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Märzbeben

Vielleicht kann man die Regentschaft von Werner Spinner ganz grob in zwei Kapitel einordnen. Die Zeit von der Amts-Übernahme ab 2012 bis zum Einzug in den europäischen Wettbewerb im Frühjahr 2017 – und die Zeit danach. So ganz genau kann ich, der mit dem Innenleben des Vereins nur soviel zu tun hat, was mir erzählt wird, natürlich nicht einordnen. Vielleicht war der Übergang fließend, vielleicht war schon die berühmt-berüchtigte WH-Choreo ein Wendpunkt oder das ebenso schlagzeilenträchtige Heimspiel gegen Hoffenheim, vielleicht kam es zu einem harten Bruch, vielleicht ist die Innen-Wahrnehmung auch eine ganz andere als die von Außen. Ich kann nur die letzte Perspektive einnehmen und versuchen für mich zu sortieren.

Als Yuya Osako am 20.05.2017 auf die Südkurve zulief, als um 17:13 in Köln alle Dämme brachen und wir uns in der Armen lagen, da verschwendeten wir keinen Gedanken an die Zukunft, wir schauten uns an, dachten an die vergangenen fünf Jahre und waren nichts als glücklich. Und zu einem ganz großen Teil dankten wir Werner Spinner und seinen Vorstandskollegen. Wir nahmen sie als angenehm ruhige, sich nicht ins sportliche einmischende Gremien-Instanz an, wir waren froh und glücklich, dass der Vorstand uns mit Peter Stöger und Jörg Schmadtke ein kongeniales Duo in der sportlichen Verantwortung schenkte, wir dachten immer noch mit Grauen an die schwarze Wand von 2012 und konnten gar nicht so viel trinken, wie wir lachen wollten.

Dass der Verein 2012 am tiefsten Tiefpunkt der langen Geschichte seiner Tiefpunkte angekommen war, dass wir kurz davor standen alles zu verlieren und dass Werner Spinner zusammen mit einem Mix aus Wirtschaftskontakten und wohlwollender Kommunalpolitik den Kollaps abwenden konnte, ist ein Verdienst, den wir ihm nicht vergessen dürfen. Ja, es gab damals ein paar kleine Irritationen rund um eine Golfturnier in Pulheim und ob man wirklich von einer drohenden Insolvenz sprechen durfte, es gab vor ihm kreative Buchführung und ein paar komische Posten im Hauptbuch aber das ist Schnee von gestern und egal, Spinner und Team konsolidierten den Verein zuerst über die Finanzen und dann über ein glückliches Händchen bei der Personalwahl. Machen wir uns nichts vor: 2012 war Werner Spinner das Beste, was diesem Verein passieren konnte.

Bei allem Groll, bei allem Unverständnis über die letzten Monate, das ist eine Leistung die anzuerkennen ist, die auch einen verdienten Platz in den Geschichtsbüchern unseres Clubs finden muss.

Und dennoch müssen wir jetzt durchatmen, dass seine Amtszeit heute ein Ende gefunden hat. Zu viel Vertrauen wurde seit dem wunderbaren Sommer vor fast zwei Jahren verspielt, zu viel wurde kaputt gemacht. Es wäre unfair die komplette Schuld an dem Riss, der mittlerweile durch die Mitgliedschaft des 1.FC Köln führt, alleine beim Vorstand zu suchen, das mache ich auch nicht, es wurden sicherlich auch Fehler von kritischer Seite gemacht aber, ich bleibe dabei, die vollständige Eskalation des Konflikts, die getriebene Art hinter jedem Busch einen Feind zu sehen, die Unversöhnlichkeit und das Vermissen-lassen jedes Gespürs, das sind Dinge, die allein dem Vorstand und damit in erster Linie Werner Spinner anzulasten sind.

Angefangen beim völligen Versagen das Auseinanderdriften der sportlich Verantwortlichen zu erkennen und dem gegen zu steuern, über die Kampagne gegen Mitglieder-Initiativen, die Liste der Vorwürfe, die ich Werner Spinner als Mitglied des 1.FC Köln mache ist lang und traurig. Kumuliert kann man es wohl als eine Art Kleinkrieg gegen alles und jeden, der nicht auf Linie war, bezeichnen. Dabei gab es keinen konstanten Feldzug, sondern es wurden Nebenkriegsschauplätze aufgemacht, die sich quer durch alle Themen zogen. Immer waren die anderen Schuld. Eigene Fehler? Fehlanzeige.

Geleakte Investoren-PowerPoint? Das war nur ein Planspiel, man will uns schaden.
Choreo-Verbot? Es gibt kein Choreo-Verbot, wir wollen nur rechtssicher handeln.
Polizeigewalt gegen FC-Fans? Das wird schon gerechtfertigt sein.
Mitglieder-Initiative? Ein Misstrauensvotum gegen den Vorstand.

und so weiter und so fort, ich habe hier im Blog schon hunderte Zeilen Kram darüber geschrieben.

Werner Spinner verzettelte sich zunehmend im Klein-Klein, sei es bei dem unsäglichen Versuch über ein U-Boot die Mitgliederversammlung zu manipulieren, über Interviews bei genehmen Medien, die keine Gegenfrage stellten oder bei Empfehlungen wie als loyales Mitglied zu handeln sei, es ging nur noch um Deutungshoheit und Spaltung des Vereins in genehm und unerwünscht.

Das Resultat ist ein zutiefst kaputter Verein, eine Mitgliedschaft die gespaltener ist als das Uran in Tschernobyl und eine Mißtrauenskultur alles und jedem gegenüber. Ich nehme mich da auf keinen Fall aus. Ich kann z.B. der Medien-Abteilung des FC kein Wort glauben, bis es durch andere Quellen belegt ist. Und sei es nur ein Zwischenstand. Ich glaube ihnen nichts mehr. Sie haben sich in den vergangenen Monaten zu einer reinen Vorstands-Plattform gewandelt. Einen Vergleich spare ich mir an dieser Stelle. Genauso zieht sich dieser Riss über die sozialen Plattformen. Es gibt die Fraktion, die uns nicht verstehen kann, genauso wie wir sie nicht verstehen können. Es gibt die Leute, die auf die Tabelle gucken und für die alles okay ist und es gibt die, die losgelöst vom sportlichen “Erfolg” Interessen an diesem Verein haben. Es gibt sogar Schnittmengen. Aber es gibt keine Kommunikation untereinander. Es gibt nur Ablehnung.

Und das ist eine Entwicklung, die dieser Vorstand durch sein Verhalten forciert hat. Es gab keine Augenhöhe mehr, alles wurde abgewatscht und durch die Vereinsmedien als Aufruf zur Rebellion dargestellt. Damit erreicht man dann eben die eine Hälfte und grenzt die andere Hälfte weiter aus. Beide Fraktionen bauen Wagenburgen oder bleiben in ihren Bubbles und auf einmal hat man den Salat.

Dass Werner Spinner heute zurück getreten ist, ist eine Chance für den Verein. Wie es dazu gekommen ist, möchte ich gar nicht groß kommentieren, ich kenne seine Beweggründe nicht. Für mich bleibt das Resultat. Und dieses ist positiv, denn einen Vereinigung des Vereins war unter Werner Spinner ausgeschlossen. Wir müssen hier einen Strich machen, die Vergangenheit begraben und jetzt nach vorne schauen. Ja, wir brauchen einen kompletten Neustart. Ob dazu Schumacher und Ritterbach in der Lage sind, muss die Zeit zeigen, ich bleibe skeptisch, denn auch sie trugen die Vorstandsentscheidungen mit und wer Toni Schumacher auf der Mitgliederversammlung erlebt hat, wird mir zustimmen, dass es schon souveränere Auftritte in der Historie von öffentlichen Auftritten gab. Sauber wäre es, wenn bei dem Wahlen im September ein komplett neuer Vorstand antritt, der mit einem weißen Blatt anfängt, über dem als Überschrift hoffentlich erste Bundesliga steht.

Ich wünsche mir einen Vorstand, der den Dialog mit der aktiven Fanszene auf einem rationalen Level wieder aufnimmt, der auch deren Argumente hört und in seine Entscheidungsfindung einbindet. Der legitime Mitglieder-Initiativen nicht torpediert, sondern zur Diskussion stellt, der seinen Kontrollaufgaben nachkommt und der ohne Populismus und Egoismus an den 1.FC Köln denkt. Einen Vorstand, der sich zum Ziel macht diesen Verein wieder zu dem zu machen, der er in unser allem Selbstverständnis ja immer noch ist: Der erste Fußballclub Köln, ne feine Verein.

Genauso wünsche ich mir, dass der Rücktritt von Werner Spinner dazu führt, dass diese elenden Gräben innerhalb der Mitgliedschaft zugeschüttert werden. Dass man wieder auf Augenhöhe miteinander streiten kann. Streiten ist gesund und mir ist klar, dass es genug Leute da draußen gibt, die mich für ein Arschloch halten. Ist ja okay. Man muss nicht meiner Meinung sein. Aber genauso, wie ich lernen muss, eine andere Sicht der Dinge zu akzeptieren, kann es gar nicht schädlich sein, wenn DU, der du dich gerade angesprochen fühlst, nicht direkt in den Abwehrmodus gehst, sondern dich in mich hineinversetzt. Das macht doch unsere Gesellschaft aus. Unser Fußballverein macht da keine Ausnahme.

Halt mich für einen Idioten, ist mir egal, aber gib mir Argumente. Mehr will ich nicht. Ab heute haben wir dazu wieder Gelegenheit.

Danke Werner Spinner. Für einmal Europa. Und für Ihren Rücktritt. Werden Sie gesund.

Come on effzeh!

 

Sehenden Auges

Mit 2:3 verliert der 1.FC Köln in Paderborn und holt damit im dritten von vier Spielen in der Rückrunde keine Punkte. Neun Gegentore stehen dabei zu Buche, also ein Schnitt von mehr als zwei pro Spiel. Insgesamt war es die sechste Niederlage in 21 Spielen (bei weiteren drei Unentschieden). 12 Spiele konnten gewonnen werden. Eine Erfolgsquote von 57%. In einer zweiten Liga, die so unglaublich schwach ist, dass die 80er Jahre uns wütend “so schlimm war es wohl doch nicht, was?” ins Gehirn brüllen. 28 Gegentore (so viel wie Erzgebirge Aue) stehen ebenfalls im Soll. 28! In 21 Spielen! Union hat 20. Nur mal als Vergleich. Mit einem Etat, der vermutlich das zwei bis dreifache der Konkurrenz (ohne den HSV) beträgt (die kolportierten Zahlen gehen von 25-30 Millionen für die Saison aus), mit dem teuersten und “wertvollsten” Kader der Zweitliga-Geschichte, mit einem der teuersten Transfers, der jemals von einem Nicht-Bundesligsten getätigt wurde (Drexler), mit Nachkäufen im Winter, mit… ach, ihr wisst was ich meine, oder?

Seien wir ehrlich: Die Bilanz ist erschreckend.

Schon vor der Saison sprachen wir im Fünf-Stunden-Podcast von einer gewissen Skepsis, die Markus Anfang betrifft, von der Sorge, dass er sich hier in Köln eine Wohlfühl-Oase mit seinen Buddys aus Kiel einrichten könnte, dass ein Pragmatismus bisher bei ihm nicht zu erkennen gewesen ist und dass er – von außen betrachtet – den Eindruck eines diktatorischen Zwangs-Systematikers macht. All das hat sich bewahrheitet und es ist eigentlich noch viel schlimmer. Die absolut ruinöse Transfer-Politik, die Anfang dem Verein aufdiktiert hat, die vollkommene Weigerung Spiele dynamische zu gestalten, sein Sturheit, seine Arroganz, gepaart mit hilfloser Phrasendrescherei, es ist tatsächlich ein vollständiges Debakel.

Der 1.FC Köln lebt in dieser Zweitliga-Saison ausschließlich von überragender (für diese Liga) individueller Klasse in der Offensive. Mehr ist es nicht. Vielleicht reicht das am Ende für den Aufstieg, vielleicht auch nicht. Allein dieser Satz sollte schon mit zehn Schlägen auf den nackten Arsch bestraft werden, denn aus den oben genannten Gründen kann es für den effzeh keine Ausreden für verlorene Spiele in der zweiten Liga geben. Jeder, der jetzt mit den “aber die Liga ist stark”, “die zweite Liga ist eine Wundertüte”, “für den Gegner ist es das Spiel des Jahres” usw. um die Ecke kommt, lügt sich in die eigene Tasche. Nein, die Liga ist nicht stark, die Liga ist schwach. Der Unterschied zur ersten Liga ist in etwa so groß wir der Unterschied zwischen einem Big Mac und einer leckeren Portion Spaghetti Bolognese. Es kann einfach nicht sein, dass wir uns Woche für Woche anschauen und uns fragen müssen, wie es sein kann, dass uns Duisburg, Paderborn, Bochum, wer auch immer taktisch, kämpferisch und auch spielerisch überlegen ist. Ein derart umfassendes Totalversagen auf allen Ebenen habe ich nicht für möglich gehalten. Selbst in Spielen wie gegen Magdeburg, das dann 3:0 gewonnen wurde, sah man, dass der Gegner einen klaren Plan hatte, der den FC vor hohe Probleme stellte und nur an Abschluss-Schwäche scheiterte. In der ersten Liga verlierst du diese Spiele wahrscheinlich zweistellig.

Ja, es ist ein wenig überspitzt, aber nicht viel.

