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VfL Wolfsburg – FC: In weiter Ferne so nah

Wenn der 1.FC Köln gegen Felix Magath antreten muss, ist anscheinend jede Hoffnung verloren, jedes kleine Fünkchen Optimismus löst sich in einem verpuffenden Feuerball auf. Zum 14.(!) Mal in Folge kann die Kölner Mannschaft nicht gegen den Aschaffenburger gewinnen auch wenn der effzeh gestern eigentlich verdammt nah dran war und nur die fehlgestellten Fußsohlen von Milivoje Novakovic dem “Dreier” im Weg standen. Um 17:05 Uhr läuft das Slowenentalent allein auf Benaglio zu, schießt die Pille in den Himmel wie weiland U. Hoeness in Belgrad und um 17:07 Uhr köpft ein Mann namens Polter das entscheidene 1:0 für die Gastgeber. Mann o Mann.

Nach ungefähr zehn gespielten Minuten habe ich eigentlich schon keine Lust mehr. Auf rechts beackert Dejagah den anscheinend völlig hilflosen und maßlos überforderten Christian Eichner so penetrant, dass es nur eine Frage der Zeit scheint, wann die Wölfe das erste Tor über diese Seite vorbereiten. Ein ums andere Mal geht Dejagah an die Grundlinie, dribbelt sich in den Strafraum und sucht Koo, der jedoch jede Torgefährlichkeit vermissen lässt. Den FC hält in dieser Phase eigentlich nur Glück (Schiedsrichter Welz kann nun wirklich zwei Mal Strafstoß geben, da dürfen wir uns nicht beschweren) und eine verdammt aufmerksame Innenverteidigung im Spiel. Geromel und Pezzoni, die ihre Beine immer irgendwie dazwischen kriegen und damit Rensing eine Menge Arbeit abnehmen, treten gut sortiert auf.

Ich bin ja großzügig mit Kritik an Pezzoni, daher muss ich fair bleiben und ihm diesmal ein Lob aussprechen. Er machte ein durchaus solides Spiel, zeigte großen Kampfeswillen und blieb ohne wirklichen Fehler. Vor dem 1:0 orientiert er sich zwar vom Mann weg aber das muss nicht unbedingt falsch sein, denn wenn Geromel sich vor dem Wolfsburger positioniert, ist Pezzoni im richtigen Raum um einen Nachschuss zu verhindern. An dem Mann lag es diesmal nicht.

Nach 15, 20 Minuten fängt sich die Mannschaft von Trainer Solbakken etwas, macht die Räume hinten ein wenig enger, verhindert die Anspiele in die Spitze und drängt die Wolfsburger noch etwas weiter nach Außen, als diese schon von Natur aus stehen bzw. spielen. Die Flanken sind dadurch länger in der Luft, die Kölner Hintermannschaft hat mehr Zeit sich zu stellen und so geht kaum Gefahr von diesen Anspielen aus. Es bleiben ein paar Fernschüsse, die entweder über das Tor gehen oder von Rensing sicher pariert werden. Die wenigen Vorstöße des effzeh werden zunehmend gefährlicher. Podolski flankt in der 21. Minute so butterweich in den Raum, dass jede Margarine aus Scham schlecht wird, doch Novakovic schießt aus acht Meter Benaglio an. Paar Minuten später kommt wieder ein Ball von Podolski – diesmal ein Freistoß – so punktgenau an den Elfmeterpunkt gesegelt, dass Geromel eigentlich nur den Fuß hinhalten muss. Macht er dann auch, allerdings spitzelt er den Ball haarscharf am rechten Pfosten vorbei.

Zur Pause hat der effzeh sich das Unentschieden also verdient, es fällt jedoch auf, dass in der Vorwärtsbewegung so gut wie nie eine Überzahlsituation geschaffen werden kann. Lanig und Riether versuchen zwar die Bälle zu verteilen, müssen jedoch oft genug zurück spielen, weil entweder Peszko, Nova und Podolski einen halben Kilometer im Abseits stehen oder das Wolfsburger Mittelfeld so dicht ist, dass einfach keine vernüftige Anspielstation frei ist. Das ändert sich leider auch in der zweiten Halbzeit nicht sonderlich.

