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VfB – FC: Das ewige Stuttgart

1“Los geht”s”. Eine einfache SMS stand am Beginn der Saison 2015/16. Freund Christoph teilte mit, dass er losgefahren ist um uns einzusammeln. Stuttgart. Das ewige Stuttgart. Jedenfalls aus effzeh-Sicht. Auf der Hinfahrt wurde zwar auf Zweckoptimismus gemacht aber ich war nicht wirklich über-erwartungsvoll. Vielleicht ist das diese latente Angst, die nur Fußballfans eines mittelmäßigen bis schlechten Vereins empfinden können: Verkackst Du es heute, kommt nächste Woche eine Spitzenmannschaft und schon ist die Saison im Eimer. Das ist irrational und dumm aber tief in mir drin sitzt diese Angst und ich habe gelernt mit ihr zu leben. Kennt jemand eine nette und verständnisvolle Psychologin?

Acht Stunden nach der SMS sieht die Welt rosig aus. Es regnet Lametta und die A6 hat den roten Teppich ausgelegt, damit die Ehrengäste sanft nach Hause kommen. Der effzeh kann in Stuttgart tatsächlich nicht verlieren, egal wie sehr sie sich anstrengen. Es ist ein bizarrer Fluch, der da auf den Schwaben lastet aber ich will mich nicht beschweren, Flüche können ja auch was tolles sein. Der 1.FC Köln gewinnt das erste Spiel der neuen Saison mit 3:1 und wenn ich jetzt schreiben würde, dass das vielleicht ein klitzekleines Törchen zu hoch ausgefallen sein mag, springt mir die Stuttgarter Timeline beim nächsten Treffen mit dem nackten Arsch ins Gesicht, darum schreib ich es lieber nicht.

Schauen wir mal auf das Spiel:

Die ersten 6 Minuten kann man getrost als Reminiszenz an einen jungen Amateurfussballer aus Schleswig-Holstein in die Geschichtsbücher schreiben. Pfostentreffer auf beiden Seiten aber zum Glück keine Verletzten. Lehmann für den effzeh und Didavi für den VfB mit sehenswerten Fernschüssen, die jeweils knapp an das Gestänge schlugen. Nach dieser wilden Anfangsphase versuchte der effzeh das Spiel ein wenig zu beruhigen, staffelte sich auf zwei Pseudoketten, die aber noch eine Menge Abstimmungsarbeit brauchen. Stuttgart bestimmte das Spiel zunehmend, der Aufwand des Teams von Alexander Zorniger war enorm hoch. Man störte den Spielaufbau, war bissig in den Zweikämpfen und versuchte mit schnellen raumgreifenden Pässen hinter die Kölner Verteidigung zu kommen. Das gelang nicht immer, sah im Ansatz aber vielversprechend aus. Vor allem der enorm quirlige Didavi kann für den VfB das Faustpfand werden, was ihnen letztes Jahr gefehlt hat.

In der Pause sprachen sich Freund Stefan und ich unisono für eine wohlwollende Akzeptanz eines torlosen Unentschiedens aus, zu sehr war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis Canstatt jubeln wird. Der effzeh verstand es nicht Ruhe in das Spiel zu bringen, verlor im Aufbau viel zu viele Bälle (Jojic!), spielte fahrige und unseriöse Pässe (Olkowski!) und wenn er denn mal zu Flanken (Risse!) kam, hätte jede Kirmesbude gefeiert, denn ein Preis war mit dem Zielwasser nicht zu gewinnen gewesen. Dazu kamen -für mich- unverständliche Entscheidungen, wie der Aufbau überhaupt stattzufinden hat. Man konnte keinen genauen Plan erkennen. Wurde der Ball in der eigenen Hälfte erkämpft, gab es ein paar Mal den Versuch spielerisch nach vorne zu kommen, die jedoch sehr schnell vom aggressiven Pressing des VfB unterbunden wurden oder es gab lange Bälle auf die Flügel, die zu unpräzise waren um verwertet zu werden. Kaum Kurzpassspiel, kaum vielversprechende Angriffe. Und wenn dann mal ein Ball einigermaßen ansprechend aussah, flankt Risse ins Nirvana. Naja. Wir waren nicht allzu optimistisch, sagen wir mal so.

Aber, die Stuttgarter schießen halt irgendwie die Tore nicht. Nach der Pause wurde der Druck nochmal größer, es ergaben sich gute bis sehr gute Chancen in kurzer Zeit aber eine Mischung aus Abschlussversagen, Timo Horn und Jonas Hector sorgte für weitere torlose Minuten. Bis, ja bis Modeste (wer feiert Feste, wer ist der Beste?) im Strafraum von neuen Stuttgarter Torhüter Tyton (Lannister?) zu Fall gebracht wurde, den fälligen Elfer mittelmäßig -aber immer noch in Potenzen besser als der Hannoveraner am Samstag- schoß, den Schnuller auspackte und vor dem Gästebreich anfing zu tanzen. Meine Gänsehaut in diesem Moment war nicht von dieser Welt. Fußball Du bist so geil. Besser geht es nicht…

…oh, da kommt ein Ball von Vogt auf Zoller… nein, nicht der Zoller! Bitte nicht, der kann… jaaaaaaaaaa! Kluger Schlenzer ins kurze Eck, 0:2, Fußball Du bist so geil! Ich hab immer an Simon Zoller geglaubt! Immer. Echt!

Himmel.