Es kann und darf nicht sein, dass wir bis heute 16 Gegentore nach Standards kassiert haben, dass der Trainer sagt „Standardsituationen kannst du jeden Tag trainieren – und musst sie trotzdem am Wochenende verteidigen. Die eigentliche Standards kannst du nicht vorbereiten“ (5.2.19) und es dann lieber gleich sein lässt? Dass es im Abwehrverbund anscheinend keine klare Aufgabenverteilung gibt, sondern es eher ein Kreisliga-haftes “wer am nächsten dran steht, geht drauf” gibt, dass es auch keine Zuständigkeiten zu geben scheint, nicht zu erkennen ist, wann im Raum und wann am Mann verteidigt werden soll? Wie kann das sein? Vor dem 1:2 am Freitag hatte Paderborns Tekpetey schon mindestens zwei Szenen, die für erhöhten Blutdruck sorgten, wie kann ich den Mann denn dann in der 80. Minute bei einem Freistoß von der Strafraumgrenze völlig unbeobachtet durch die Box marschieren lassen? Versteh’ ich nicht. Da muss es doch (spätestens bei der Einwechslung von Sörensen) eine Coaching-Aufforderung gegeben haben: Manndeckung, Zentrum verdichten, nichts zulassen. Sich aber mit fünf Spielern in den Raum zu stellen und abzuwarten, was passiert, da müssen wir eigentlich gar nicht drüber sprechen.

Das ist ja nur eins von vielen Beispielen. Markus Anfang arbeitet sich an der Seitenlinie an dem vierten Offiziellen (höhö) ab, brüllt ab und zu mal etwas in Richtung gegnerische Trainerbank und guckt dann bei Gegentoren auf das Spielfeld wie ich, wenn ich gegen einen 12jährigen Counterstrike (oder was auch immer die Jugend heute spielt) zocken würde. Verständnislos. Eine Reaktion auf Spielverläufe, auf veränderte Rahmenbedingungen geschieht nicht. Stattdessen wird gezetert und geschimpft, weil die Kreis-Taste auf dem Controller nicht so funktioniert wie sie soll (tut sie aber, keine Sorge).

Es gibt bei Markus Anfang nur einen Plan, den hat er irgendwann mal verinnerlicht und damit ist es auch gut. Auf den Flügel wird hochgerannt, nach hinten geht wenig, das Mittelfeld ist eh überbewertet, lange Bälle werden schon reichen und vorne gucken wir mal wer die Tore macht. In Kiel hat er davon profitiert, dass Marvin Ducksch anscheinend nicht klar war, dass er normalerweise nicht 23 Tore schießt und die Mannschaft halt recht sorgenfrei und losgelöst von Druck nach vorne spielen konnte. Das sah dann in Teilen okay aus, ist aber natürlich nicht auf den 1.FC Köln übertragbar. Die Gegner stehen erstmal anders und mittlerweile hat auch der letzte Mensch “DAS SYSTEM” Markus Anfang dechiffriert. Sooo schwer ist es auch nicht. Lauf halt an, es gibt keinen Plan B.

Gegen Paderborn gab es im Mittelfeld eine komische angedeutete Raute, mit einer Beule nach rechts, die allerdings durch – wieder mal – nicht vorhandene klare Aufgabenverteilungen überhaupt nicht für den gewünschten Platz und/oder einen ruhigen Spielaufbau sorgte. Mitte der ersten Halbzeit, als man schon sehen konnte, dass selbst die einfach Pässe mit wackeligen Füßen gespielt werden, hätte es die Möglichkeit gegeben einzugreifen und das Spiel ein wenig mehr in Ketten zu organisieren. Vielleicht eine Umstellung auf eine klare Sechs und eine klare Acht, statt diese Hybridpositionen, die anscheinend die Spieler überfordern. Macht er nicht. Nö, sieht er gar nicht ein. Warum auch immer.

Oder, und jetzt wird es hässlich, vielleicht erkennt er es ja schon, weist es auch an, aber die Mannschaft hört nicht auf ihn. Kann ja auch sein. Ob sein Führungsstil wirklich beliebt ist? Ob seine Obsession seine Lieblingsspieler völlig aus der Rotation zu nehmen, tatsächlich gewürdigt wird? Wenn er nach dem Spiel im Kreis seine Spieler zusammenscheisst, wie weiland Alex Ferguson in Manchesters Kabinen, dann mag das in seinen Augen eine Außenwirkung haben, allerdings ist der Vergleich mit dem großen schottischen Trainer vielleicht etwas vermessen. Ob das wirklich hilfreich ist?

Dass die Mannschaft regelmäßig nach Gegentoren in sich zusammenfällt, ist riesengroßes Problem. Es scheint kein Selbstvertrauen zu herrschen. Wie kann das sein? Es ist doch Konsens, dass der FC rein individuelle die beste Mannschaft in der Liga sein muss. Ja, auf dem Papier ist Köln auch besser als Hamburg. Da muss ich doch eine breite Brust haben und sagen: Scheiss drauf, das Gegentor bringt uns nicht aus dem Tritt, weiter geht’s. Das Gegenteil ist der Fall. Im Kopf scheint eine ganze Menge nicht zu stimmen und auch dafür kann es nur einen Grund geben: Man glaubt nicht an das, was man da gerade macht.

Und dann kommen dann die wirklich hilflosen Phrasen, die an besten Ruthenbecksche “Starting Eleven” Zeiten erinnern. Nach der Niederlage diktierte er der erstaunten Presse „Wir führen 2:0 und haben nicht wirklich was zugelassen Die Zweikämpfe waren sehr leidenschaftlich, wir mussten immer wieder auf die Gelben Karten reagieren. Hinten raus hat man kaum noch Möglichkeiten einzugreifen. Das war genau das Spiel, das wir erwartet hatten. Sehr intensiv und leidenschaftlich.“ in die Notizblöcke. Na herzlichen Dank, Trainer.

Seid mal ehrlich, fühlt Ihr Euch nicht verarscht?

Was mir allerdings noch mehr Sorgen als der Staus Quo macht, ist die Entwicklung und der Blick nach vorne. Es ist mMn nichts, wirklich gar nichts, von einer spielerischen Entwicklung zu sehen. Das Muster der FC-Spiele ist zwar immer gleich aber es wird nicht besser. Weder sind Lösungen im Spielaufbau erkennbar, noch Angriffsmuster und über die Bewegung ohne Ball müssen wir gar nicht erst reden. Das sieht nicht nach etwas aus, was mir große Hoffnung auf neue Nächte in Belgrad oder London macht. Sollte ein Aufstieg realisiert werden, müssen wir schauen, wie zur Hölle der erneute Abstieg verhindert werden soll. Die Mannschaft kann sich im Sommer gar nicht groß verändern, da ja mit den meisten Spielern langfristige Verträge abgeschlossen wurden und mit Schindler ein weiterer Wunschspieler von Markus Anfang nach Köln wechseln wird. Nein, Schindler hat (genauso wie Drexler) nicht das Format die Mannschaft in der ersten Liga besser zu machen, es gibt schon gute Gründe, warum er (genauso wie Drexler) bisher eben nicht Bundesliga spielt. Das sind ja alles keine jungen Spieler mehr, das dürfen wir nicht vergessen. Es gibt im Sommer genau vier Verträge die auslaufen: Kessler, Geis, Lehmann und Führich. Alles andere hat bis mindestens 2021 Vertrag. Für neue (bessere) Spieler müssten also auch Verkäufe realisiert werden und ob das (auch wirtschaftlich) funktioniert steht in den Sternen.

Der 1.FC Köln hat sich mit Haut und Haaren Markus Anfang verschrieben, hat alles auf diese eine Karte gesetzt und steht nun mit offenem Mund da.

Hätte uns doch nur jemand gewarnt…

In Fetzen

Kurz vor dem Jahresende wendet sich der Vorstand des 1.FC Köln an seine Mitglieder. Es ist, wie man es nicht anders erwarten konnte, wieder einmal ein sehr intensiver Blick in die Selbst-Wahrnehmung des Vorstands bzw. der Kommunikationsabteilung des effzeh. Wir müssen uns diesen Brief genau anschauen um zu verstehen, was hier den mittlerweile 106.000 Mitgliedern, auf die man stolz verweist, aufgetischt wird. Es ist nichts als Manipulation. Stay with me, es wird lang und hässlich. Zitate sind fett gedruckt.

Liebe Mitglieder und Fans des 1. FC Köln,

wir hoffen, ihr hattet ein schönes Weihnachtsfest im Kreise eurer Lieben.
Kurz vor dem Jahreswechsel möchten wir uns, wie ihr es von uns gewohnt seid, mit einer kurzen Jahresbilanz und einigen persönlichen Worten an euch wenden.

Eine Einleitung. Kann man so stehen lassen. Vielen Dank, für die guten Wünsche, es war sehr schön. Wichtig ist nur, dass Wert auf die “persönlichen Worte” gelegt wird. Hier spricht also der Vorstand des 1.FC Köln. Niemand sonst. Okay.

Leider ist uns das perfekte Ende des Spieljahres gegen den VfL Bochum nicht gelungen. Doch jetzt, da die Enttäuschung ein wenig abgeklungen ist, fällt der Blick auf die Tabelle wieder etwas leichter. Und die Tabelle lügt bekanntlich nicht. Sie hat uns im Mai 2018 gnadenlos gezeigt, dass es für die Bundesliga nicht gereicht hat. Die Tabelle zeigt uns im Dezember 2018 ebenso, dass der Neustart in der zweiten Jahreshälfte bisher gelungen ist. Platz 2 und 36 Punkte aus 18 Spielen, dazu das mit Abstand beste Torverhältnis: Wir sind auf Kurs. Aber wir wissen auch, dass wir noch lange nicht am Ziel sind und dass noch viel Arbeit nötig sein wird, es am Ende zu erreichen. Wir als Vorstand des 1. FC Köln bleiben realistisch und tun alles, um die Voraussetzungen und den Rahmen dafür zu schaffen, dass die Geschäftsführung, die sportliche Leitung, das Team und das Team hinter dem Team für den FC erfolgreich sein können.

Die sportliche Bilanz als Erfolgsmodell (“wir sind auf Kurs”) zu verkaufen, ist ambitioniert. In der Hinrunde verliert der 1.FC Köln satte vier Spiele und muss sich drei Mal mit einem Punkt begnügen. Das kann, bei allem “die Tabelle lügt nicht”, nicht der Anspruch des effzeh sein. Taktisch von Magdeburg, Duisburg, Aue, Bochum, Union, Kiel, und mindestens noch St. Pauli an die Wand gespielt, mit einem Trainer ohne Plan außer dem einen, den halt jeder kennt und nur dank individueller Klasse stehen wir auf dem zweiten Platz der zweiten Liga. Weit davon entfernt uns beruhigt auf den Aufstieg vorbereiten zu können. Gut, wir werden aufsteigen. Bin ich ja auch von überzeugt. Welche Voraussetzung dafür der Vorstand allerdings schaffen sollte, ist mir nicht klar. Gehört aber natürlich in den Brief rein. Seht her, Mitglieder: Mit uns wird es wieder erfolgreich. Wir tun alles dafür, dass die sportliche Leitung ihrem Job nachgehen kann. Ja, was auch sonst? Dafür seid Ihr der Vorstand, es ist nicht erwähnenswert, dass ihr nicht versucht den sportlichen Erfolg zu sabotieren.

Die sportliche und wirtschaftliche Ausgangslage im Sommer 2018 hat sich dank der Arbeit der vergangenen Jahre deutlich von der Situation nach dem Abstieg 2012 unterschieden. Es ging und geht – glücklicherweise – nicht darum, die Existenz des FC zu retten. Sondern es geht darum, den Abstieg 2018 wiedergutzumachen und auch sportlich wieder an das anzuknüpfen, was wir zwischenzeitlich erreicht hatten. Das ist nach wie vor, den 1. FC Köln zu einem stabilen Bundesligisten zu machen.

Ah, schön nachgetreten: Ohne uns gäbe es den FC gar nicht mehr. Wir haben ihn gerettet. Seid uns verdammt nochmal dankbar. Jo. Bin ich. Dass der Verein 2012 vor der Insolvenz stand, ist ja mittlerweile etablierte Wahrheit (hat sich aber auch mal anders angehört, ne?) und dass der neue Vorstand hier einen großen Beitrag zur “Rettung” des Vereins beigetragen hat, ist auch unumstößlich. Ich frage mich allerdings, warum dies sechs Jahre später erneut prominent erwähnt werden muss, außer um Dankbarkeit einzufordern. Wenn du vor sechs Jahren mal einen Menschen aus einem brennenden Haus gerettet hast, aber seit drei Jahren selbst immer wieder Brände legst, fragt sich irgendwann auch der Richter, ob die Geschichte von damals noch irgendeine Relevanz zur Verteidigung beiträgt.

Die besonnene Art und Weise, wie unser Club mit dem Abstieg umgegangen ist, hat uns bei aller Enttäuschung auch stolz gemacht. Dank unserer wirtschaftlichen Basis waren wir vom ersten Tag der neuen Saison an in der Favoritenrolle. Diese Rolle, die für ein neues Trainerteam mit einer neu zusammengestellten Mannschaft gerade zu Beginn sicher nicht immer leicht war, nehmen alle Verantwortlichen an. Wir sind euch, den Mitgliedern und Fans des 1. FC Köln, sehr dankbar dafür, wie ihr uns dabei unterstützt. Das RheinEnergieSTADION ist in der Hinrunde auch zu ungewohnten Anstoßzeiten immer voll gewesen, unsere Mitgliederzahl wächst bei jetzt 106.000 weiter. Das macht den FC nicht nur in Deutschland, sondern europaweit besonders.

Besonnene Art? Wir waren schon im Oktober abgestiegen, es war ein langer quälender Marsch zum Schaffott. Natürlich ist man irgendwann nicht mehr aufgebracht genug um für medienwirksame Empörung zu sorgen, aber Ärger und Wut kann sich auch anders als durch Gewalt-Exzesse ausdrücken. Besonnen hat diesen Abstieg niemand aus meinem Umfeld hingenommen. Die letzte Saison war ein endloser Alptraum voller Scham, Enttäuschung und brodelnder Wut auf die handelnden Personen, die sehenden Auges und vollkommen unfähig zu reagieren auf den Abgrund zugesteuert haben. Es war ein Gesamtversagen des Vereins. Natürlich muss der Vorstand auch in diesem Absatz, auf ihre Verdienste (“Dank unserer wirtschaftlichen Basis”) hinweisen, wo kämen wir hin, wenn Verantwortung für Versagen übernommen würde?

