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too little too late?

Jetzt ist es dann knapp 24 Stunden her, dass sich der 1.FC Köln sich von Trainer Zvonimir Soldo getrennt hat. Eine Entscheidung, die das Präsidium nicht mehr hinauszögern konnte. Der Druck wurde zu groß, das Auftreten der Mannschaft im Auswärtsspiel bei Hannover 96 kann man nicht als allzu großes Statement pro Soldo werten und so greifen die Automatismen, der Trainer packt die Koffer.

Ich würde ja schwer heucheln, wenn ich die Entscheidung hier öffentlich bedauern würde, zu groß war meine Abscheu vor dem Fußball, der unter Soldo gespielt wurde, zu gering das Vertrauen in den Kroaten die Mannschaft so zu gestalten, dass sie halbwegs wettbewerbsfähig wird. Mein Problem mit der Entlassung ist der Zeitpunkt.

Zum Ende der letzten Serie hätte man Soldo recht elegant aus seinem Vertrag entlassen können, denn, seien wir doch mal ehrlich, man kennt doch Köln, den FC, den EXPRESS und das hiesige Anspruchsdenken. Dabei ist das mit Letzterem so eine Sache. Niemand erwartet von diesem Verein Wunderdinge, der Wunsch nach Europa, der Glanz der alten Tage, all das wird den Fans immer angedichtet, doch stimmt es so schon lange nicht mehr. Mein einziger Anspruch an den FC ist eine positive Entwicklung. Wenn es zehn Jahre dauert sich zu erholen, dann ist das eben so. Was aber tödlich ist, ist der totale Stillstand oder gar ein Rückschritt. So empfand ich den FC unter Soldo: Rückwärtsgerichtet, ohne Charisma, ohne Esprit, ohne Einstellung und vor allen Dingen ohne Hoffnung auf Besserung.

Die Befürworter des Trainers führten -nicht ganz zu Unrecht- an, dass unter Daum, Steevens, Latour oder Funkel kaum besserer Fußball gespielt wurde. Einverstanden. Nur, ist das ein Grund? Ich verstehe das Argument nicht. Cola macht dick, Fanta aber auch, also kann ich auch weiter Cola trinken? Häh?

Natürlich ist Soldo nicht alleine verantwortlich für das Desaster, dass sich i.M. 1.FC Köln nennt. Der Manager-Imitator Michael Meier, verpulverte in seiner Amtszeit eine derartige Masse an Kohle völlig ohne Sinn und Verstand, dass man sich fragen muss welche Funktion der Aufsichtsrat des Vereins hat. Wenn das Präsidium schon nicht in der Lage ist dem, völlig wildgewordenen Westfalen, die Grenzen auf zu zeigen, dann sollte das Kontrollgremium dies machen. Natürlich nicht in Köln, denn hier kennt man sich, hier hilft man sich. Das ureigenste Interesse der handelnden Personen ist stets selbst gut da zu stehen. Bloß kein Faß aufmachen und sich den Wut des Siegburgers zu ziehen, der droht dann nämlich recht schnell mit Liebesentzug und so ein Pöstchen beim “ersten Verein am Platz” möchte man ja doch auf der Visitenkarte stehen haben, nicht wahr? Sogar beim Guardian lacht sich Raffa Honigstein kaputt. Oh Mann…

Overath selbst ist ein schwacher Präsident, der den Verein bis in die letzte Position mit alten Weggefährten oder Lakaien ausgestattet hat. Scheiss auf Kompetenz, den Jung kenn ich joot, der iss der rischtige für d´r Job. Jürgen, Fritz, Stefan und Michael. Wir schmeissen den Laden jetzt. Tja, funktioniert leider nicht. Oh und bitte: Ja, ihr habt Pedro Geromel nach Köln geholt, stimmt. Aber das darf doch kein Argument sein mit einem geglückten Transfer die ganzen Fehlgeschäfte der letzten Jahre (oder alleine schon dieses Sommers) zu rechtfertigen. Irgendwann fallen dem Pfau nämlich auch die Federn aus!

Dass selbst die Entlassung am gestrigen Sonntag in ihrer Würdelosigkeit bahnbrechende neue Maßstäbe setzt, passt zur neuen Leitkultur des Vereins. Morgens lässt man Soldo noch das Training leiten und bei Sport1 ein paar Fragen beantworten, teilt dann der Mannschaft mit ihre Handys an zu lassen, quatscht ein bisschen mit dem EXPRESS und dem KStA, die beide die Meldung von Soldos Entlassung kurz vor drei Uhr verbreiten. Dann wird dementiert, weil der Praktikant wohl noch nicht die Erklärung für die Wursch fertig geschrieben hatte und um halb sechs tritt die W.O. vor die Mikrophone und drischt die üblichen Phrasen. Das war ein derart lächerlicher Vorgang, dass kann man sich gar nicht ausdenken. Aber was erwartet man von einem Verein, der zur Verhandlung um die Sperrdauer für eine rote Karte als Beweismittel eine KIng-Size-Dick-VHS mit nach Frankfurt nimmt, weil der damalige Präsident (Hartmann) im Totaldelirium die Sportschau überspielte? Das kann man einmal lustig finden, wenn es aber zur Gewohneit wird…

Nun kommt also Frank Schäfer zu seiner Chance. Overath spricht natürlich von einer Übergangslösung. So nimmt man dann dem Mann schon von vorn herein jede Chance ein Konzept zu entwickeln, eine Spielkultur zu etablieren. Prima!