Einen deutlichen Qualitätsabfall erhält das Kölner Spiel mit der Auswechslung von Peszko gegen Jajalo. Ich habe vor der Saison Mato Jajalo als den Spieler mit dem größten Potential für mich auf der Liste gehabt, doch seit einigen Spielen enttäuscht der Kroate ungemein. Gestern hat man ihn eigentlich nur einmal gesehen, nämlich als er sich nach 40 Sekunden eine gelbe Karte abholte. Der Rest war unsauberes, schlampiges Aufbauspiel und kein Vergleich zum agilen Clemens. Okay, er musste verstärkt über links kommen aber das heißt ja nicht, dass jeder Ball automatisch verspringen muss, dass jedes Zuspiel über vier Meter beim Gegner landen muss. Das war unterirdisch. Warum ist das so? Auf der Doppel-Sechs hat Jajalo zusammen mit Riether ein paar tolle Spiele in der Hinrunde abgeliefert, doch seitdem die Abwehr Spiel für Spiel durcheinander gewürfelt wird und Jajalo mal auf der Clemens, mal auf der Peszko, mal auf der Lanig und mal auf der Riether-Position spielen muss, klappt es irgendwie nicht mehr.

So ist es dann auch nur folgerichtig, dass Jajalo der Mann ist, der Träsch völlig unbedrängt flanken läßt und damit die Niederlage des effzeh einleitet. Klar, Solbakken sagt, dass Flanken nicht immer verhindert werden können aber ich muss trotzdem nicht nur dabeistehen und dem Gegenspieler eine halbe Stunde Zeit geben, bis er sich den Ball genehm gelegt hat um dann zwei Mal den Kopf hoch nehmen zu können, wo er denn am besten hinflankt. Da war er dann wieder, der eine Fehler der den Unterschied macht. Geromel ist zu spät dran, die Flanke kommt präzise, Rensing ist machtlos, Spiel verloren, Danke schön, auf Wiedersehen.

Solbakken wechselt noch Neueinkauf Ishak ein, der direkt zwei Schüsse aufs Tor anbringt, jedoch kein Glück im Abschluss hat. Auch Roshi bekommt noch Einsatzzeit (einen deutlicheren Fingerzeig in Richtung Mark Uth wird es nicht mehr geben können), doch auch der Albaner kann das Spiel nicht mehr drehen.

Unter dem Strich war das ja gar kein schlechtes Spiel, vom effzeh. Die Mannschaft wirkte diszipliniert, spielte geduldig, wenn auch nicht besonders schön, zeigt aber durchaus gelungene Ansätze. Nicht gefallen hat mir das Spiel im Mittelfeld. Das ist eigentlich wie immer. Es fehlt das kreative Moment, es fehlen die Ideen das Spiel schnell zu machen. Clemens versuchte es ein paar Mal, verpasste aber den richtigen Zeitpunkt abzuspielen, Peszko hatte auch nicht seinen besten Tag, lief auf links zwar ständig durch, konnte aber die Abspiele in die Spitze nicht anbringen. Ich bin gespannt, was sich noch tut, bis zum 31.01. Eigentlich muss der FC noch aktiv werden, denn wenn man gestern die Bank gesehen hat, dann war da nichts mehr. Gut, Sereno kommt zurück und irgendwann ist auch dieser schreckliche AfricaCup vorbei, so dass Jamal wieder mit hinten drin stehen kann, dann muss man schauen was mit Petit wird, ob dann Jajalo wieder mit Riether vor der Abwehr zu alter Form zurück finden kann…Jajajaja, alles schon okay, ein, zwei Neueinkäufe würden dennoch nicht schaden.

Überrascht war ich von den Wolfsburgern, die ich zumindest uneingespielter erwartet hätte. Magath bot vier neue Spieler auf, die sich jedoch gut in das Team einfügten. Insbesondere Rodriguez zeigte in der Kette hohe Spielintelligenz, verschob mehrmals genau richtig und stellte damit Podolski und Co. ins Abseits.

Was bleibt unter dem Strich? Keine Punkte, ein dennoch anständiges Auswärtsspiel, und die Erkenntnis, dass Matthias Stach ein furchbar trauriges Leben führen muss, denn der SKY-Mann redete sich ab der 80. Minute ins Delirium. Wenn das also (halbvolles Stadion, ein paar Mal “Vfl – Vfl” – Wechselgesang) eine Wahnsinns-Atmosphäre ist, dann möchte ich nicht wissen, wie es an schlechten Tagen in seinem Kopf aussieht. Vielleicht schickt ihn SKY mal zum Superclásico…aber…nee…besser nicht.