Wir haben die Saison 2018/19 unter ein Motto gestellt: Mer sin eins. Angelehnt an das Lied von Kasalla, die bekanntlich ebenfalls große FC-Fans sind. Wir glauben daran, dass Zusammenhalt eine Grundlage für Erfolg ist und dass der Zusammenhalt unseren Club einzigartig machen kann. „Vorstand raus“-Banner im Stadion ändern nichts an dieser Überzeugung – und auch nicht daran, dass wir zum Dialog mit allen Fans des 1. FC Köln bereit sind.

Dass der Vorstand sich ein Motto (und noch dazu so ein dämliches) aussucht, um ein einfaches Ausgangsargument zu haben, kann ich ja noch verstehen. Die Message muss immer catchy sein, keine Frage. Aber so langsam kommen wir dann zum Herz des Briefs, der eigentlichen Message: Wir sind gut, wer gegen uns ist, ist schlecht. Und womit fängt man besser an, als mit den omnipräsenten Bannern in der Südkurve. Dass dieser Vorstand die Chuzpe hat zu schreiben, dass sie an Zusammenhalt als Grundlage für Erfolg glauben, ist unglaublich, wenn man die Historie der letzten Jahre, die nichts anderes als ein verzweifelter Verteidigungs- und Diffarmierungskrieg war, betrachtet. Die “Vorstand Raus”-Banner als Aufhänger zu nutzen, zu suggerieren, dass die Verantwortlichen für diese Banner die eigentlichen Spalter sind und dass man ja zum Dialog bereit wäre, dieser aber nicht gewünscht ist (etwas anderes sagt dieser Satz nicht), ist unverschämt.

„Mer sin eins“, das haben wir auf der Saisoneröffnung erlebt, bei Fanclubbesuchen und Mitgliederstammtischen, bei allen Events rund um den 70. Geburtstag des FC. Auf der Jubiläumsgala im November, die ja ursprünglich für den Sommer geplant gewesen war, haben wir noch einmal das Double und seine Helden gefeiert. Wir haben mit großen FC-Persönlichkeiten aus sieben Jahrzehnten an Höhe- und Tiefpunkte der FC-Geschichte erinnert. Wir haben zudem an jenem Abend nach einem Durchbruch in den wochenlangen Bemühungen hinter den Kulissen spontan beschlossen, das Bekenntnis von Anthony Modeste zum FC öffentlich zu machen. Dass Tony seine Zukunft beim FC sieht, ist außergewöhnlich und ein starkes Signal – unabhängig vom Ausgang der Fifa- oder CAS-Verfahren, die 2019 folgen werden und die nicht in unserer Hand liegen.

Leute, Leute. Bitte. Verarscht uns doch nicht. Am Abend der Verkündung gab es Merchandise von Modeste zu kaufen. Ganz schön spontan, ne? Dazu wurde angekündigt, dass alle Prüfungen stattgefunden haben, dass Modeste wieder für uns spielen kann und überhaupt gab es kein Wort zu Eventualitäten. Es war nichts anderes als ein Marketing-Stunt um gute Laune zu verbreiten und hat nichts mit einem professionellen Vorgehen zu tun. Natürlich wünsche ich mir, dass Tony wieder in Müngersdorf auflaufen darf, aber ich hätte mir von meinem Verein gewünscht, dass er nicht anfängt Trikots mit seinem Namen zu verkaufen, ohne wirklich zu wissen, ob der Spieler spielberechtigt wird. Das ist nichts anderes als eine lahme Ausrede für erneut völlig amateurhaftes Verhalten.

Unsere aktuelle Mannschaft hat bei der Feier ein besonderes Zeichen gesetzt, indem sie den von Toni Schumacher gestalteten Kunstbock ersteigert und damit dazu beigetragen hat, dass die Stiftung 1. FC Köln allein aus der Gala mehr als 200.000 Euro Erlös erzielte. Überhaupt haben sich das Engagement unserer Stiftung und das Maß an gesellschaftlicher Verantwortung, die der FC übernimmt, enorm entwickelt. Darauf werden wir weiter großen Wert legen. Umso mehr hat es uns erschreckt und nachdenklich gemacht, dass es auch in diesem Jahr wieder üble Reaktionen auf Berichte auf unseren Vereinskanälen über die Anti-Rassismus-Aktion der Stiftung gegeben hat. Und es erschreckt uns und macht uns nachdenklich, wenn es rund um die Spieltage des 1. FC Köln zu Feindseligkeit, Schmähungen oder gar Gewalt kommt. Wenn dem gegnerischen Torwart der Selbstmord gewünscht wird, wenn es Schlägereien im Block gibt oder unverantwortliche Exzesse wie den Angriff auf einen Fanbus von Union Berlin, dann rückt alles in den Hintergrund, worum es an jenen 34 speziellen Tagen im Jahr doch eigentlich gehen sollte. Sport ist undenkbar ohne Regeln und ohne Fairplay. Wir sind uns mit allen Gremien des FC einig, dass wir an diesem Punkt einiges zu tun haben.

Ein Absatz wie aus der Fachzeitschrift “Nordkoreanische Reden im Wandel der Zeit”. Niemand, wirklich niemand kritisiert die FC-Stiftung oder die Ziele, für die diese steht. Natürlich ist das eine gute Sache und je mehr Geld für die Stiftung zusammenkommt, umso besser. Und natürlich hat der Vorstand Recht, wenn er kritisiert, dass es bei der Anti-Rassismus-Kampagne zu idiotischen Reaktionen gekommen ist. Das darf herausgestellt werden und gehört angeprangert, gar keine Frage. Aber, und nun kommen wir wieder nach Nordkorea, diese Kritik und die Stiftung als solche in direkten Zusammenhang mit den weiter aufgeführten Verfehlungen zu bringen, ist unzulässig. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun und soll im Leser nur negative Gefühle wecken. Schaut her, wir machen so viel gutes und dennoch kommt es zu Ausfällen unserer Kritiker. Das darf so nicht im Zusammenhang stehen. Natürlich kann und sollte man Gewalt im Stadion oder im Fußballumfeld kritisieren und als Verantwortlicher nicht umkommentiert lassen. Es steht doch gar nicht zur Diskussion, dass es zu Ausfällen und Übergriffen kam, die nicht tolerabel sind. Das ist aber ein Thema für sich und hat nichts mit den edlen Zielen des Vorstands und der FC-Stiftung zu tun.

Wir wünschen uns für 2019 nichts so sehr wie den Aufstieg. Darüber hinaus wünschen wir uns, dass im Fußball allgemein und beim FC im Besonderen wieder mehr Gelassenheit und Freude einkehren. Härte, Unversöhnlichkeit und Misstrauen, die zwischen Fan-, Club- und Verbandsvertretern und auch innerhalb von Clubs zunehmend herrschen, tun dem Sport nicht gut. Fußball ist ein Spiel, und in Fußball-Clubs sollte es vor allem um Fußball gehen.

Joa, wir wünschen uns alle möglichst bald der zweiten Liga den Rücken zu kehren. Ist doch logisch. Aber hier herauszustellen, dass man als Vorstand eines Fußball-Clubs vor allem an Fußball denkt, ist schon abenteuerlich. Wenn wir auf die letzten Jahre schauen, ist Fußball nie das Thema des Vorstands. Es geht um Macht und deren Erhalt. Wir würden uns ja nichts mehr wünschen, als dass es endlich wieder um Fußball geht. Wenn aber Werner Spinner eine legitime Mitglieder-Initiative mit „Wir betrachten den Antrag als Misstrauen. Das ist die Überzeugung des gesamten Vorstandes und der Geschäftsführung“ abkanzelt, dann hat dies nichts mit Zusammenführung und Konzentration auf’s Wesentliche (dem Fußball) zu tun, sondern ist einzig als rhetorisches Element zur Spaltung zu sehen. Es geht ihnen nicht um eine Einigung, sondern um einen Ausschluss Unliebsamer.

Liebe FC-Mitglieder,

wir haben euch zum Jahreswechsel 2017/18 versprochen, nicht aufzugeben, nicht vor der 2016 von euch übertragenen Verantwortung davonzulaufen. Daran haben wir uns gehalten. Wir haben sportlich einen Neubeginn gestartet und wichtige Weichen für die Zukunft gestellt. 2019 erwarten wir einen Ratsbeschluss zu Gunsten unserer wichtigen Erweiterungspläne am Geißbockheim. Zudem erwarten wir die Ergebnisse der von uns mitbeauftragten zweiten Machbarkeitsstudie für einen Ausbau des RheinEnergieSTADIONs am Standort Müngersdorf. Und schließlich steht für 2019 die Wahl des Vorstands auf der Tagesordnung.

Welche Weichen sind das? Hier hätte ich mir ausnahmsweise etwas konkretes gewünscht. Ich meine, wichtige Weichen kann vieles sein. Oder gar nichts. So wie es da steht, ist es halt ein schöner Satz, damit gesagt werden kann: Seid doch mal still, die sagen doch, dass sie sich kümmern. Der billigste Trick im Buch aber, er scheint immer noch zu klappen. Geißbockheim, Stadion, yadda, yadda. Man weiß nix und kann auch nix machen. Vielleicht hätte man erwähnen sollen, dass bis zur EM 2024 eh gar nix passieren kann. Okay, muss man aber auch nicht, stimmt.

Wir werden derzeit oft gefragt, ob wir über die aktuelle Amtszeit hinaus weitermachen wollen. Bei vielen unserer Treffen mit Fans und Mitgliedern werden wir dazu ermutigt. Natürlich denken wir auch darüber nach. Bitte habt dennoch Verständnis dafür, dass wir uns dazu momentan nicht äußern. Das Vorschlagsrecht für ein Vorstandsteam liegt beim Mitgliederrat. Und es ist noch Zeit, bis diese Frage wirklich wichtig wird. Momentan geht es um Fußball, nicht um Vereinspolitik. Es geht darum, aufzusteigen. Das hat für uns Priorität, diesem Ziel ordnen wir alles unter. Denn wir hängen am FC. Ihn zu führen ist eine Aufgabe, der wir uns mit Herzblut, Hingabe und aller Konsequenz widmen. Alles Weitere entscheidet am Ende ihr: die Mitglieder des FC.

Es geht also nicht um Vereinspolitik? Nein, wirklich nicht? Dieser Brief ist nichts anderes als pure Vereinspolitik. Diesen Satz am Ende nochmal für die Doofen rein zu schreiben, ist natürlich clever aber es ist zum Glück ja recht einfach zu dechiffrieren. Die JHV 2018 war eine krachende Niederlage für diesen Vorstand und wir können nur alle hoffen, dass sie auch etwas bewirkt hat.

Lieber Vorstand des 1.FC Köln,

Sie reden von der Einigung des Vereins, Sie reden davon, dass ein Zusammenhalt geschaffen werden muss. Ich bitte Sie ernsthaft: Gehen Sie in sich und fragen sich selbst: Bin ich dafür geeignet? Bin ich als (Vize)Präsident der richtige Mann um diesen Verein zu führen und wieder zu einer Einheit zu formen? Oder ist es vielleicht so, dass die Gräben zu tief sind? Bitte, fragen Sie sich, ob Sie für sich selbst die Chance sehen, einen offenen Dialog auch mit kritischen Mitgliedern zu führen. Bitte fragen Sie sich, ob Sie ein Vertrauensverhältnis mit dem Mitgliederrat aufbauen können. Bitte hinterfragen Sie Ihre Intention, eine führende Rolle beim 1.FC Köln einzunehmen. Ich bitte Sie, nochmals, mit aller Würde und mit allem Anstand, sich selbst zu hinterfragen. Können Sie das? Und wenn Ihnen der Verein wirklich so am Herzen liegt, wie Sie behaupten (und ich sehe keinen Grund dies anzuzweifeln), dann werden Sie zu der Überzeugung kommen, dass der 1.FC Köln einen Neustart braucht. Es geht so nicht mehr weiter. Bitte treten Sie zurück. Bitte verzichten Sie auf eine weitere Kandidatur. Zum Wohle des Vereins.


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It’s always sunny im Geißbockheim

Jaja, immer ruhig, ich weiß. Erstmal abwarten. Okay. Nur ein, zwei Gedanken hier, weil der Platz auf Twitter nicht ausreicht: Die FIFA entschied heute, dass der Vertrag von Anthony Modeste bei Tianjin Quanjian FC – entgegen der Erwartung im Verein – nicht rechtmäßig gekündigt wurde. Der FC ist aktuell nicht zu einer Stellungnahme bereit, was ich als eher schlechtes Zeichen werte, denn in einer normalen Projekt-Phase gibt es immer eine vorbereitete Stellungnahme für den Fall, dass eine noch nicht entschiedenen Sache nicht positiv beschieden wird. Das sollte jedenfalls Standard sein. Zumindest die Möglichkeit, dass in einem Gerichtsverfahren nicht in meinem Sinne geurteilt wird, muss ich als Worst Case Scenario auf dem Schirm haben und sofort eine Antwort präsentieren können. Was wir aktuell vom 1.FC Köln hören, ist dass man das Urteil als widersprüchlich ansieht und die schriftliche Urteilsbegründung abwarten will. Okay. Das ist dann Plan C, nehme ich an.