Es passt aber zum Selbstverständnis des Präsidenten: Keine Ahnung ob der Mann gute Arbeit leistet, was weiß ich denn wie die U23 spielt, ich opfere meine Freizeit ja schon für unsere Bundesligamannschaft. Grandios verkackt!

Wie geht es nun weiter? Nun kennt man ja immer jemanden, der jemanden kennt, der was gehört hat und so will ich Euch das z.Z. heißeste Gerücht aus der Geschäftsstelle nicht vorenthalten: Angeblich gibt es folgenden Masterplan (der Zeitpunkt überrascht aber, hey, this is Cologne):

– Meier ist im Winter weg
– Schäfer bleibt bis zur Winterpause
– Daum wird dann Trainer und Sportdirektor (wie Magath in Schalke)
– sportlicher Berater wird Bodo Illgner
– Thomaz Hajnal soll bereits fix sein
– Es soll richtig Geld in die Hand genommen werden

Overath wird im November 2011 zurücktreten, neuer Chef wird Fritz Guckuck in Zusammenarbeit mit Toni Schumacher, einem Vertreter der REWE, einem Vertreter der METRO und einem Typen von FORD.
Die Kohle dafür soll von der RWE kommen, den Deal soll Calmund schon gestern Abend für Daum eingefädelt haben. Dafür bekommt die RWE einen Sitz im Aufsichtsrat und exklusive Werbeflächen im RheinEnergie(!)-Stadion.

Nur ein Gerücht. Aber: Würde es Euch überraschen? Würde Euch noch irgendwas überraschen?

8 comments to too little too late?

  • Der Masterplan, den Du da skizzierst, ist aber mal sehr spannend. Würde mich sehr interessieren, wieviel daran ist. Alleine Christoph Daum wieder beim FC zu sehen, kann ich mir grad gar nicht vorstellen. Der ist doch eigentlich komplett verbrannt, zumindest wenn ich mich hier in Köln so umhöre.

  • Tja, das dachte ich auch. Eigentlich denke ich das immer noch, aber: Wie man es dreht und wendet, sobald in Köln der Trainerposten vakant ist, kommt C.D. in´s Gespräch. Ist so, bleibt so. Er ist da nicht ganz unschuldig dran. Wir werden sehen, aber der Mensch der mir das erzählte meint das ernst…

  • mact

    Also wenn dieser ganze Plan mit Daum usw wirklich so vonstatten gehen würde, würde es mich doch sehr wundern.
    Vor allem sind Schumacher und Illgner doch das gleiche Kaliber wie Overath und Glowacz. Nur halt eine bzw zwei Ecken jünger. Meine Meinung.
    Aber RWE und RheinEnergie würden sich ja nicht ausschließen. Hat RWE nicht über 20% Anteil an denen?
    Aber wie du schon gesagt hast: Gerüchte.
    Genau wie ich vor ca 2 Jahren gehört habe, dass Tim Wiese nach Vertragsende in Bremen 100prozentig zum FC kommt. Todsichere Quelle. Genau…

  • Yup. 80% Stadt Köln (über GEW), 20% RWE.
    Zu Schumacher: Ich kann mir gut vorstellen, dass er als eine Art Franz Beckenbauer eingesetzt werden soll. Grüßonkel, FC-Idol, für´s Volk eben. Intern wird er nix zu kamellen haben.
    Zu Illgner: Ich weiß gar nicht was Bodo i.M. so treibt, ich habe ihn das letzte Mal im Fernsehen gesehen (2. Liga Derby gg. Gladbach) als er einen sehr distinguierten Eindruck machte, exzellent vorbereitet war und sehr glaubhaft seine Liebe zum FC rüberbrachte. Ich halte ihn für ziemlich clever.

  • mact

    @aXel
    Aber der Tünn wird sich doch wohl kaum mit sowas zufrieden geben. Kann mir sehr gut vorstellen, dass er durch öffentliche Aussagen sehr viel Unruhe bringen würde.
    Deine Eindrücke zu Illgner teile ich. Habe ihn auch aufm DSF bei einem Montagsspiel gesehen. Aber ob das Qualifikation genug wäre, weiss ich nicht. Ebenso wie ich bezweifel, dass er dumm genug ist, sich das anzutun.
    Aber warum über Eier diskutieren, die höchstwahrscheinlich nie gelegt werden?

  • ChipImBall

    Judas Daum soll hier wieder arbeiten ? Würde ja zum Jesus Mondragon passen.
    Wobei wenns aufwärts gehen würde……
    wäre mir das wahrscheinlich auch s..egal
    🙂

  • Schmierwurst

    Nie wieder Daum, bitte. Ja, er hatte in den 80ern (!) einigen Erfolg mit dem Effzeh, aber seine letzte Periode hier war doch wirklich unterirdisch. Nicht nur seine Selbstdarstellung, sondern in erster Linie der Fußball, den er hat spielen lassen. Von den Graupen, die er geholt hat mal ganz zu schweigen.
    Ansonsten:
    – Meier ist im Winter weg
    -Overath wird im November 2011 zurücktreten

    Finde ich super!
    Und die Tatsache, daß ich persönlich die Einbindung von Vertretern der Hauptsponsoren begrüßen würde, zeigt wie verzweifelt ich nach (wenn auch nur vermeintlicher) wirtschaftlicher Kompetenz sehne.

  • […] hilft aber nix, wir werden es schon früh genug mitbekommen. Außerdem gibt es da ja immer noch das RWE-Szenario…;-) Dezember 1st, 2010 | Tags: Christoph Daum, effzeh, Fußball, Michael Meier, saison 10/11, […]

Haut rein, schreibt mir was!