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SpVgg Greuther Fürth – effzeh: Ein Märchen

Bitterkalt war es auf den Straßen. Mädchen in kurzen Röcken liefen weinend hinter ihren hastig eilenden Müttern her, die Männer betranken sich mit güldenem Bier in den Schankstuben der Stadt, während die Knaben ihnen durch die Fenster zusahen, ungeduldig in trinkfähiges Alter zu gelangen. Kein Auto ward gesehen, keine Arbeit wurde verrichtet, nur ab und an hörte man in den Kissenhäusern das zerknirschte Stöhnen der Huren, die seit drei Tagen Dauerdienst verrichteten. Die drei Tage von Köln, werden die Geschichtsschreiber später in ihre Kladden schreiben. Doch fangen wir vorne an.

Lange Jahre waren die Bewohner der Stadt glückliche und zufriedene Menschen. Rund waren die Bäuche, rot die Gesichter und laut die Lieder. Über Dekaden und Generationen begeisterten sich Jung und Alt für den Fußballverein aus dem Zauberwald der Stadt. Man freute sich an Erfolgen über andere Städte, genoß sogar Spieltage gegen Mannschaften aus anderen Ländern und mehr als einmal hörte man fremde Zungen in den Straßen der Stadt. Der Umstand dass im Gegenzug zur dauerhaften Glückseligkeit einem bizarren Götzenkult rund um eine Ziege gehuldigt werden muss, wurde von den Bewohnern als Notwendigkeit und, mit zunehmenden Erfolg, auch mit Liebe und Hingabe mit Leben gefüllt. Vielhunderfach wehten die Fahnen mit der Ziege mit Mittelpunkt durch die Gassen. Von Häusern hingen sie und auf Körper wurden sie mit dunkler Tinte gebannt. Die Kölner waren stolz auf ihre Fußballverein und das glücksbringende Hörnertier. 

Aber wie das so ist mit Traditionen: Irgendwann wird es Folklore.

Der letzte Prinz hat die Stadt verlassen, dunkel sind die Gedanken und trist ist die Stimmung seit dem letzten großen Siegesfest. Die Mannschaft verliert gegen Dörfer, die Ziege starb und wurde durch eine neue ersetzt, welche ebenso einging und wieder und wieder.

Die Fahnen wehten still durch den stetigen Wind, die Lieder wurden leiser und sogar die Fackeln halfen nichts mehr, die Stadt verkümmerte. In der Seele getroffen, verhöhnt, geschlagen, gedemütigt aber immer noch stolz verweigern sich die Kölner aber bis heute der Realität. Man klammert sich an die guten Zeiten und die Legende sagt, dass es eines Tages wieder geschehen wird, dass man sich tausendfach trifft, auf dem alten Markt, vor dem Rathaus, auf dem Boulevard, dass man feiert und singt und tanzt und träumt. Dass die Welt wieder ein Zentrum hat.

Doch weit ist der Weg und fern ist das Ziel aber vor kurzer Zeit ritt ein meisterlicher Ritter aus einem sonderbaren Land aus dem Süden durch die Stadt und blieb um zu helfen.  Die Menschen schöpften Hoffnung. “Alles wird gut!” hallt es durch jedes Viertel und an den Stammtischen der Schankhäuser. Vier Spiele wurden unter der Anleitung des Retters gespielt und nicht verloren. Sogar ein Sieg gegen ein kleines Dorf war dabei. Die Träume wurden bunter, die Lieder wieder lauter. Und dann kam der Tag der alles änderte.

Langsam schob sich der Nebel durch die Bäume. Schatten der Nacht huschten vorbei, silbrig glänzten die Blätter der Bäume vom Morgentau als die Mannschaft zum Gastspiel nach Fürth aufbrach. Ein merkwürdiges grünes Schimmern war am Himmel zu sehen aber nur die Hunde und die Eichhörnchen konnten die Gefahr wittern und verkrochen sich frühzeitig.

Gegen Mittag, die Sonne stand hoch am Himmel wurde das Spiel der Kölner in den Schankhäusern gezeigt und die Menschen konnten nicht fassen, was sie sahen. Ein Spielzug wurde schneller als der vorherige ausgeführt, die Ballspieler traten den Ball mit traumhafter Sicherheit, wirbelten auf allen Positionen, schossen aus allen Positionen, bildeten flexible Rauten und ließen dem Gegner keine Luft zum atmen.