Wie auch immer, eine Spielgenehmigung für Modeste wird es so schnell nicht geben und im schlimmsten Fall ist der Spieler wirklich gar nicht vereinslos, was dann den unterschriebenen Vertrag nichtig macht, nehme ich an. Vielleicht kommt sogar eine Strafe bzw. eine Vergleichszahlung auf den Verein zu, weil man unrechtmäßig einen Vertrag mit einem Spieler gemacht hat und der eigentliche Vertragspartner, in dem Fall Tianjin, dafür eine Entschädigung verlangt? Keine Ahnung. Aber, es ist Fußball, es dürfte uns nicht überraschen, wenn da noch was nachkommt.

Mein Problem mit dem ganzen Ding ist wieder mal die Außendarstellung des Clubs: Werner Spinner stellt sich auf der 70-Jahr-Feier hin und verkündet, dass Modeste ab sofort wieder für den FC spielt, wir freuen uns alle einen Ast ab, lauter Jubel in der Halle, Twitter explodiert, ich reiße mir auch die Hose vom Leib und in der WhatsApp-Selbsthilfegruppe wird der Europapokal 2020 geplant. Das war ein schöner Abend.

In den nächsten Tagen lesen wir dann, dass der FC die Spielberechtigung bei der FIFA beantragt und dass man erstmal abwarten muss. Okay, ist ja klar, damit konnte man rechnen. Über zwei Wochen tut sich dann weiter nichts, bis Ende letzter Woche die Meldung kam, dass die FIFA kurz vor einer Entscheidung stehe. Kann Modeste vielleicht sogar schon mit nach Regensburg fahren? Nein, kann er nicht, da der FC, wie wir lernen mussten, den Antrag zur Spielgenehmigung zurück gezogen hat, da man erst einmal das Gerichtsurteil abwarten will. Ja jut, das ist jetzt merkwürdig. Hat er mir nicht erzählt, der FC. Muss er wahrscheinlich auch nicht aber es wäre halt schön gewesen, wenn man seine Fans nicht im dunkeln tappen lässt.

Ein bisschen merkwürdig ist das aber im Rückblick schon, oder? Kann es sein, dass die Sache doch von Beginn an gar nicht so klar war, wie uns der FC das erzählt hat? Kann es sein, dass man hinter den Kulissen (Martin Schulz, Alexander Wehrle) vielleicht einen Hinterhof-Deal mit den Chinesen eingehen wollte, dieser aber aus welchen Gründen auch immer, nicht zustande kam und sich plötzlich mit der Möglichkeit konfrontiert sah, dass der Vertrag mit Modeste so gar nicht zustande kommen kann? Mag sein, glaube ich aber eher nicht, weil eben das vorbereitete Statement fehlt. Wenn das die Taktik war, dann traue ich sogar meinem Verein zu, dass man irgendwelche Bullshit-Phrasen aneinander basteln kann um wenigstens nicht komplett ohne Hose dazustehen. Ich denke mal, dass das nicht wirklich wahrscheinlich ist.

Was ist es also dann? Ist man wirklich so naiv an die Sache ran gegangen, dass man nicht mit einem anderen Urteil, als pro FC gerechnet hat? Kann ich mir das so vorstellen, als wenn Stefan, Christoph und ich eine Auswärtsfahrt planen? 10 Uhr? Reicht. Okay. Und wenn Stau? Ach, reicht. Ja jut, 10 Uhr. So in etwa? Sitzen da die Strippenzieher eines, sie werden ja nicht müde es zu betonen, hoch-professionellen Sportvereins mit 171,8 Millionen Euro Umsatz, beim Bier zusammen und schustern da was zusammen, ohne daran zu denken, dass das vielleicht gar nicht geht?
– Watt ist jetzt mit dem Jung?
– Der hat gekündigt
– So richtig?
– Er sagt ja
– Hamma datt prüfen lassen?
– Ja
– Und?
– Alles okay
– Kann also wieder bei uns spielen?
– Ja
– Jut. Dann erzähl ich datt morgen bei der Feier

Nee, jetzt mal ehrlich. Glaube ich auch nicht. Der FC wird sich schon mit seinen Anwälten anständig besprochen haben. Man wird sich schon externe Vertragsrechtler eingekauft haben. Wahrscheinlich sogar welche mit Erfahrung auf dem chinesischen Markt. Muttersprachler wohl möglich. Martin Schulz kennt doch da genug Leute.

Bestimmt.

Oder?

Als Laie verstehe ich nicht, wie der FC sich so präsentieren kann. Wie kann er, wenn es auch nur die geringste Chance gibt, dass ihm das alles um die Ohren fliegt, so offensiv vorpreschen? Das kann doch nicht wahr sein. Ich dachte wirklich, dass mich nach Zypern nichts mehr schocken kann aber das ist ja nochmal ‘ne Nummer schlimmer. Wenigstens kam der Zypern-Deal nie wirklich zustande. Bei Modeste verkauft der FC schon Trikots mit seinem Namen drauf. Und, Leute, selbst wenn es sich nur um einen vorbehaltlichen Vorvertrag gehandelt hat, dann ist der FC trotzdem der Dumme, weil es wieder als Coup kommuniziert wurde, der – ganz augenscheinlich – nicht in trockenen Tüchern war. Das ist wie sich von 6 Richtigen im Lotto Belgien zu kaufen, ohne abzuwarten, ob der Gewinn nicht vielleicht geteilt werden muss. Kannste nicht bringen. Am Ende stehste nur mit der Wallonie da und sprichst kein Französisch. Da guckt der Investor aber dumm, nicht wahr?

Ja, selbst wenn das Urteil vielleicht nicht erwartbar war, ja, selbst wenn im Verein alle überrascht sind, darf solch ein Fehlschlag nicht passieren. Im Zweifel warte ich halt einfach die verdammte Rechtssprechung der FIFA ab, bevor ich die Vertragsunterzeichnung bekannt gebe. Der FC kann doch sonst alles geheim halten, da hätte auch eine Unterschrift von Modeste, die erst nach positivem Urteil verkündet worden wäre, keine Hürde dargestellt.

Vielleicht wird sich auch alles regeln, vielleicht ist das Urteil noch nicht endgültig, vielleicht löst sich alles in Wohlgefallen auf. Kann sein.

Oder auch nicht.

PS: Natürlich wünsche ich mir weiterhin, dass der Vertrag mit Modeste noch irgendwie zustande kommt, das ist ja keine Frage.

Aus. Vorbei. SKY.

Gestern habe ich es wirklich getan. Ich konnte mir nie vorstellen, dass es soweit kommt. Wirklich nicht. Wir waren doch schon eine Ewigkeit zusammen. Seit ich volljährig wurde. Klar, wir haben uns nicht immer und jeden Tag geliebt, es gab lange Zeiten der Dürre, besonders in den Sommer-Monaten. Manchmal guckten wir uns wochenlang nicht an und dennoch wussten wir beide immer, dass es so schlimm ja eigentlich gar nicht ist. Ich brauchte sie und sie… naja, okay, sie brauchten mich eigentlich nicht aber das ist ja Haarspalterei, nicht wahr?

Die Wahrheit ist doch, dass wir uns arrangiert hatten. In den letzten Monaten aber wurde es immer schlimmer. Die Zickigkeit, die ich früher, in juveniler Naivität, als ganz normales Verhalten empfunden habe, wurde anstrengend. Immer neue Dinge forderten sie von mir, immer neue Zugeständnisse, immer mehr Geld wollten sie haben und dafür immer weniger geben. Ich rang mit mir. Seit Wochen. Eigentlich will ich es doch nicht. Oder doch? Wie soll das Leben werden, wenn ich nicht mehr einfach auf Knopfdruck Samstags um 15:30 13:30 Uhr den 1.FC Köln gucken kann? Ich weiß es nicht. Immer noch nicht.

Und doch musste es sein. Ich hab Schluss gemacht. Ich habe SKY gekündigt. Nicht um einen Deal zu bekommen, wie man das normalerweise macht, sondern ganz im Ernst. So richtig. Mit allem drum und dran. Telefonnummer gelöscht, Fotos verbrannt, viel geweint, ihr wisst schon.

Es ist passiert. Rio Reiser schallt durch die nackten Wände des Kellers und eine innere Schwere zieht mich auf die Couch. Ich schalte die 2. Bundesliga an. Bochum gegen Darmstadt. Keine Sekunde verpasse ich. Es ist wie ein letzter Fick vor dem Abschied, nur dass Klaus Veltmann dabei redet, was es nicht besser macht.

Es wurde Zeit, seien wir ehrlich. SKY geht nicht mehr. SKY hat sich selbst überlebt und ist nicht mehr vermittelbar. Ich will das alles mal kurz aufschreiben, weil ich es ihnen sagen will. Ich will es ihnen ins Gesicht brüllen und sie dabei an den Haaren ziehen. Ich will sie an einen Stuhl fesseln und sie zwingen sich 24 Stunden eine Konferenz mit Dahl- und Buschmann anzuschauen. So “Clockwork Orange”-mäßig. Ohne Alkohol, ohne Chance auf Linderung. Ich will sie anschreien, was sie sich eigentlich denken, wie sie ihre Kunden behandeln können, ohne dass es Konsequenzen gibt, ich will tollwütig werden und mit Schaum vor dem Mund die Zentrale stürmen aber… ich bin mir dessen bewusst, ihr müsst nicht die Polizei rufen… das geht nun mal nicht. Und deshalb schreibe ich es eben auf.

Liebes SKY Deutschland,
Darling,

was denkst Du Dir eigentlich? Dachtest Du, dass es immer so weiter geht? Ja? Dass die Leute halt schon genug sediert sind um den ganzen Rotz, den Du da vor Dich hin produzierst, klaglos zu ertragen? Du merkst schon, dass wir uns über Dich lustig machen, oder? Wollen wir direkt mit Deinen Produktionen anfangen? Ja? Okay. Ich bin “nur” Sport und Bundesliga-Kunde, darum konzentriere ich mich auch darauf. Aber da gibt es ja auch schon eine Menge zu bemängeln. Angefangen von der Lieblosigkeit, die der rote Faden in Deiner Programmgestaltung ist, über die Blässe Deiner Experten, über den Marktschreier-Charakter Deiner Übertragungen bis hin zur Quantität Deines Angebots. Das kannst Du doch alles nicht erst meinen.

Fangen wir mal mit dem Offensichtlichsten an. Dein Bundesliga-Programm ist ein reiner Event-Kanal. Du überträgst halt Spiele, weil Du Dir irgendwann die Rechte gekauft hast und jetzt aus der ganzen Scheiße nicht mehr raus kommst. Bock hast Du darauf aber eigentlich nicht, oder? Wie kann es sonst sein, dass Du zwar die Bundesliga als das Premium-Produkt der deutschen Sport- wahrscheinlich der gesamten Medienlandschaft, so nicht-begleitest, wie Du das tust? Neben SKY90 und Wontorra gibt es nichts auf Deinen Bundesliga-Sendern. Nada. Das gleiche gilt ja auch für “Sport” aber das ist ja eh nur ein künstlicher Appendix um Champions League, Pokal und Bundesliga zu trennen. Doppelt überflüssig, sozusagen.

Wenn ich doch diese Sportrechte habe, dann muss ich doch dem Zuschauer auch etwas bieten. Ernsthaft. Macht halt Montags eine Taktikstunde mit Tobias Escher, holt Euch Dienstags Collinas Erben um über den VAR-Clusterfuck der Woche zu sprechen, Mittwochs gibt es ein Mid-Week-Special mit lokalen Print-Journalisten und Donnerstags eine Spieltagsvorschau die wunderbar auf dem Mittwoch aufbauen kann. Jeden Abend um 19:00 Uhr, schön vor der Tagesschau, in Erst-Ausstrahlung. Eine Stunde. Haste schon mal Mehrwert. Das hat mich jetzt zwei Minuten gekostet. Du bist doch nicht doof? Wieso machst Du sowas nicht? Wieso denkst Du Dir, dass es stattdessen eine gute Idee ist, einen Social-Media-Dork einzukaufen, der “lustige” Instagram-Post vorliest? Weißt Du wie dämlich das ist? Wie sehr ich mich vor meinen Freunden für Dich schämen muss? Ich verstehe es nicht.

Aber, wahrscheinlich wirst Du es mit Kosten abtun, oder? Zu teuer. Können wir uns nicht leisten. Weißte, SKY, das ist Dein größtes Problem: Du hörst auf die falschen Leute. Das Übel der Welt geht von Menschen aus, die Excel für eine gute Erfindung halten. Du kannst nur Liebe bekommen, wenn Du auch Liebe gibst. Dieses technokratische Abarbeiten ist in etwa so reizvoll für den Kunden wie eine runterzählende Digital-Anzeige im Puff. Wieso verstehst Du mich nicht?

Deine Strategie die Fußball-Berichterstattung mit “Kult”-Moderatoren “aufzuwerten”, ist auch etwas, was ich Dir noch verziehen aber bestimmt nicht verstanden habe. Du denkst Dir also die Leute wollen Frank Buschmann hören wie er eine hundsnormale Flanke, wie sie in jedem Spiel (außer beim 1.FC Köln und Fortuna Düsseldorf) zu Hauf geschlagen wird, mit Stöhnen, Schreien, Ejakulieren, begleitet? Du denkst Dir, dass es eine gute Idee ist Jörg “haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß” Dahlmann live kommentieren zu lassen? Denkst Du wirklich, dass es das ist, was wir wollen? Ich habe Neuigkeiten für Dich: Ist es nicht. Jetzt kannst Du mit dem Fuß aufstampfen und lospoltern, dass ich das doch gar nicht wissen kann und dass nicht alle Leute den Fußball so sehen wollen, wie ich ihn gerne sehe und ich muss Dir sagen: Ja, kann sein. Vielleicht hast Du damit sogar recht. Aber weißt Du, was Du machst? Du machst den Fußball zu einem beliebigen Wegwerf-Produkt. Wie eine Netflix-Serie. Guckt man sich halt mal an, schaltet nach 20 Minuten latent genervt wieder ab und probiert halt die nächste. Du machst die Bundesliga zum Spotify für Fußball. Alles ist beliebig. Niemand interessiert sich mehr für das, was da gesagt wird. Wenn z.B. Klaus Veltmann gestern von einem “feinen Mittelfeld-Fußball” fabuliert, dann möchte ich den Fernseher kaputt schlagen. Du interessiert Dich nicht mehr für das Spiel, Du bedienst nur noch. Du bist die verhärmte Kellnerin in einem Roadside-Diner eines Tarantino-Films, die seit 25 Jahren Kaffee an inzestuöse Rednecks ausschenkt, alles gesehen hat und eigentlich nur noch Feierabend haben will. Deine Klamotten stinken nach Fett aber Du wäschst sie gar nicht mehr. Den Leuten, die Du bedienst, ist es egal.

