Heute sind wir ohne Gast, probieren aber dennoch einen umfassenden Blick auf das Spiel (und die Begleitumstände) gegen den BVB zu werfen. Natürlich gucken wir auch kurz auf die kommenden Aufgabe in Bremen und bleiben mehr oder weniger optimistisch, was die Gesamtgemengelage angeht.
Die angesprochene Fotostrecke zur Choreographie der Wilden Horde findet Ihr hier.
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Viel hat nicht gefehlt. Echt nicht. Eine Unkonzentriertheit weniger, ein Ball im Aus, ein langes Bein, ein angekommener Pass. Mehr war es nicht, was den 1.FC Köln vom Sieg gegen den BVB trennte. Nach 90 hochklassigen Minuten Fußball bringt uns Reus (der Asi) um die drei Punkte und hinterlässt uns semi gut gelaunt in den restlichen Abend. Mann, Mann, Mann. Ein Ausgleich in der Nachspielzeit hat tatsächlich immer was von einem Wes Craven-Moment. Also einen von damals, als er noch gut war. Jedenfalls wenn er für den Gegner fällt. Ich will nicht leugnen, dass ein eigener Ausgleich in der Nachspielzeit (oder besser noch der Siegtreffer) nahe an einen richtig guten Porno rankommt, um mal im Bild zu bleiben. Aber so sahen wir am Samstag halt eine häßliche Fratze aus dem Nebel kommen. Verdammt.
Über das gesamte Spiel zeigte die Rumpfmannschaft des effzeh eine exzellente Leistung. Ich war vom Einsatzwillen des Teams begeistert, ich sah einen ganz klaren Matchplan, der hochkonzentriert umgesetzt wurde, sah Kampf und Leidenschaft, Laufbereitschaft und eine geschlossenen Mannschaftsleistung, die so typisch für den aktuellen effzeh ist. Natürlich klappt nicht alles und -na klar- ist der BVB immer noch die bessere Mannschaft aber über die gesamte reguläre Spielzeit ließ das Stöger-Team so gut wie nichts zu. Wie viele Torchancen hat sich Dortmund denn bis zum 1:1 rausgespielt? Keine? Das war einfach ein richtig gutes Spiel von uns.
Der Qatar-Airways-betrikote Fußball-Connoisseur wird jetzt aufstöhnen und von Verhinderungsfußball sprechen, von einer Augsburgisierung vielleicht, weil wir ja vor nicht allzu langer Zeit über Kampf und Einsatz abseits jeglicher spielerischen Mittel geschimpft haben, aber das würde der Sache nicht gerecht werden, denn das Spiel des 1.FC Köln war viel mehr als ein stumpfes auf-die-Knochen-und-vorne-hilft-der-liebe-Gott-Gekicke, es war ein starker Gesamtvortrag mit spielerisch überzeugenden Ausschlägen nach oben. Nein, da könnt ihr hippen Leute mir erzählen was ihr wollt, das war einfach gut.
Und manchmal soll es halt nicht sein. Ist eben so. Die (Riesen)-Chancen von Özcan, Höger, Modeste, die zurückgepfiffenen Nicht-Abseits, ach, der effzeh hatte genug Chancen das Spiel vorzeitig zu entscheiden, scheiterte aber an sich selbst. Das ist denn letztlich noch der Unterschied zu einem Team aus der erweiterten Bundesliga-Spitze. Aber auch das wird kommen, wenn die Entwicklung so weiter geht. Wir können nicht alles sofort und auf einmal bekommen.
Statt enttäuscht zu sein, sollten wir uns auf die guten Dinge konzentrieren. Erstens hätte wohl jeder von uns vor dem Spiel das Unentschieden unterschrieben (nach der Demütigung von letzter Woche, die in der Nachbetrachtung allerdings viel mehr Pech als alles andere war, erst recht) und zweitens haben wir die Bestätigung, dass trotz allem Verletzungspech, die Mannschaft auf Bundesliga-Niveau weiter mitspielen kann. Dass ein funktionierendes Mannschaftsgefüge in Kombination mit den magischen Fähigkeiten von Peter Stöger der Faustpfand des Vereins ist, dass der effzeh den absoluten Willen zeigt erfolgreich Fußball zu spielen.