7 comments to VfL Wolfsburg – FC: In weiter Ferne so nah

  • Matthias Stach ist der Allerschlimmste. Mir geht schon seit Jahren sein dauerndes Geschreie auf den Senkel: Sobald eine Situation droht, auch nur halbwegs gefährlicvh zu werden, brüllt Stach die Zuschauer an, als werde gerade die Weltmeisterschaft entschieden. Unerträglicher, klassischer Marketingkommentator: muss das Produkt gut machen, schließlich hat man die Rechte teuer eingekauft.

  • Ich finde Tom Bayer noch einen Tacken unerträglicher aber, stimmt schon, Stach ist auch ein Dahlmann.

  • Max

    Von Pezzoni war ich auch positiv überrascht, den hatte ich nach dem Hinrundenspiel schon abgeschrieben. Wenn dann Jemal wieder zurück ist und eventuell Eichner ersetzen kann, Sereno wieder einzusetzen ist, dann könnte ich mir tatsächlich vorstellen, dass der FC in absehbarer Zeit über eine halbwegs stabile Defensive verfügen könnte.
    Von der Transferpolitik der Herren Solbakken und Finke bin ich bislang sehr angetan, die machen bestimmt noch kurz vor knapp wieder ein Schnäppchen.

  • JuergenL

    Das nach Verstärkungen verlangt wird, kann man mehr als verstehen. Aber wir sollten aus dem Transferchaos der Overath/Meier Äre gelernt haben, das es nichts bringt blind einzukaufen. Entweder jemanden der passt oder lieber überhaupt nicht.
    Rausgeschmissenes Geld haben wir in der Winterpause wenigstens abgeben können.

    Auch wenn mich manch’ einer für verrückt hält, ich bin mal gespannt was Petite noch drauf hat wenn er den fit wird. Man kann von dem Portugiesen halten was man will, aber er ist im Spielaufbau immer noch besser als Lanig oder Riether. Womit wir bei Jajalo wären, der geht im Moment durch ein tiefes Loch. Vielleicht kommt er gestärkt wieder raus oder er kommt garnicht mehr auf die Füsse. Die richtigen Anlagen hat er auf jeden Fall.

    Noch kurz zum Wolfsburg Spiel, es gibt da für mich 3 Erkenntnisse:
    1.) Durch Nova sind wir vorne wesentlich flexibler als vorher, nur Poldi ganz vorne ist auf die Dauer zu simpel auszurechnen. Und auf die Dauer nur auf die Einzelaktionen eines Spielers zu hoffen wird zu wenig sein.

    2.)Pedro Geromel findet langsam wieder zu der Form zurück die uns jahrelang den Arsch gerettet hat. Mit Sereno, Jamal und anscheinend auch Pezzoni haben wir wieder eine recht ordentliche IV. Denn viel zugelassen haben wir am Samstag in Wolfsburg eigentlich nicht.

    3.) Wir kriegen links hinten ein echtes Problem. Christian Eichner, den ich als einen der besten Neueinkäufe der letzten Saison gesehen habe, ist zur Zeit derartig ausser Form, das geht überhaupt nicht. Brecko spielt defensiv mittlerweile recht ordentlich und hat Schwächen in der Offensivbewegung. Bei Eichner geht im Moment weder das eine oder das andere.
    Vor allem haben wir da keine Alternative, Sereno kann zwar dort spielen, der ist aber ein IV, für einen AV zu langsam und offensiv viel zu schwach.

  • Max

    @JuergenL
    Hinten links könnte ich mir Jemal vorstellen – aber Du hast recht, die AV ist äußerst schwach und links mit Eichner derzeit leider unterirdisch.

  • JuergenL

    @Max
    Defensiv spielt der Brecko mittlerweile ganz brauchbar. Man sieht ihn auch des öfteren in der Offensive, aber für einen modernen Aussenverteidiger ist das immer noch zu wenig. Jemal sehe ich als AV ähnlich Sereno, zu langsam für die Aussenbahn und offensiv kommt nichts. Mich würde noch interessieren ob man Andrezinho auf links spielen lassen könnte.

    Das mit Eichner ist wirklich ärgerlich, mit ihm Geromel + Sereno/Jamal in der IV und Brecko/Andrezinho auf rechts hätten wir eine ganz gute Defensivreihe. Und das wäre sehr wichtig, denn eine ordentlichen Defensive ist überlebenswichtig.

  • Max

    @JuergenL
    Tja, leider leider hast Du absolut recht…
    Wie heißt es so schön: mit dem Sturm gewinnt man Spiele, mit der Abwehr gewinnt man Turniere…

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