Warum glaubst Du feiern die Leute DAZN und Eurosport so? Weil sie den Sport in den Mittelpunkt stellen. Matthias Sammer ist zwar ein Erklärbär, zugegeben, aber wenn man sich auf ihn einlässt, ist der Erkenntnisgewinn enorm. Bei Dir sitzt Calmund in einem Sessel und quasselt was von kleinen Koreanern, die normalerweise keine Kopfballtore machen. Dann lacht die Jessica pflichtbewusst und irgendwo in einem kleinen Abschnitt der Hölle bekommt ein Hilfsteufel seine Hörner. Manchmal, abends, bei einem guten Glas Rotwein, ist Dir das doch selber peinlich, oder? Sei mal bitte ehrlich.

Aber weißte was? Mit all dem konnte ich bisher umgehen. Ich bekam ja wenigstens die Spiele zu sehen, die ich sehen wollte. Ja, ich habe dafür gutes Geld bezahlt, Dein Service ist unterirdisch schlecht und verdient den Namen nicht, Deine Call-Center-Agenten sind durch die Bank weg unfreundlich und arrogant und auch sonst strahlst Du den Charme einer nordkoreanischen Kantine aus, aber, zur Hölle was soll’s, wenigstens gibst Du mir meinen Stoff. Aber jetzt hast Du es übertrieben. Jetzt nimmst Du zwar mein Geld, willst mir aber nicht mehr geben, was ich bezahle. Erste Regel des Drogenhandels: Verarsche nie den Junkie. Das solltest Du doch eigentlich mittlerweile gelernt haben.

Hast Du aber nicht. Dass Du ein technisches Debakel wie SKYQ anpreist: Geschenkt, ist mir egal, hab ich nicht. Dass Du Werbung damit machst, dass man jetzt “da weiter gucken kann, wo man aufgehört hat”, wird sogar die Menschen überraschen, die direkt von der VHS-Kassette zu Dir wechseln möchten, ist mir aber auch noch egal. Dass Du aber SKYgo aus dem Netz nimmst, dass Du mir die Möglichkeit nimmst Spiele On Demand zu schauen, dass Du mich nicht mehr auf einen TV meiner Wahl streamen lässt, das, SKY, das geht nicht. Dein App-Zwang und die damit verbundene Pflicht-Installation des Cisco VideoGuard ist eine derartige Frechheit, mir fehlen wirklich die Worte. Cisco ist per se schon mal eine Frechheit, wenn man sich mal anschaut wie unsicher deren Software ist, das dürfte nie, nie, niemals eingesetzt werden und dann die Streaming-Funktion zu unterdrücken, Leute, Leute. Ich bin am Wochenende oft nicht zu Hause, will aber ja dennoch mein Zeugs sehen. Warum auch nicht, ich bezahle ja nicht fünf Tage die Woche, sondern sieben. Und nirgendwo steht geschrieben, dass ich mir die Spritze nur vor dem eigenen TV setzen darf. Ich will das auch woanders können. Ja, da steht “ich will”. Nicht “ich möchte” oder “ich würde gerne”, nein. Ich will! Weil ich dafür bezahle! Ich verlange nicht, dass Du mir etwas gibst, was mir nicht zusteht. Ich will kein Koks haben, wenn ich nur für Pep bezahlt habe. Nein, ich bin Dein Kunde, ich gebe Dir Geld. Also gibt mir auch meine Leistung.

Machst Du aber nicht. Ist Dir egal. Du sagst halt: Ach, weißte, der Idiot, der schluckt das schon, wie er alles geschluckt hat. Keine EuropaLeague mehr? Schluckt er. Keine Freitagsspiele mehr? Schluckt er. Keine NFL, MLB, NBA? Schluckt er? Die ganze Woche Testbild? Schluckt er. Da wird er auch das schlucken. Gute Idee, Müller. Wir machen das mit den Fähnchen.

Aber, jetzt nicht mehr. Du hast Recht, ich hab das alles geschluckt. Jetzt ist es zu viel geworden. Ich weiß mittlerweile, dass Du Deine Kunden auslachst. Ich bin Dir viel zu lange treu geblieben. Ich habe mich viel zu oft von Dir verarschen lassen. Das ist vorbei. Mit uns ist es vorbei. Bleib weg von mir. Ruf mich nicht an. Und zieh meine Freunde da nicht mit rein. Ich hasse Dich. Lass mich in Ruhe.


Habt ihr Bock mir ‘nen Kaffee oder ein Bier zu spendieren? Das würde mich freuen. Rechts gibt es einen PayPal-Button. Es fehlen noch ~ 90 Euro für die Serverkosten 🙂


Dünnhäuter

“Unwürdig”
“Abartig”
“Peinlich”
“Besorgniserregend”
“Kaputt”

Das waren nur einige der Attribute, die heute Nacht, es muss wohl kurz nach zwei Uhr gewesen sein, fielen, um den Zustand des Vorstands des 1.FC Köln zu beschreiben. Sie kamen von allen Seiten. Von Vorstandskritikern und Vorstandskritikerkritikern, egal ob es die sehr distinguierte ältere Dame zwei Reihen vor uns war, die bei Harald Schumachers Entgleisungen regelmäßig den Kopf schüttelte und mit ihrem Nebenmann, ich nehme an es war Ihr Ehemann, wild diskutierte. Die beiden stimmten für die Vorverlegung der Mitgliederratswahl und für die Entlastung des Vorstands, hatten am Ende, sie gingen irgendwann um eins, aber nur noch wegwerfende Gesten für die Schrei-Attacken, für die Böswilligkeiten, die da von der Bühne ins Plenum geschleudert wurden, übrig. Das soll nur als kleines Beispiel dienen, wie sehr sich der Vorstand gestern blamiert hat. Wie sehr er auch bei seiner getreuen Gefolgschaft Kredit verspielte.

Ich versuche es kurz, die Nacht war es nämlich auch, aber so ganz ohne Einordnung kann ich die gestrige Veranstaltung für mich nicht abschließen. Der Abend war ein Total-Debakel für die aktuelle Vereinsspitze. Es war ein (fast) vollständiger Triumph der kritischen Teile der Mitgliedschaft, die eine Veränderung im Verein herbeisehnen.

Es begann schon schlecht für den Vorstand, denn der Antrag, dass TOP 10, die Wahl des Mitgliederrats auf TOP 3 gelegt werden soll, wurde mit deutlicher Mehrheit abgelehnt. Dem Vernehmen nach sprach Thomas Schönig hinter der Bühne von “die haben gewonnen”, ein erstes deutliches Zeichen, dass da Vorne niemand auch nur das geringste Interesse an einer Einigung des Vereins hat, sondern es wirklich nur um “die” gegen “uns” geht. Der erste Plan, eine vorgezogene Mitgliederratswahl und damit eine Abstimmung ohne vorherige Entlastung und Aussprache, war also gescheitert. Ob der Antrag von einem einzelnen Mitglied kam, oder gesteuert war, ist für mich natürlich nicht zu klären, jeder möge da selbst drüber nachdenken, aber es spielt ja eh keine große Rolle, der Antrag wurde abgelehnt.

Es ging also normal weiter, der Vorstand wurde mit großer Mehrheit entlastet (vielleicht hätte man auch in diesem Punkt etwas mehr Aufklärungsarbeit leisten können), der gemeinsame Ausschuss ebenfalls. Bis auf gelegentliche “Hoodie” Zwischenrufe, war es sogar noch einigermaßen zivilisiert, auch wenn man schon zu diesem Zeitpunkt merkte, dass die Nerven der Vorstandsmitglieder sehr, sehr dünn wurden. Einzig Wehrle und Veh lieferten einen einigermaßen souveränen Auftritt. Schumachers Rede bestand zu 90% aus “mein schönstes Ferienerlebnis” Erzählungen, Spinner griff sofort scharf jeden an, der bei drei nicht auf den Bäumen war und Ritterbach versuchte Ritterbach zu sein, was ihm nicht ganz gelang, da der Tenor, auf den man sich anscheinend vor der Versammlung geeinigt hatte, war, herauszustellen wie lebensgefährlich ein Besuch eines Fußballspiels beim 1.FC Köln ist. Würde ein Außenstehender, also, ich meine jetzt ein wirklich, wirklich Außenstehender, jemand der nicht weiß was Fußball oder ein Stadion ist, hören, was wir hören mussten, ja, dann kann ich mir schon vorstellen, dass er keine Lust haben wird ein Spiel des FC zu besuchen, denn drei bis vier Todesfälle und hunderte Schwerstverletzte pro Spiel scheinen die Regel im Ritterbachschen Universum zu sein. Das war schon arg grenzwertig.

In der Aussprache hat dann Thomas Reinscheid, der Chef von effzeh.com mit einer kurzen, knackigen Rede Spinner komplett entblößt, der Lüge überführt und ihm vor versammelter Mannschaft die Hosen runter gezogen. Spinner antwortete darauf gar nicht mehr selbst, sondern schob Alex Werle vor, der mit einer wirren Analogie, dass ja auch bei effzeh.com Vertragsinternas abgedruckt würden, versuchte die Stimmung pro Spinner zu lenken. Die Antwort von Werle hatte nichts aber auch gar nichts mit der Rede von Thomas zu tun und hatte allein den Zweck ihn in ein schlechtes Licht zu stellen, was allerdings deutlich misslang, denn anstatt Applaus für Werle gab es nur vereinzelte Zwischenrufe. Diese brachten dann zum ersten Mal Thomas Schönig auf den Plan, der ein gewaltiges Problem hatte sich unter Kontrolle zu bekommen. Er schrie (und ich meine wirklich “schrie”) das Publikum an, dass es Respekt zeigen sollte. Wurde allenthalben nicht ganz verstanden. Naja, lange Rede, kurzer Sinn: Die Reden des Vorstands waren inhaltlich schlecht, der rote Faden war die offensichtliche Abneigung den Mitgliedern gegenüber. Schumacher konnte, wie gesagt, mit Emotionalität punkten aber sachlich war das nix. Außerdem konnte man erste sprachmotorische Schwierigkeiten beobachten, die sich im Laufe des Abends leider noch verstärkten.

In den weiteren Aussprachen kristallisierte sich ein klares Bild: Die Redebeiträge waren zu mindestens 80% kritisch, die unkritischen Redebeiträge bestanden eigentlich ausschließlich aus Anti-Gewalt-Aufrufen. Da ist man im “Netzwerk Vorstand erhalten” wohl ein bisschen mono-thematisch gewesen. Wahrscheinlich gab es eine Agenda, denn die Argumente wiederholten sich auch in den Beiträgen. Mal rhetorisch etwas geschickter, mal etwas unbedarft. Inhaltlich gab es da kaum Spitzen. Auf der anderen Seite bekam der Vorstand von vielen, vielen Mitgliedern sein Fett weg. Und, Leute, dass das mal klar ist: Wir reden hier nicht von Ultras, die da Krach auf der Bühne machten, wir reden hier von einer breit gestreuten Mitgliederschaft. Auch die lancierten Gefälligkeitstexte von Christian Löer im KStA und Frank Lußem im Kicker und die geleakte eMail in der Bild wurden immer wieder kritisiert. Die Mitglieder glaubten den Beteuerungen des Vorstands, nichts damit zu tun zu haben, kein Wort. Irgendwann platzte sowohl Werner Spinner als auch Harald Schumacher der Kragen. Spinner schrie hysterisch, dass er die eMails gar nicht weiter gegeben haben könnte, weil er ja “in den letzten drei Wochen auf drei Kontinenten gewesen” sei (whooot?) und Schumacher keifte ins Mikrophon, dass er “natürlich die Leute alle kennen würde” er sei schließlich schon lange genug im Geschäft aber die Unterstellung, dass er mit Lußem auch nur geredet hätte, sei eine bodenlose Frechheit. (In diesem Kontext kam dann auch die Aufklärung, dass Lußem im Mitgliederrat eine Stellungnahme angefragt hat, diese jedoch nicht bekam, da er sich weigerte den Kontext der Fragen und die Überschrift des Artikels preis zu geben. Lußem hat Fragen ohne Kontext eingereicht, damit er sich da Zitat rauspicken kann. Das, liebe Freunde, ist das Qualitätsmedium Kicker. Aber, solange die Pressekarten für ihn bereit liegen, wird ihn das einen feuchten Kehricht interessieren, nehme ich mal an.)