Zum Glück für mich wurde die Rückfahrt einigermaßen erträglich, weil Zoller dann auch im Gegenzug in bester Thomas Cichon-Manier einen klaren Elfer verursachte. Er will den Mann noch nicht mal umholzen aber rutscht aus und erwischt den Stuttgarter klar. Am besten guckt man sich das alles in Super-Slow-Mo an und läßt im Hintergrund die Benny Hill Musik laufen. Großartig. Aber ich will nicht meckern, es freut mich ja, wenn ich im Bezug auf Zoller Unrecht habe. Das müsst Ihr mir glauben.

“So, jetzt 10 Minuten Bälle wegschlagen” war der Kommentar von Freund Christoph nach dem Anschlusstreffer. Joa, das haben sich die Spieler des effzeh wohl auch gedacht aber dass da mal einer per Zufall in den Laufweg von Modeste tropft, dieser den Ball behauptet und wie weiland der Hulk durch den Stuttgarter Vorabend marschiert, überlegt auf den mitgelaufenen Yuya Osako ablegt und danach nur noch wortlose Fassungslosigkeit vorherrscht, das war bestimmt nur auf Platz sieben des Stögerschen Abwehrplans für die letzten Minuten. Egal. 3:1 in Stuttgart. Der effzeh startet mit einem so, so, so wichtigen Sieg in die Saison. Fußball Du bist so geil. Manchmal.

Es war ja nicht alles Gold: Jojic und Risse mit sehr schwachem Spiel. Praktisch jede Ballberührung dieser beiden führte zu Ballverlusten. Olkowski hatte seine rechte Seite auch nicht im Griff, ließ sich ein ums andere Mal überlaufen, die Lösung mit Lehmann und Gerhardt vorgezogen, war auch nicht das Gelbe vom Ei, denn die Mitte wurde vom VfB geschickt zugestellt, ein Aufbau über diese Station war kaum möglich und die Außen waren, wie gesagt, irgendwie mies, gestern. Gegen Wolfsburg rechne ich erstmal wieder mit Lehmann/Vogt auf einer klassischen Doppelsechs, allein um selbst in der Mitte zu verdichten und nicht die Räume anzubieten, die die Stuttgarter gestern hatten. Drei, vier Fertighäuser hätten da teilweise reingepasst. Das muss besser werden.

Lichtblick des Tages war für mich Sörensen, den Du zwar nicht zum Spielaufbau gegen eine E-Jugend schhicken kannst, der aber seinen Job, das schöne Spiel zu zerstören, mit großer Ernsthaftigkeit ausgeführt hat und sich kaum Fehler leistete. Er stand gut, hat ein sehr gutes Kopfballspiel und halt immer eine Haxe im Weg. Das sah schon prima aus, fand ich. Nicht wirklich schön aber wer gibt denn da was drauf?

Über Timo Horn und Jonas Hector müssen wir nicht reden, oder? Timo mit einem kleinen Gehirnfurz in der zweiten Halbzeit, als er sich anscheinend nicht entscheiden konnte ob er den Ball weit oder kurz abewerfen sollte aber er macht es sofort wieder gut. Supertyp.

Ansonsten ist das Gesamtkonstrukt effzeh sicher noch in Arbeit aber das ist am ersten Spieltag ja auch nicht anders zu erwarten. Was zählt sind die Punkte und die sind da. Und da lohnen sich doch auch zehn Stunden Autofahrt.

Gott waren die Autobahnen gestern ätzend.

So, zum Abschluß ein riesiges Kompliment dem aktiven Fanblock des 1.FC Köln, der über 90 Minuten eine großartige Leistung an den Tag legte. Laut, farbenfroh, enthusiastisch, gewaltfrei (was ich mitbekommen habe). Hut ab, Jungs, das hat sehr, sehr großen Spaß gemacht.

Update:
Jaja, ich krieche zu Kreuze, tut mir leid 🙂

Auch die Stuttgarter Kurve wusste zu gefallen, da kam einiges rüber. Unterstützt von der recht großartigen Akustik im neuen Neckarstadion war es ein tolles Stadionerlebnis. Fußball, Du bist so geil!

Nur die Wurst war eher Durchschnitt. Und wenn das für den Rest der Saison unser Problem sein sollten, dann soll es mir recht sein.

Nächste Woche kommt Wolfsburg. Wird schwer aber der erste Druck ist schon mal weg. Und das kann uns nur helfen.

Come on effzeh!

3 comments to VfB – FC: Das ewige Stuttgart

  • Flittarder Geissbock

    Super Text, passt. Wobei Risse am TV nicht so schlimm war wie Olkowski und Jojic. Und mit Vogt war auch mehr Ordnung im Mittelfeld. Das könnte zum Problem für Gerhardt werden, der Bruno-Effekt quasi. Modeste ist ein echtes Tier, so ein Jonah Lomo im Fußball. Selbst wenn die Stuttgarter den vor dem 3:1 festgehalten hätten, hätte er die einfach mitgezogen. Wahnsinn. Heintz fand ich auch gut, Bittencourt war ok.

  • pedi

    agressionen abbauen ,und ängste verlieren,sagen die mir immer.
    gute besserrung!!

    mfg pedi

  • […] TV News) + + + Auswärtssieg: Axel war in Stuttgart, hat über das Spiel gegen den VfB lesenswert geschrieben und mit zwei Ikonen des kölschen Twitter-Stammtisches hörenswert über das Spiel im Speziellen […]

Haut rein, schreibt mir was!