Das ist für mich in Teilen immer noch unglaublich. Ernsthaft.
So, heute ist es mal etwas kürzer, die Zeit läuft mir weg aber natürlich kann ich nicht aufhören um ein Sonderlob an Artjoms Rudņevs abzugeben. Der Lette mit seinem besten Spiel bisher, arbeitete viel und erkämpfte sich seinen ersten Saisontreffer. Fein. Meine Reaktion auf das Tor muss man sich vorstellen wie eine Mischung aus Rick Grimes, der feststellt dass er in einer Zombie-Apokalypse aufgewacht ist und Hermine Granger, die einen Zauberwettbewerb gewonnen hat. Es war reichlich merkwürdig.
Schon nächste Woche in Bremen wird Rudnevs zeigen können, dass er solche eine Leistung wiederholen kann. Ich wünsche es ihm und uns!
Nach der Klatsche in Hoffenheim, den immer größeren Verletzungssorgen und den anstehenden Aufgaben in der Liga kann die Winterpause eigentlich nicht schnell genug kommen. Darüber wird geredet. Im kleinen wie im großen Ganzen. Natürlich ist die ganz große Euphorie im Moment nicht zu spüren aber wir haben immer noch keine Angst um die Saison. Neben dem Rückblick auf das Sinsheim-Gastspiel blicken wir auch auf das kommende Wochenende, auf das Heimspiel gegen den BVB. Dabei werden wir prominent unterstützt von Stephan, den Ihr aus so erfolgreichen Kassenschlagern wie “Dembowski ermittelt” oder natürlich von ESPNFC kennt. Wir lernen eine ganze Menge über Borussia Dortmund und nachdem alles gesagt ist, müssen wir dran denken: Auch das Spiel am Samstag muss erst gespielt werden, noch ist nichts verloren.
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“Oh fuck, das sieht nicht gut aus. Wenn uns jetzt auch noch der Risse liegen bleibt, oh Mann”. Die SKY-Kamera zoomt nah an Marcel Risses Gesicht, dieser hält sich die Hände vor die Augen, einen Bruchteil einer Sekunde sieht man wie diese zucken. Da ist keine Schauspielerei bei, denke ich mir sofort, das ist große Kacke. “Hoffentlich kein Kreuzband. Hoffentlich kein Kreuzband!” sage ich zu Freund Christoph, der schulterzuckend und angemessen frustriert neben mir auf der Couch sitzt. Hoffentlich kein Kreuzband wiederhole ich auf Twitter. Die Sorge, dass nach Maroh, Bittencourt, Horn, Lehmann und Höger ein sechster Leistungsträger ausfällt, ist enorm. Das Spiel in Sinsheim ist da erstmal egal. 50 Meter entfernt liegt auch Tony Modeste auf dem Rasen und lässt sich die langen Stelzen untersuchen. Ach, Mann, was haben wir denn der Welt getan, dass es uns so hart trifft? “Komm, lass eine rauchen gehen”. Es ist kalt und ungemütlich auf der Terrasse, der Himmel schenkt uns kaum Licht. “Hoffentlich kein Kreuzband”. Wir reiben uns die Hände um wenigstens etwas Wärme zu spüren. Winter is coming.
Am Abend dann die Nachricht, vor der wir uns gefürchtet haben: “Vorderes Kreuzband gerissen. Monatelange Pause. Saison beendet”. Wir sitzen in einer Kneipe in Sülz zusammen mit Fortuna und HSV-Fans, die feixend die 4 Hoffenheimer Tore bejubeln und sich freuen wie Bolle, dass wir mal nicht wie Könige am Tisch sitzen, sondern tief getroffen sind. Das muss man sich mal vorstellen, da lachen uns HSV-Fans aus. HSV-Fans von allen Menschen! Aber letztlich sind wir souverän, lassen uns auf keine Scharmützel ein, loss se schwaade, se hann jo sünnss nix. Aber heimlich, ganz tief in uns drin, ist eine latente Aggression. Gottverdammt, was ein beschissener Tag. Da bekommst du in Hoffenheim vier Dinger und verlierst Marcel Risse für den Rest der Saison, jetzt kommt Dortmund, dann nach Bremen, dann kommt Leverkusen. Und wir gehen am Stock, laufen ins Ziel wie weiland Uta Pippig in Boston. Die Winterpause ist noch so weit weg.