[Update, 12.10.]
Frank Lußem hat sich per eMail gemeldet, was ich erstmal nett finde, denn warum sollte kein Dialog möglich sein? Wir streiten uns eh viel zu wenig in der Gesellschaft, alles ist immer nur “Ich hab Recht und wer was anderes sagt, ist doof”. Ich würde mich ernsthaft freuen, wenn es nicht das Letzte ist, was ich von Ihm gehört habe. Meinungen sind Meinungen und am Ende ist es nur Fußball. Wir liegen ja nicht in unterschiedlichen Schützengräben. Aber, gut, zurück zum eigentlichen Sinn des Updates. Herr Lußem ärgert sich über meine Einschätzung, dass ein Journalist einem Interview-Partner den Kontext bzw. den fertigen Text darlegen sollte. Hier ist seine Antwort:

“Ich stellte Herrn Wettich und Herrn Müller-Römer Fragen, die sie auch beantworteten. Eine Veröffentlichung dieser Antworten allerdings machten beide davon abhängig, dass ich ihnen den gesamten Text inklusive Überschriften zur Ansicht vor Veröffentlichung vorlegen würde. Dies kam natürlich nicht in Betracht, dies kommt für kein freies Medium weltweit in Betracht, egal, wer Gesprächspartner ist.

Ich hätte allerdings, ohne gegen geltendes Recht zu verstoßen, die Antworten für den Text nutzen können. Sie waren ja schwarz auf weiß bei mir gelandet, die Urheber klar zu identifizieren. Ich beugte mich allerdings dem Wunsch der beiden Herren. Von denen einer übrigens Medienanwalt ist.

Unabhängig davon gibt es kein Gesetz, dass eine Autorisierung überhaupt vorschreibt, erlaubt oder erwähnt. In den USA oder GB ist diese Praxis völlig verpönt. Es gilt dort das gesprochene, aufgezeichnete oder geschriebene Wort. In Deutschland ist es anders, allerdings: kein Gesetz, schon gar kein Merkmal für ein Qualitätsmedium.”

Ich bin viel zu weit weg von der Praxis, als dass ich das anfechten möchte. Für mich haben die Aussagen auf der MV Sinn gemacht. Frank Lußem sieht das anders und das ist sein gutes Recht. Ich bitte dies zu berücksichtigen.
[Update-Ende]

Wie dem auch sei, natürlich glaubte das Publikum Schumacher kein Wort und lachte ihn aus, woraufhin wieder Thomas Schönig ausrastete und die Menschen anschrie, dass… ich weiß es schon gar nicht mehr, es wird irgendwas mit Respekt gewesen sein, nehme ich an. Sein Kopf leuchtete im schummrigen Licht der Kölnarena wie eine wunderschöne knallrote Christbaumkugel im Feuerschein.

Die Vorstellung der Kandidaten zur Mitgliederratswahl war unspektakulär, einzig Michael Trippel stellte heraus, wie wertvoll er sei, der Rest bat um Wahl. Lustig war, dass irgendjemand in der Fragerunde nachfragte, wie sich zwei der zur Wahl stehenden Personen zu Gewalt im Stadion positionierten, wobei er den Fehler machte, dass einer der beiden, ein Mann, der seine Rede mit einem Zitat aus dem Korinther-Brief anfing, so weit weg von Sympathien für gewaltsuchende Fans war, dass er völlig perplex gestehen musste, dass er… ähm… joa, er sei kein Freund von Gewalt. Das war so offensichtlich inszeniert, dass die ganze Arena lachen musste. Dann gebt euch doch wenigstens Mühe, Leute. Dann schreibt doch mit und sucht euch die richtigen Leute aus und nehmt nicht den harmlos-sympathischen Vollnormalo, der nun wirklich keine Agenda gegen den Vorstand hatte. Da war er wieder, der rote Faden. Abgestimmt konnte dann auch werden. Juchu.

Erstmal eine rauchen. Und eine Cola. Für 4,50 Euro. VIER EURO FUFFZISCH! Bei einer Veranstaltung, die von 18:30 Uhr bis 02:00 Uhr, also schlanke 7,5 Stunden dauerte, die verbot eigene Getränke mitzubringen, die eine ehrenamtliche Handlung darstellt, bei einem Verein, der mit wirtschaftlichen Rekordzahlen nur so um sich schmiss, werden 4,50 Euro für ein Getränk (Wasser war auch nicht billiger) verlangt. Eine ranzige Wurst kostete 3,50 Euro, ein Mikrowellen-Hamburger 5,90 Euro und fettige, halbgebackene Fritten 4,50 Euro. Nur mal so als Gedankenstütze, wenn der 1.FC Köln mal wieder davon redet, dass er seine Mitglieder wertschätzt. Und, soll jetzt keiner mit dem Argument “Die Preise macht die Arena” kommen. Völliger Blödsinn. Natürlich könnte der FC diese Preise subventionieren, wenn er denn möchte, natürlich könnte man es machen, wie Borussia Mönchengladbach, die ihren anwesenden Mitgliedern zwei Getränke und einen Snack pro Mitgliederversammlung per Voucher spendieren. Geht alles. Aber das hat der feine 1.FC Köln natürlich nicht nötig. Ich mein, ich bin schon klar gekommen, ich hab halt ein Getränk gekauft. Aber, da waren ja auch ein paar alte Menschen in der Halle. ist das wirklich zu viel verlangt, dass man seine Mitglieder, bei einer Mitgliederversammlung nicht auch noch abzockt? Ja? Wir sind wirklich ein toller Club aktuell.

Das aber nur am Rande.

Bevor die Resultate der Mitgliederratswahl bekannt gegeben wurden, kam es dann noch zu den Abstimmungen über diverse Satzungsänderungs-Anträge. Der Antrag des Vorstands, dass die Nominierung des Mitgliederrats für den Vorstand von August auf Mai vorgezogen werden sollte, weil man ja “damit Demokratie fördern wolle” (Spinner – wurde ausgelacht, rastete aus), wurde krachend abgelehnt. Ebenso wie der Antrag, dass Geschenke (Hoodies) nicht mehr verteilt werden sollen. Es gibt also wahrscheinlich auch nächstes Jahr wieder etwas zum abgreifen. Teile der Halle feierten diesen “Sieg” mit Applaus. Muss man so stehen lassen. Die Kontroverse des Abends war für mich der Antrag, dass es (bezahlten) Angestellten des 1.FC Köln nicht erlaubt sein soll, eine Funktion im Mitgliederrat auszuüben, damit kein Interessenkonflikt zwischen der finanziellen Abhängigkeit zum Arbeitgeber und der Kontrollaufgabe bestehen kann. Zur Annahme benötigte der Antrag eine 2/3 Mehrheit. Und, tja, was soll man sagen, es war knapp. Nach Augenmaß hätte ich gedacht, dass diese 2/3 Mehrheit erreicht worden sei, es gab andere die “eher von 50/50” sprachen aber eben auch genug Leute, die meiner Meinung waren. Dies wurde allerdings von Thomas Schönig ignoriert, der einfach verkündete, dass die 2/3 Mehrheit nicht erreicht worden sei, was zu großen Protesten im Saal führte. Zwischenrufe zur Nachzählung wurden ignoriert, somit war den Antrag abgelehnt. Es mag sein, dass der Antrag die 2/3 Mehrheit nicht erreicht hat, ich weiß es nicht. Aber dass sich geweigert wurde eine Nachzählung durchzuführen, sagt mehr über den Vorstand aus, als alles was bisher geschrieben wurde. Es besteht keinerlei Interesse an einem fairen Umgang miteinander.

Diese Muster, dass einseitig Respekt und Fairness eingefordert wird und im Gegenzug bei jedem Wortbeitrag mit teilweise wirklich unterirdischer Wortwahl Kritiker zu attack- und diffamieren, zog sich durch den ganzen Abend, wurde allerdings von Stunde zu Stunde schlimmer, fahriger, hysterischer und lächerlicher. Wenn wir nicht genau wüssten, dass es gestern keinen Alkoholausschank in der Arena gegeben hat, dann müsste man fragen, ob nicht vielleicht das ein oder andere “funzionelle” (Schönig) Bier konsumiert wurde. Zum Glück wissen wir es besser und können es also ausschließen. Wär auch teuer (5 Euro / Stück) geworden.

Naja, kann man aktuell nix machen, der Antrag steht als abgelehnt in den Büchern. Mal schauen, ob diese Wahl noch angefochten wird. Ich bin kein Vereinsrechtler, keine Ahnung ob das geht oder Sinn macht, verdient wäre es.

Die Bekanntgabe der gewählten Mitgliederräte markierte dann (bis auf einen reichlich bizarren letzten Redebeitrag, dem ich aber keine Aufmerksamkeit mehr widmen will) den Schlußpunkt der Veranstaltung. Und das Ergebnis ist wieder eine furchtbare Niederlage für den Vorstand. Die erforderlichen 50% Ja-Stimmen erreichten nur 12 der 41 Kandidaten. Von diesen 12 sind 9 Kandidaten dabei, die wir als stärkendes Element der Mitgliederrechte betrachten können. Das ist fast schon ein Triumph, denn ein solch klare Mehrheit zu Gunsten der kritischen Mitglieder, haben wir nicht mal im Traum erwartet. Hier zeigt sich, dass der Vorstand und auch Teile der Mitgliederschaft, die immer nur von “Idioten” reden, den ganz großen Fehler gemacht haben, zu unterschätzen, wie breit das Misstrauen im Verein mittlerweile gestreut ist. Die Vernetzung untereinander hat wunderbar funktioniert. Dass Michael Trippel nur 60% Ja-Stimmen erhalten hat, ist dann noch mal die Kirsche auf der Torte. Welch schallende Ohrfeige. Insgesamt ist der Mitgliederrat jetzt ein so starkes Kontrollgremium, wie wir es uns gewünscht haben.

Ein wunderbarer Abschluss einer bizarren Veranstaltung. Das Fazit ist allerdings nicht einfach: Auf der einen Seite stehen die guten Ergebnisse für die Vorstands-kritischen Teile der Mitglieder auf der anderen Seite war die gesamte Chose einigermaßen blamabel, denn was sich die Herren auf der Bühne sowohl vom Temperament, als auch an inhaltlichen Schwächen geleistet haben, lässt den 1.FC Köln in einem sehr, sehr schlechten Licht dastehen. Wir haben ja schon mit viel gerechnet aber die Mitgliederversammlung 2018 hat die letztjährige Veranstaltung noch einmal Niveau-technisch unterboten. Das ist sehr schade aber, da kann es keine zwei Meinungen geben, ein hausgemachtes Problem. Wir sind weit davon weg ein “vereinter Verein” zu sein, der Spalt, der sich quer durch den Verein zieht, ist noch einmal ein gutes Stück größer geworden und es möge niemand die dreiste Behauptung aufstellen, dass der Vorstand daran schuldlos sei. Von den oben aufgeführten Attributen suche ich mir “unwürdig” als zusammenfassende Beschreibung des Abends aus, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass ich Hoffnung habe, dass wir gestern den Tiefpunkt erreicht haben und es ab jetzt wieder besser wird. Die Voraussetzungen wurden dazu gestern gelegt. Ich bin gespannt, wie der Vorstand jetzt reagieren wird.

Come on FC!

Bestellt – Geliefert

Heute veröffentlichte Frank Lußem im Kicker ein bemerkenswertes Stück Sport-Journalismus. Es geht vordergründig um den Kampf um den 1.FC Köln, um die anstehende Mitgliederversammlung, um Querelen innerhalb der Gremien. Vordergründig. Wenn man sich das ganze Teil durchliest, ist es aber einzig und alleine eine Kampfrede für Werner Spinner, für den aktuellen Vorstand und gegen die Kritiker ebenjenes Vorstands. Haupt-Angriffsziel sind selbstverständlich Stefan Müller-Römer und Dr. Carsten Wettich, die beiden prominentesten Kritiker der Vereinsführung im aktuellen Mitgliederrat. Wie passend, dass am Mittwochabend der wichtigste Programmpunkt auf der Mitgliederversammlung des 1.FC Köln die Wahl eines neuen Mitgliederrats ist. Ein Schelm wer an Zufälle glaubt.

Natürlich kann der Text hier nicht vollständig zitiert werden aber auf ein paar Passagen möchte ich schon ganz gerne eingehen.

Es fängt mit der Pullover-Hoodie-Sache an. Lußem beschreibt, dass im letzten Jahr 14 Hoodies dem Mitgliederrat zur Verfügung gestellt wurden (“Originalverpackt und in passender Größe“). Ja, gut, warum auch nicht? Der 1.FC Köln hat dieses Geschenk ja ausgelobt, wir haben uns alle das Ding geholt. Ein Stück mehr für die Kleiderspende. Schon damals waren große Teil der aktiven FC-Anhänger gegen dieses Geschenk. Die Gründe dafür sind bekannt. Es gab auch im Nachhinein große Proteste. Dass der 1.FC Köln diese Proteste ignoriert und wieder ein Geschenk auf der diesjährigen Mitgliederversammlung ausgibt, ist sein gutes Recht. Ebenso ist es aber auch das Recht eines jeden Mitglieds Anträge zu stellen und wenn ein Antrag lautet, dass zukünftig Geschenke für Erscheinen ausgeschlossen werden sollen, dann hat die Mitgliederversammlung darüber abzustimmen. Die Argumentation, dass sowohl Müller-Römer als auch Wettich ihre Wahl in Gefahr sehen, da es wieder zu einer hohen Teilnehmerzahl kommen kann, und nur deshalb gegen die Geschenkausgabe sind, ist extrem verkürzt und tendenziös.

1. Zum Mitgliederversammlungen des 1.FC Köln kamen in Vor-Hoodie-Zeiten 1.500 – 2.000 Menschen. Das ist der Normalzustand.
2. Erst durch die Einflussnahme des Vorstands, der letztes Jahr (zu Recht) die große Sorge hatte, dass bei einem normalen Besuch der Antrag von 100%FC-Dein Verein erfolgreich sein würde, kam es zur Explosion der Teilnehmer an der Mitgliedsversammlung. Der Antrag erreicht über 30% Zustimmung. Man kann sich ausmalen, wie viele Prozentpunkte dies bei normalem Besuch gewesen wären.
3. Lußem verwendet die Wortwahl “ungeklärtes Verhältnis zu Ultra-Gruppierungen” als Stilmittel der Diskredition. Dem Leser wird signalisiert: Das sind Leute, die mit den Ultras gemeinsame Sache machen. Die sind gefährlich. Natürlich kann man Ultras ablehnen. Natürlich hat dieses Thema mehr als eine Facette aber dem (vielleicht) unbedarften Leser und Mitglied des 1.FC Köln zu suggerieren, dass mit Müller-Römer und Wettich die Ultras mehr Einfluss im Verein bekommen, ist unredlich. Dass beide Kandidaten bei “vielen Mitgliedern Sympathien verspielt haben” wird als Fakt verwendet. Mich interessiert wie Lußem darauf kommt. Facebook?

