1.FC Köln kaputt, denn auch der zweite Elfer findet nicht den Weg in die Maschen. Helmes versucht es zu genau. Außenpfosten, wieder keine Chance zum Nachschuss. Klonk.

Da steht der Mund erstmal sperrangelweit auf. Ein gut gelaunter Paparazzo hätte dumme Gesichter en masse knipsen können, wenn er sich im Gästeblock aufgehalten hätte. Die google-Bildersuche “WTF” wäre um ein paar Seiten angewachsen.

Nach der Halbzeit kommt es -natürlich- so, wie es kommen muss. Der KSC mit einem einzigen Angriff, der effzeh unaufmerksam, zack, 1:0 für den Gastgeber. Ganz ohne Pfosten. Immer noch macht sich keine Panik breit, denn der effzeh 2013 ist eben nicht mehr der effzeh 2012. Keine hängenden Schultern, kein teilnahmsloses dem-Ball-hinterher-rennen. Nein. Es wird einfach eine Schüppe drauf gelegt, Stöger wechselt Peszko für Gerhardt ein und die Chancen kommen von ganz alleine. Weil man einfach besser ist. Vor der Katharsis hat der Fußballgott aber noch eine letzte Prüfung für die effzeh-Fans auf Lager. Freistoß, Kopfball, Klonk.

Ich gebe zu, beim vierten Pfostenschuß habe ich fast den Mut verloren. Es gibt ja diese Tage, wo das Tor wie zugenagelt scheint, wo man machen kann, was man will, der Ball findet einfach den Weg ins Tor nicht. Ich habe schon ein wenig Angst gehabt, dass das wirklich einer dieser Tage sein kann. Was heißt Angst. Das ist übertrieben. Aber Sorge. Sagen wir Sorge. Ja, genau.

Aber dann macht sich Peszko auf links auf den Weg und in der Mitte zeigt uns Patrick Helmes seine individuelle Klasse. Schaut Euch mal den Laufweg von Helmes vor dem 1:1 an. Er schlägt zwei ganz kurze Haken, setzt seinen Körper ein um vor den Verteidiger zu kommen, gibt im richtigen Moment nochmal Gas und steht so perfekt um die flache Flanke ins Tor zu spitzeln. Das war bärenstark! Und was hat gefehlt? Genau: Das Klonk.

Dass der effzeh nach 93 Minuten dann doch noch als Sieger vom Platz geht ist einem Tor geschuldet, dass das Spiel ganz vortrefflich zusammenfasst. Brecko setzt sich im Strafraum durch, ein KSC-Bein blockt den Schuss, der Abpraller springt vom Misoschen Oberschenkel zurück und trudelt in Zeitlupe an Orlishausen vorbei. Da kannst Du Chancen auf Chancen herausspielen, vier Mal den Pfosten treffen und am Ende ist es ein glückliches Flipper-Tor, welches dir die drei Punkte bringt. Im Netz, in den Kneipen, im Gästeblock fallen ganze Gebirge von den Herzen der Kölner Fans. Tooooor! Spitzenreiter!

Alles ist gut! Wie oben gesagt: Es gibt so Tage und wenn wir dann doch noch das Spiel gewinnen, dann zeigt das, dass es in der Mannschaft stimmt, dass nicht aufgegeben wird, dass man sich den Erfolg immer verdienen will. Wer kann damit nicht zufrieden sein? Ich bin es auf jeden Fall. Der effzeh macht mir aktuell richtig Spaß und es ist lange her, dass ich das mit wirklicher Überzeugung sagen konnte.

Jetzt kommt wieder eine unsägliche Länderspielpause aber die letzte hat uns ja auch nicht geschadet also nehmen wir das auch gelassen. Nächstes Spiel ist mal wieder in Müngersdorf, zu Hause gegen 1860. Bis heute habe ich leider noch keine Zusage für einen Wortwechsel aber ich kümmere mich drum. Wird schon werden.

Klonk.

1 comment to KSC – effzeh: Klonk

  • Was der Effzeh in der letzten Zeit abzieht, ist schon krass. Ich finde neben den Auftritten in der 2 Liga spricht auch die Tabelle mehr als 1000 Worte: Nur 5 Tore in 10 Spielen! Wirklich erstaunlich, aber das bestätigt nur meine Vermutung, dass Stöger der eigentliche Königstransfer in der Sommerpause war. Denke morgen kriegt 1860 die Hütte voll und der Effzeh kann sich wieder an die Tabellenspitze spielen.

Haut rein, schreibt mir was!