Es zerreißt mich. Nach Mintals Schuß in der 88. Minute, will ich nur noch, dass der Schiri abpfeift. Wenigstens den einen Punkt sichern, wenigstens wieder vor Werder in der Tabelle, am Ende zählt jeder Punkt. Mach Schluss! Wenigstens noch ein Freistoß für uns und nicht für den Gast. Ich fange an mich zu entspannen, denn es sind nur noch zehn Sekunden auf der Uhr und der Ball ist bei Podolski der mit dem Rücken zum Tor am gegnerischen Strafraum steht. Da passiert nix mehr. Noch ein Paß zu Peszko, was hat der denn vor? Zieht nach Innen….mein Nachbar schreit schon wieder, ich verstehe nichts bis auf “Aaargh”, tick, tick, tick, 1:57 in der Nachspielzeit, 1:58…ein letzter Paß in die Mitte, vorbei an sechs weißen Stutzen…1:59…die Zeit wird langsamer, Nova steht völlig frei vor dem Tor, jetzt seh’ ich’s auch…OH MEIN GOTT!
Wir müssen uns ja gar nicht darüber unterhalten, dass das Spiel an sich nichts für die Augen war. Über 90 Minuten war es ein reines Kampfspiel oder wie Trainer Schaefer es im Nachgang nannte: Ein “Abnutzungskampf”. Viele, verbissen geführte Zweikämpfe, wenige Höhepunkte und so gut wie kein flüssiges Spiel machten es den Zuschauern nicht leicht ihre gewohnte Feiertagslaune aufrecht zu halten.
Am Ende ist das natürlich völlig egal aber zwischdurch war es schon zäh. Der K(r)ampf kumulierte in einer ziemlich stupiden Aktion von Mohammad, der den Nürnberger Kapitän Wolf ohne große Not zu Fall brachte und sich dann zu einem “Befreiungstritt” hinreißen ließ. Die Aufregung war groß, Wolf hielt sich das kilometerweit entfernte Schienbein und der Rest war Rudelbildung. Zwei gelbe Karten später muss der FC-Fan von einer glücklichen Entscheidung sprechen, denn Mohammed hätte sich über Rot gar nicht so sehr beschweren müssen. Jedoch, auch die Nürnberger profitierten von der etwas kleinlichen aber gleichzeitig auch großzügigen Linie der Unparteiischen. Cohen hätte schon in der ersten Halbzeit mit gelb-rot vom Platz gehört und auch Ekici leistete sich ein, zwei fiese Tritte. An Aufregung war es das aber schon fast.
Dass der FC am Ende vielleicht doch den klitzekleinen Deut mehr Willen zum Sieg hatte, zeigte sich in den letzten zehn Minuten als Peszko und Novakovic an Schäfer scheiterten und insgesamt etwas mehr Laufbereitschaft zu erkennen war als in den 80 Minuten davor. Der Rest ist bekannt.
In einem Kölner Kader, der wieder auf die Dienste von Pedro Geromel zurückgreifen konnte, mochte sich niemand so Recht in den Vordergrund spielen. Viele Stockfehler, nur bedingt kreative Angriffe (hoch, weit, Novacovic) und eine gewissen Grundnervosität spielten den Nürnberger in die Karten, die selbst auch kein Feuerwerk abbrannten, sondern recht geschickt die Räume eng machten und das Spiel eher zerlegten, als aktiv einen schönen Fußball-Nachmittag zu gestalten.
Doch, nochmal: Mir doch egal! Drei Punkte auf’m Konto, 35 insgesamt, ein großer Schritt Richtung Klassenerhalt aber noch nicht der alles-entscheidende Letzte. Nächste Woche hat der FC die Möglichkeit im Borussia-Park in Mönchengladbach ihre Anhängerschaft von der Kette zu lassen. Gelingt der Sieg gegen den Erzrivalen, dürfte die Saison 2011/12 im Oberhaus gesichert sein und zusätzlich noch das “Schmankerl” dass der Sieg über die Fohlen wohl auch deren Abstieg besiegeln würde. Ich persönlich freu mich ja immer über Derbys, von mir aus könnten die Gladbacher ruhig in der Liga bleiben, denn mal ehrlich: Wen interessiert denn Wolfsburg? Wär ja schlimm, wenn auf einmal nur noch die Leverkusener ein “Derby” hätten.
Ich bemüh mich die Tage mal ob ich ein Statement eines Gladbachers erhalte…
Haut rein, schreibt mir was!