Lußem schreibt weiter wörtlich: “Ein Antrag auf Satzungsänderung spricht gar von der satzungswidrigen Verwendung von Vereinsvermögen. Starker Tobak bei einem Einkaufspreis von nur 11 Euro netto pro Pullover“. Auch hier gilt: Ein Mitglied unseres Vereins hat das Recht einen Antrag zu stellen. Dieser Antrag wird in der Mitgliederversammlung zur Wahl gestellt und dann entweder abgelehnt oder angenommen. Es ist kein “starker Tobak“, es ist ein Antrag, der die Satzung des 1.FC Köln betrifft. In dieser (§3 Abs. 1) heißt es: “Die Mittel des Vereins dürfen nur für satzungsmäßige Zwecke verwendet werden. Die Mitglieder erhalten keine Zuwendungen aus Mitteln des Vereins.” Der Antrag zielt darauf ab den Paragraphen um den Satz „Es ist unzulässig, Mitgliedern für oder im Zusammenhang mit der Ausübung von Mitgliedschaftsrechten vermögenswerte (Sach-)Zuwendungen oder andere vermögenswerte Leistungen in Aussicht zu stellen und/oder zu gewähren.“ zu ergänzen. Wieder verkürzt Lußem bewusst und nimmt eine Einschätzung (starker Tobak) vor. Auch hier gilt: Nicht der Kicker, nicht Frank Lußem, sondern die Mitglieder des 1.FC Köln stimmen über den Antrag ab. Ob es dem Vorstand gefällt oder nicht. Dass Lußem den Einkaufspreis des Pullovers kennt, sagt natürlich auch schon einiges aus, dass dieser (geringe) Betrag dann aber verwendet wird, um den Antrag in ein schlechtes Licht zu stellen, ihn seiner Leserschaft als überflüssig darzustellen ist unerhört. Also ob es einen Rolle spielen würde, ob der Pullover 11 Euro der 111 Euro im Einkauf kostet. Das ist billigste Meinungsmache.

Im weiteren Verlauf des Textes wird keine Gelegenheit ausgelassen um klar zu stellen, wen sich Frank Lußem als “Gewinner” aus dem Ringen um den Verein wünscht. Während der Mitgliederrat zerpflückt wird (Skepsis von Müller-Römer ggü Terodde, innere Zerissenheit, Klima der Angst innerhalb des Mitgliederrats usw usf), wird der Vorstand in strahlendem Licht gezeichnet: Veh ist ein gelassener Befrieder, Spinner zwar manchmal impulsiv aber immer authentisch, der Vorstand schrieb sich mit dem offenen Brief Frust von der Seele und so geht es immer weiter. Nicht ein kritisches Wort zu dem ungeheuerlichen Auftreten des Vorstand seinen Mitgliedern gegenüber. Kein Wort über das Totalversagen der letzten Saison. Es ist fast schon zu offensichtlich, was Lußem hier vorhat. Das ist nicht mal gut kaschiert. Die Kritik am Vorstand bestände zumeist aus “Befindlichkeiten“.

– Die geleakte Mail, in der Müller-Römer seine Skepsis gegenüber einer Terodde-Verpflichtung kundtat, ist aus Erstliga-Zeiten. Ich kann diese Skepsis nachvollziehen. Terodde, so wertvoll er im Moment für uns in der zweiten Liga ist, hat bisher nicht nachgewiesen, dass er dauerhaft eine Verstärkung in der ersten Liga sein kann. Lußem umschreibt dann die Enthaltung von Müller-Römer mit den Worten “[hat nicht] für Terodde gestimmt”. Ja. Aber auch nicht dagegen. Dies wird nicht erwähnt. Der Mitgliedsrat hat die Verpflichtung von Terodde nicht torpediert. Es ist ein Nicht-Thema, was aber natürlich hoch-emotional gelesen werden kann, wenn man sich etwas oberflächlicher mit dem 1.FC Köln beschäftigt. Es soll suggerieren: Seht her, der wollte Terodde nicht und jetzt guckt mal, wer den FC nach oben schießt.

– Dass sich Teile des Mitgliederrates aus der internen WhatsApp-Gruppe verabschiedet haben, dass Michael Trippel dies auch öffentlich bekannt gibt (durch eben jenen Artikel) und dennoch Internas aus diesem Mitgliederrats-Chat im Text zitiert werden, lässt erahnen, wer da mit wem gesprochen hat. Michael Trippel, der übrigens weder bei effzeh.com, noch bei 100%FC – Dein Verein eine Antwort auf Fragen zu seiner Kandidatur als Mitgliedsrat-Kandidat nötig hatte, sondern diese nur Fans1991, also dem internen Fan-Projekt gab, fungiert hier als Kronzeuge der Anklage für den Beweis, dass das Klima im “gremiumsinternen Chat von Missstimmung geprägt” ist. Keine weiteren Fragen, Euer Ehren.

– Dass Lußem die Unverschämtheit des offenen Briefs als “Frust von der Seele” schreiben des Vorstands bezeichnet, ist zwar eine nette Umschreibung, verschweigt aber wieder, dass es im gesamten Verein für großes Unverständnis sorgte, dass der Vorstand öffentlich Vereinsmitglieder namentlich an den Pranger stellte. Dieser Brief war kein “Frust von der Seele” schreiben, es war ein taktisches Mittel. Ein unwürdiges noch dazu. Hier wird dies von Lußem in einem Halbsatz als berechtigte Aktion abgehandelt. Dass der Mitgliederrat dem Schreiben nicht zustimmte, wird als Faulheit (“über die Karnevalstage“) und Desinteresse (weil man ja ultranah ist?) dargestellt. Auch dies ist wieder völlig am Kern der Sache vorbei geschrieben. Das Statement des Mitgliederrates kann man, wie Lußem richtig schreibt bei effzeh.com nachlesen. Vielleicht hat er das sogar. Zitiert hat er es jedenfalls nicht. Dort steht drin: “Der Mitgliederrat war in die Erstellung des Ultra-Papiers nicht eingebunden. Vielmehr wurde uns der Entwurf ohne jede Vorankündigung erstmals am Karnevalsfreitag per E-Mail zur Kenntnisgebracht, verbunden mit einer am Rosenmontag um 12.00 Uhr ablaufenden Frist „zur Zustimmung“. Wegen der Bedeutung und Sensibilität des Themas hat der Mitgliederrat noch am gleichen Tag den Vorstand gebeten, mit der Veröffentlichung bis nach der Mitgliederratssitzung am 19.2.18 zu warten, damit wir uns zu dem Papier im Gremium eine Meinung bilden können. Hierzu war der Vorstand eingeladen, um mit uns gemeinsam zu diskutieren. Leider ist der Vorstand unserer Bitte nicht gefolgt.” Bitte lest Euch den Rest durch, so wie Lußem das in seinen Text schreibt, ist es nicht korrekt.

Der gesamte Text ist einseitig und unausgewogen. Der Text ist nicht als Kommentar gekennzeichnet, er findet im normalen redaktionellen Umfeld des Kickers seinen Platz. Er macht von Aufmachung und Aufbau den Eindruck einer investigativen Reportage. Diesem Eindruck kann der Text nicht gerecht werden. Die Kritiker kommen nicht zu Wort, die Vorgänge werden bewusst falsch oder verkürzt dargestellt, die vielen kontroversen Entscheidungen des aktuellen Vorstands werden nicht beleuchtet. Frank Lußem gelingt hier ein Geniestreich. Er hat unter dem Schutz des Ansehens des Kickers eine Kampfschrift für den Vorstand des 1.FC Köln veröffentlichen können, ohne Gegenargumente auch nur recherchieren zu müssen. Für ihn persönlich wird dieser Text den gewünschten Erfolg bringen. Ob der Sport-Journalismus auch durch ihn an Glaubwürdigkeit gewinnt, das, zumindest da, kann man hinterfragen.

Leute, am Mittwoch wird der Mitgliederrat gewählt, der im nächsten Jahr den Vorstand vorschlagen soll. Egal wie Ihr darüber denkt, egal wen Ihr wählen wollt: IHR wählt. Nicht der Kicker, nicht Frank Lußem, nicht Werner Spinner. Nur IHR seid verantwortlich für die Wahlen am Mittwoch. Ich weiß wen ich wähle und wie ich bei den Anträgen abstimmen werde aber das muss für Euch ja nicht gelten. Vielleicht seid Ihr zufrieden mit der Arbeit des Vorstands? Vielleicht habt Ihr auch nächstes Jahr Bock auf Geschenke? Dann ist das eben so. Das ist das Wesen unseres Vereins, dass es unterschiedliche Meinungen geben kann und dass WIR, die Mitglieder des Vereins immer noch die Macht haben mit unserer Stimme Dinge zu ändern oder ihnen eben auch zuzustimmen. Je nach Gusto. Diese Möglichkeit ist im Verein unser höchstes Gut und unsere höchste Verantwortung. Ich sage jetzt nicht: Ihr müsst das und das tun, den und den wählen. Ihr müsst nicht meiner Meinung sein, Ihr wisst sicher selbst am besten, was Ihr wollt. Ich bitte nur um eins: Informiert Euch über den Kicker hinaus, denn das, was Frank Lußem da geschrieben hat, ist alles, nur nicht objektiv.

FC – Paderborn: Offen Holland

Machen wir es kurz und schmerzlos, ich hab nämlich nen Schädel bis Frankfurt und zurück und meine Laune ist eher im Minusbereich. Grandiose Leistung des SC Paderborn, der wunderbar aufgezeigt hat, wie anfällig unsere Hintermannschaft und die gesamte FC-Spielanlage ist: Kommst du mit Tempo, gucken wir doof. Mittlerweile tendiere ich dazu die Niederlage als verdient einzustufen, auch wenn sich der Schiedsrichter schon recht prominent in der Vordergrund gepfiffen hat. Aber (und dieses “aber” bitte ich langgezogen mit hoch-aggressiver Stimmlage zu lesen), wenn Du in der 89. Minuten beim Stand von 3:3 zu Hause gegen Paderborn (no offense) Simon Terodde für Lasse Sobiech auswechselst, dann hast du gar nichts verdient. Dann kannst du auch aufhören. Was ist das denn? Da sitzen 50.000 Leute im Stadion, es ist gerade das 3:3 gefallen, der Anspruch des FC muss es sein zu Hause in der zweiten Liga Spiele zu gewinnen. Und dann, Herrgott, wechselt Anfang einen staksigen Innenverteidiger für den besten Stürmer der Liga ein? Weil er den Punkt sichern will? Liebe Leute…

Natürlich darfst du das Spiel nie verlieren. Es fängt mit unfassbarem Chancenwucher an, geht über zwei ziemlich klare nicht-gegebene eigene Elfer und einem zumindest sehr, sehr großzügigem Gegner-Elfer weiter und gipfelt in einer Defensive, die nur mit viel Wohlwollen als solche zu bezeichnen ist. Das war ja teilweise Slapstick. Acht Tore in den beiden Spielen gegen Sankt Pauli und Paderborn zu kassieren, ist kein Hallo-wach mehr, das ist ein Tritt in die Weichteile. Aber mit Anlauf. Darf beim besten Willen nicht passieren.

Jaja, wir können wirklich alles auf den Schiedsrichter schieben aber damit machen wir es uns zu einfach (und ganz nebenbei wäre das auch unfair den Paderbornern gegenüber, vor denen ich wirklich meinen Hut ziehe). Anfang muss sich dringend hinterfragen, das meine ich komplett ernst. Wieder starten wir ohne Mittelfeld und haben eine Idee: Flanken in den Strafraum und hinten gucken das möglichst wenig schief geht. Mehr ist da nicht. Ich bleibe dabei, dass das im Zweifel sogar reichen wird, aber manchmal, wir haben es heute gesehen, kommt dann ein bisschen Pech und ein bisschen zu viel Unvermögen dazu und schwupps, isset passiert.

Es ist wie es ist, ich hab ‘ne Krawatte. Sobiech für Terodde. Alles klar.

Wir steigen dennoch auf.

Lichterloh – Kein Ende in Sicht.

Eben veröffentlichte der 1.FC Köln die News, dass es – wegen des Vorfalls gegen Union Berlin – zu einem Vereinsausschluss-Verfahren und damit einhergehend zu Vereinsausschlüssen und Dauerkarten-Kündigungen gegen neun Personen gekommen ist. Die restlichen an dem Vorfall beteiligten Personen erhielten vom 1.FC Köln ein sog. “ermahnendes Schreiben” und Stadionverbot. Ich gehe mal davon aus, dass der Vereinsausschluss auf der einen – und die “Bewährung” auf der anderen Seite mit den Akten der jeweiligen Personen zu tun hat und alles satzungskonform abgelaufen ist. Dass die Betroffenen die Gelegenheit hatten sich in dem Verfahren zu äußern und dies anscheinend unterließen, darf nicht überraschen, es darf aber genauso wenig die Sorge des Vereins sein. Mit diesen Vereinsausschlüssen reagiert der 1.FC Köln zwar hart aber mMn durchaus nachvollziehbar auf das Fehlverhalten nach dem Union Spiel. Wenn ich mich als Mitglied eines Vereins privat in einem Maße daneben benehme, dass es in den strafrechtlichen Bereich geht, dann hat der Verein durchaus das Recht in Frage zu stellen, ob diese Personen als Mitglieder tragbar sind. Ob ich persönlich so entschieden hätte, weiß ich nicht, ich finde aber man kann dem Verein in diesem speziellen Fall keinen Vorwurf machen.