Das hört sich jetzt alles sehr nach Nick Cave auf Heroin-Entzug an, zugegeben, aber es ist ja wirklich so, dass wir gerade dabei sind ein tolles Halbjahr in die Tonne zu treten, bzw. getreten zu bekommen. Uns fehlt die halbe Mannschaft, alle Schlüsselpositionen sind betroffen, alle Mannschaftsteile und damit das gesamte Spiel des 1.FC Köln. Wir haben keine Substanz auf der Bank um dies auch nur ansatzweise auszugleichen. Salih Özcan ist in seinem ersten Bundesligajahr, genauso wie Sehrou Guirassy. Marcel Hartel hatte letztes Jahr zwar schon ein paar Einsätze aber ist auch noch als Rookie anzusehen, Simon Zoller läuft und rackert zwar, ist aber letztlich kein Bundesliga-Spieler und über Artjoms Rudņevs müssen wir echt nicht mehr reden, oder? Ich bleibe dabei, dass das ein Transfer ist, den ich vielleicht Holger Fach in Darmstadt zugetraut hätte oder Fredi Bobic in Frankfurt aber Schmadtke und Stöger? Vielleicht war es eine verlorene Wette mit Didi Beiersdorfer, bei Bier und Schnaps und mittelmäßiger Musik, das kann sein aber eine andere Erklärung finde ich nicht. Furchtbar. Gleichfalls muss ich mir die Frage stellen wie unfassbar schlecht Miloš Jojić und Filip Mladenović trainieren müssen um nicht mal in die Nähe eines Einsatzes zu kommen. Gerade bei Jojic sitzt der Stachel der Enttäuschung doch schon einigermaßen tief, denn -und damit war ich nicht alleine- ich dachte wirklich, dass es sein Jahr werden könnte. Anscheinend nicht. Und dann ist da noch Paweł Olkowski, den ich am Samstag wohl Marcel Hartel vorgezogen hätte aber auch da scheint irgendwas nicht zu stimmen, denn auch er spielt beim aktuellen effzeh nicht mal eine Statistenrolle. Und das war es dann auch. Wir haben einfach nicht den Kader um diese Flut an Ausfällen angemessen kompensieren zu können.
Das soll jetzt auch gar nicht weiter in irgendwelche Wehklag-Orgie ausufern, letztlich sind wir immer noch ein Verein, der sich in der Liga konsolidieren will, der mit einer entspannten Saison nach unten gut leben kann und der in der Saison bisher alles aber auch wirklich alles richtig gemacht hat. Wir dürfen uns nicht beschweren und wir müssen aufpassen nicht in alte Mecker-Muster zu verfallen, denn wir haben nichts zu meckern. Vielleicht können wir wütend die Faust gen Himmel recken und die Fußballgötter verfluchen aber das nützt halt nur sehr begrenzt etwas. Wir müssen da jetzt durch und müssen versuchen die Halbserie möglichst geräuschlos zu Ende zu spielen. Peter Stöger wird in der Montags-EXPRESS mit dem Satz zitiert:
„Wir können uns jetzt jeden Abend treffen und uns in den Schlaf weinen. Oder wir machen unseren Job. Und der ist, dass wir es versuchen, sportlich aufzufangen.“
Und so sieht das aus. Wir haben schon schlimmere Situationen erlebt, wir hatten schon deutlich verzweifeltere Tage, wir klagen aktuell auf hohem Niveau, denn mit weiterhin 22 Punkten ist doch alles gut. Ja, vielleicht wirft uns die Verletzen-Situation ein Stück zurück, ja vielleicht verlieren wir dadurch wirklich den Anschluss an die internationalen Plätze und ja, verdammt, natürlich tut das weh. Aber wir werden auch das überstehen, wir werden eine Lösung finden. Daran zweifele ich keine Sekunde. Und wenn es nach den letzten drei Spielen in diesem Jahr immer noch 22 Punkte sein sollten, dann ist das eben so. Irgendwann werden die Tage wieder länger werden, keine Sorge.