Als Adam Matuschyk in der 85. Minute das 8:0 für die Mannschaft aus Köln schoss brachen schließlich alle Dämme. Wildfremde Menschen lagen sich in den Armen, feinste Damen rissen sich die Blusen vom Leib, edle Herren schütteten sich das Bier kubikmeterweise in den goldverzierten Rachen. Die Stadt vibrierte, schüttelte sich, explodierte. Zwei Tage und drei Nächte war an nichts zu denken. “Wir sind wieder da!”, “Ich habe es immer gewusst!”, “Europa wir kommen!”. Ein unübertreffbarer Rausch…

…hell ist der Nachmittag. Kopfschmerzen dominieren. In der rechten Wade spüre ich den Ansatz zu einem Krampf. Das Telefon hat geläutet. Oh. Kurz vor drei schon? Ich muss eingeschlafen sein.

3 comments to SpVgg Greuther Fürth – effzeh: Ein Märchen

  • Max

    Ich verstehe es nicht.
    Wie kann man nach einer wirklich guten zweiten Halbzeit, in der der Effzeh dem Sieg wesentlich näher war als Fürth, in einem Spiel, das von zwei wirklich guten Zweitliga-Mannschaften geführt wurde, dermaßen hämisch sein?
    Natürlich ist das kein Champions-League-Niveau, aber wer das erwartet sollte schleunigst Fan von Dortmund oder Bayern werden. Für die Zweite Bundesliga ist das hier völlig ausreichend.
    Und nur weil es keine 3 Platzverweise und 6 Tore gibt wie in Hoppstadt kann man doch nicht von einem langweiligen Fußballspiel sprechen? Auch ein 0:0 kann ein schönes Fußballspiel sein. Und was ich am Samstag sah, ging völlig in Ordnung.

  • Ich. Habe. GESCHLAFEN! Keine Häme. Nichts gesehen. Allright?

  • Max

    Axel, no offense.
    Mein Ärger hat Dich getroffen, weil ich eigentlich nur bei Dir kommentiere.
    Ich hole einfach mal ein wenig aus. Ich habe das Spiel gesehen. Ich habe den Reporter gefühlte hundertmal sagen hören, was für ein Grottenkick ich mir angeblich anschauen muss. Ich habe bei effzeh.com die hämischen Twitter-Kommentare gelesen. Ich habe im Express den hämischen Bericht von Mirko Born gelesen. Überall der gleiche Tenor: was für ein mieses Spiel.
    Und darauf beziehe ich mich hauptsächlich, Dein Beitrag war da nur das Sahnehäubchen. Die Leute erwarten scheinbar, dass in der zweiten Liga begeisternder Fußball auf Champions-League-Niveau gespielt wird. Das ist aber schlicht unmöglich.
    Ich habe mir gestern extra die Mühe gemacht auf Sport1 das Montagsspiel anzuschauen: St. Pauli gegen Dynamo Dresden. Wer sich über die vergebenen Chancen von Lehmann und Risse ärgert, der hätte gestern einen Herzinfarkt bekommen. St. Pauli spielte gefälligen Fußball, benötigte aber 2 Standards um zu treffen, Dresden spielte mehr Fehlpässe als angekommene und brauchte einen Aussetzer von Pauli-Keeper Tschauner, um in Führung zu gehen, verschoss dann noch einen Elfmeter…
    das war ein Zweitliga-Spiel der mittelmäßigen Kategorie. Im Vergleich dazu war Greuth – FC wirklich ein ansehnliches Fußballspiel – natürlich im Rahmen des Zweitliga-Niveaus, das möchte ich abermals betonen! Auch mir ist klar, dass Dortumund gegen Bayern ein schöneres Fuballspiel verspricht und auch mir tut es leid, dass Spiele des Effzeh weit von diesem Niveau entfernt sind. Betrachtet man allerdings den Bezugsrahmen zweite Liga, dann relativiert sich das Bedauern.
    Also Axel, sorry, der Kommentar traf zwar Dich, war aber an viele andere Adressaten gerichtet.

Haut rein, schreibt mir was!