Hart ist es aber natürlich dennoch.

Weiterhin verlangt der 1.FC Köln 14.000 Euro von zwei Personen die am Fahnenklau gegen BMG beteiligt waren. Diese “Weitergabe” der Verbandsstrafe ist sicherlich juristisch haltbar, jedoch stelle ich mir die Frage, ob der Verein es tatsächlich nötig hat wegen einer Aktion, die eher an einen Pfadfinder-Streich erinnert und ganz sicher nicht als Ausschreitung gewertet werden darf, die volle Bandbreite des Möglichen ausnutzen muss. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Höhe der Strafe nicht ansatzweise transparent und für Normalpersonen nachvollziehbar festgelegt wird. Der DFB verhängt Mondstrafen, es kommt ja nicht zu einem ordentlichen Gerichtsverfahren, in dessen Verlauf sich die “Täter” verteidigen können. Ich bin natürlich kein Anwalt aber vom reinen Sachwert her sollten es sich bei einem Fahnenklau um eine Bagatelle handeln. Korrigiert mich bitte, falls dem nicht so ist. Vor einem zivilen Gericht, bei einem reinen Eigentumsdelikt (es war ja nicht mal Raub, sondern Diebstahl, oder?), wäre der Fall hoffentlich glimpflicher ausgegangen. Der Verein sollte in meinen Augen anerkennen, dass der DFB hier Strafen verhängt, die sich nicht gegen die Personen richten und die sicher auch “Vorstrafen” mit einbeziehen, die (im Zweifel) nicht von den jetzt zur Kasse gebetenen Personen zu verantworten sind. 14.000 Euro sind ein Batzen Geld. Ich wüsste jetzt nicht, wo ich auf die Schnelle 7.000 Euro hernehmen sollte.

Die Konsequenzen aus dieser Regress-Forderung stehen für mich in keinem Verhältnis zur Tat. Was passiert, wenn durch die Forderung eine Privat-Insolvenz ausgelöst wird? Was passiert, wenn durch die Forderungen vielleicht Menschen (Kinder, Frauen, Eltern, Großeltern) betroffen sind, die auf einmal nicht mehr unterstützt werden können, da der FC ein paar hundert Euro im Monat wegpfändet? Haben wir als Verein das wirklich nötig? Ich meine nicht. Vielleicht kann der FC hier noch einmal in sich gehen. Setzen wir es mal zum Vergleich, den 3,x Millionen Abfindung an Schmadtke gegenüber, dann kann sich ja jeder selbst ausmalen, was dem Verein mehr geschadet hat.

Im letzten Absatz schreibt der FC von Werten und einer FC-Familie. Es wäre schön, wenn diese Worte nicht nur hohle Phrasen wären, sondern auch von Vereinsseite mit Leben befüllt werden. Im gestrigen FC-Stammtisch sprachen Dieter Prestin und Harald Konopka über den Umgang des Vereins mit ihren Double-Siegern von 1978. Der größte Triumph des Vereins. Unser annus mirabilis feiert in diesem Jahr sein 40. Jubiläum. Und was macht der Verein? Nichts. Keine Ehrungen, keine Erinnerungen, nicht mal ein Retro-Trikot haben sie hinbekommen. Es wird einfach unter den Teppich gekehrt. Es ist als hätte es nicht statt gefunden. Kein Wort, keine Einordnung, keine Erinnerung. Der aktuelle Vorstand hat es anscheinend nicht nötig den Helden von damals ‘Danke’ zu sagen. Wie Konopka richtig anmerkte: Das ist beschämend und des 1.FC Köln nicht würdig. Geht man so mit seinem Erbe um? Vor allen Dingen: Wenn es wirklich eine FC-Familie gäbe, die auch von Vereinsseite als solche gesehen wird, wäre es dann nicht die Pflicht des Familienoberhauptes hier mit einem guten Beispiel voran zu gehen?

Im Mitschnitt des Stammtisches spricht Prestin dann auch noch das Verhalten des Vereins gegenüber Herbert Neumann an, dem es – nach Aussage von Prestin – schon seit längerer Zeit nicht gut gehen soll und der von Vereinsseite keinerlei Unterstützung oder Zuspruch erhält. Neumann war (neben Flohe) die zentrale Position im Kölner Spiel, er wurde drei Mal Pokalsieger mit unserem Club und war eben auch Teil der Meistermannschaft von 1978. Man kann schon von einem verdienten Spieler reden. Und da ist der Verein nicht in der Lage zu helfen? Wo sind wir nur hingekommen?

[Update]
Da hinten bei effzeh.com hat man sich der Kritik von Konopka und Prestin ebenfalls angenommen und beim Verein nachgefragt. Dieser weist die Vorwürfe zurück.

„Der 1. FC Köln hat das Double 1977/78 in diesem Jahr mehrfach und zu verschiedensten Gelegenheiten gewürdigt, nicht zuletzt in der Sonderausstellung im Deutschen Sport- und Olympiamuseum. Zu deren Eröffnung waren alle 78er-Legenden eingeladen. Zudem wird es in diesem Jahr eine Gala zu 70 Jahren FC geben, bei der das Double eine gewichtige Rolle spielen wird. Insofern ist dieser Vorwurf für uns nicht nachvollziehbar“, heißt es in einer Stellungnahme des 1. FC Köln. „Wir würden uns wünschen, dass verdiente ehemalige Spieler wie Dieter Prestin oder Harald Konopka sich direkt und persönlich an den FC wenden, wenn sie Fragen oder Kritikpunkte haben.“

Wenn der Verein dies als ausreichend betrachtet, dann ist das eben so.

Zur Causa Neumann teilt der FC mit:

„Die Vorwürfe von Dieter Prestin sind vollkommen falsch und treffen diejenigen, die sich seit Monaten intensiv um Herbert Neumann bemühen, zutiefst. Sowohl FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle als auch insbesondere Toni Schumacher und Bernd Cullmann haben sich mehrfach mit Herbert Neumann getroffen und alles unternommen, um ihm zu helfen“

Hier hört man aus – wie gewohnt gut informierten Quellen – dass diese Aussagen zutiefst glaubwürdig sind und sich insbesondere Toni Schumacher weit über normales Engagement um Herbert Neumann gekümmert haben soll und alles versucht hat um ihn zu unterstützen. Dass dieses Engagement (bisher) nicht von Erfolg gekrönt war, kann man dem Verein nicht vorwerfen.

Zumindest den Punkt Neumann muss man im Lichte dieser Stellungnahme anders und völlig konträr betrachten. Entweder Prestin wusste nichts vom Engagement des Vereins, dann war es fahrlässig mit diesen Holzhammer-Vorwürfen vorzupreschen oder Prestin lügt bewusst und verfolgt eine eigene Agenda. Man kann es im Moment drehen und wenden wie man will, die Geschichten rund um den FC weisen mehr Twists und Merkwürdigkeiten auf, als ein durchschnittlicher David Lynch-Film.

Der Rest des Textes bleibt so stehen, wie ich ihn geschrieben habe, ich bitte aber das Update zumindest gedanklich mit einzubinden.
[/Update]

Das wirklich absurde ist, dass von Vereinsseite dazu aufgerufen wird die FC-Charta zu respektieren, wo doch der Verein die Rolle der monströsen Ignoranz übernimmt. Vergleichen wir Artikel 3 der Charta

UNSERE IDENTIFIKATION – OP TREU UN OP IHR
Wir lieben Köln, die Region und die rheinische Lebensart. Es ist eine Ehre mit dem 1. FC Köln
verbunden zu sein. Der FC ist für uns ein Stück Kultur.

einmal mit dem Umgang der Double-Mannschaft. Oder vielleicht schauen wir uns einmal Artikel 5

UNSERE MITGLIEDER – MER STONN ZESAMME
Mitglieder und Gremien handeln mit Wertschätzung kooperativ für den FC. Wir wünschen
uns Unterstützung untereinander. Wir übernehmen Verantwortung: Ehrenamt, soziale Projekte,
Integration, Fan-Projekte, Jugendförderung, …. Wir engagieren uns!

an und überlegen wie der Vorstand, wie Werner Spinner mit Mitgliedern umgeht, die ihm nicht genehm sind. Die Initiatoren von 100% FC – DEIN VEREIN, der Mitgliederrat und die namentlich genannten Personen im unsäglichen offenen Brief fühlen sich sicher gut aufgehoben in diesem Punkt.

Der Weg zurück zu einer “Familie” ist keine Einbahnstraße. Niemand behauptet, dass die aktive Fanszene keine Fehler gemacht hat. Dort ist sicher auch nicht alles Gold was glänzt und mehr als einmal kann man sich auch über sie ärgern, keine Frage. Und, was gerne vergessen wird, die Opposition gegen den aktuellen Vorstand setzt sich ja nicht ausschließlich aus Ultras zusammen. Es gibt eine sehr große Bandbreite an Mitgliedern die weit weg von “aktiver Fanszene” sind aber dennoch Veränderungen in die Wege leiten wollen.

Natürlich kann man auch nicht pauschal alles falsch finden, was von Vereinsseite passiert aber es geht mittlerweile um mehr als ein Abwägen zwischen (empfundenen) richtigen und falschen Entscheidungen. Der 1.FC Köln befindet sich mit diesem Vorstand in einer Sackgasse aus der wir nicht mehr herauskommen. Wir müssen uns darüber im klaren sein, dass der Verein zwar fordert aber selbst nicht liefert. Das ist ja kein neues Muster. Um wieder zu einer Einheit zu werden, um wieder zu einem Verein zu werden auf den wir alle, ob nun sportlich oder abseits des Platzes, stolz sein können, muss es zu tiefen Veränderungen in der Vereinskultur kommen. Es muss Schluss sein mit Gutsherren-Art und Sonnenkönig-Tum. Es muss Schluss sein mit Grabenkämpfen innerhalb der Gremien. Wir müssen persönliche Eitelkeiten hinter uns lassen und endlich wieder das werden, was uns dazu gebracht hat diesen Verein zu lieben und ein Teil von ihm zu sein: Wir müssen wieder der 1.FC Köln werden.

Im Moment sind wir nur irgendein Fußballclub. Und das darf nie unser Anspruch sein.

Bei der nächsten Mitglieder-Versammlung gilt es den ersten Schritt zu machen.

Come on effzeh!


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FC Sankt Pauli Hamburg – FC: Flu(ch)t nach vorne

Sorry, Leute, ich habe gerade sehr, sehr wenig Zeit. Heute geht es schon wieder weiter nach Frankfurt, da bleibt nicht viel Gelegenheit zu schreiben, daher mache ich es kurz und schmerzlos. Der FC zeigt sich gefestigt, auch ein 0:2 Rückstand, nach zwei katastrophalen Dingern von Risse (ja, auch das 0:2 leitet er mit einem ziemlich dämlichen Fehlzuspiel zum Gegner ein), bringt keine wirkliche Gefahr, denn – ich bleibe dabei – die individuelle Qualität ist zu gut für die Liga. Eigentlich musst du nur die Bälle auf Außen kriegen und flanken, flanken, flanken. Da werden Tore komplett automatisch fallen. Deswegen habe ich auch nicht verstanden, warum dieses Mittel so selten genutzt wurde und warum – erneut – das offensive zentrale Mittelfeld den verwaisten Charme einer Konsum-Kaufhalle ca. 1982 in Bitterfeld-Wolfen versprühte. Erneut gab es keine zentrale Anspielstation auf der ‘9’. Natürlich hast du in der 2. Liga den Platz um den Ball durch die Mitte nach vorne tragen zu können aber es wird dann halt schon irgendwann eng.

Wie gesagt, ich verstehe nicht, warum man sich das Leben selbst so schwer macht. Das macht aber ja nichts, weil ich auch ganz viele andere Dinge nicht verstehe. Warum z.B. nach dem 2:4 das Fußballspielen komplett eingestellt wurde, erschließt sich mir kein bisschen. Der FC hatte Sankt Pauli am Sack, hätte einfach mit Ballbesitz und den oben schon vermissten Flankenläufen den Druck weiter hoch halten können, entschloss sich aber dazu den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen und Sankt Pauli einzuladen selbst Druck aufzubauen. Am Ende stehen da 2:12 Ecken. Hallo?

Ernsthaft, raff ich nicht. Unser Defensiv-Verbund macht mir jetzt nicht den Eindruck, als hätten sie das Fußballspielen bei Atlético Madrid gelernt, oder? Das war in meinen Augen komplett falsch. Warum nicht die eigenen Stärken nutzen? Einzig Serhou Guirassy zeigte bei seiner Auswechslung hohe Qualität im Zeitspiel. Dass er nicht rückwärts gelaufen ist, war alles. Herrjeh, haben wir das nötig? Wie ich sowas hasse. Das hat nichts mit unbedingt siegen wollen zu tun, das ist natürlich für uns in dem Moment lustig und es wurde im Block ja auch angemessen gefeiert aber wenn wir selbst betroffen sind, dann kannst du gar nicht genug Schweinegrippe-Mittel spitzen um den Schaum-vorm-Mund-Anteil der Unterbißfraktion zu unterbinden. Echt,ey.

Naja, am Ende dann eben 5:3 gewonnen, schönes Spiel zum zugucken, Terodde mit irgendeinem Rekord, Spitzenreiter, alles gut. Ich mache mir weiterhin keinerlei Gedanken, dass wir aufsteigen. Null. Bisschen verwundert bin ich weiterhin über Markus Anfang. Ich muss mir da noch Gedanken machen. Aber, so lange wir gewinnen gibt es keine Argumente.

Weitermachen.

Come on effzeh!


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