Jetzt habe ich mich selbst in diesem Blog-Eintrag von zu Tode betrübt auf kämpferisch gesteigert und ihr solltet das auch tun. Vielleicht kommen durch die erzwungenen Einsätze von Özcan, Hartel und Guirassy schnellere Entwicklungsprozesse zu Stande als geplant, vielleicht bekommen wir im Winter einen oder zwei neue Spieler, die dann wieder das Normal-Niveau eines Schmadtke-Transfers erreichen und vielleicht rückt die Mannschaft noch enger zusammen, kämpft und sagt sich: Ey, verdammt, wir sind der 1.FC Köln. Los geht’s.
Uns, als Fans, bleibt in der aktuellen Saison nichts anderes übrig als ruhig zu bleiben und Niederlagen zu akzeptieren. Wie jetzt in Hoffenheim. Solche Spiele passieren, es wurden viele Fehler gemacht, es wurde auf das Spiel des Gegners nicht angemessen reagiert und man konnte die Defizite, die aus der Verletzen-Situation entstanden sind schön rausschreiben. Da verliert Özcan ein ums andere Mal den Ball im Mittelfeld, weil er die Gegen-den-Ball-Aktionen des Gegners so nicht kennt, gar nicht kennen kann. Da verläuft sich Marcel Hartel mit dem Ball und hält seine Seite nicht konsequent genug, da haben wir kaum ein Spiel auf Außen, im Zentrum fehlt das ordnende Füßchen von Lehmann enorm und in einer Viererkette mit Maroh als Innenverteidiger wäre das 2:0 so auch nicht gefallen. Das sind halt Dinge mit denen wir aktuell leben müssen.
Auf der anderen Seite war auch nicht alles schlecht. Was passiert mit dem Spiel wenn Tony Modeste in der 2. Minute nicht fälschlicherweise wegen Abseits zurückgepfiffen wird, als er alleine aufs Tor zu läuft? In seiner aktuellen Form würde ich tippen, dass es eine 75-80%ige Chance auf das 0:1 gegeben hätte. Und dann? Entwickelt sich das Spiel komplett anders. Was passiert, wenn Risse die 100%ige macht? Oder Modeste nochmal? Oder Hartel? Chancen hatte der effzeh auch in diesem Spiel, allein es sollte nicht sein. Und die Effizienz, mit der Hoffenheim die Schwächen unserer Mannschaft ausgenutzt hat, war schon gut. Da wurden die sich ergebenen Räume konsequent genutzt, da wurde die Verteidigung im Raum cleverst überspielt und dann war die Abschlussquote auch nicht so schlecht.
War es eine verdiente Niederlage? Ja. Mit vier Toren Unterschied? Auf keinen Fall. Nur, nützt ja nix, jetzt isses passiert. Wenn es nicht so platt wär, würde ich gerne schreiben: “Mund abputzen, nach vorne gucken”, aber da es so platt ist, lass ich das lieber.
Am Samstag kommt Dortmund. Wird schwer. Aber der Fußball ist der Fußball, weil man nicht weiß wie es ausgehen wird. Auch das Spiel muss erst gespielt werden.
Es gibt eine Änderung im Bockcast. Thomas aka @koelnsued ist unter Aufbringung aller zur Verfügung stehender Bestechungsmittel dazu verpflichtet worden nicht mehr nur als Gast, sondern fürderhin als zweiter Gastgeber neben dem Verfasser dieser Zeilen zu fungieren. Es war zum einen nicht immer leicht einen Gast für die Sendung zu finden, zum anderen klappt das mit Thomas und mir ganz gut, denn wir haben komplett andere Fußball-Sozialisierungen genossen, sind daher -gerade was Fanthemen angeht- nicht oft einer Meinung und können uns so ein bisschen die Bälle zuspielen. Es soll also ein wenig konstanter werden. Ich Wir hoffen einfach mal, dass Euch das gefällt.
Aber natürlich wollen wir nicht unter uns bleiben auch in Zukunft werden wir uns auf die Suche nach Gesprächspartner begeben und Eure Lieblinge, seien es Martin oder Peter oder Heiko oder oder oder werden nicht vergessen und weiterhin hier regelmäßig zu Gast sein, so sie denn Zeit und Lust haben.
Den Anfang der Gästeliste macht heute Kristell, die in ihrem Podcast “Auf die Zirbelnuss” über den FC Augsburg redet und mit uns das staubtrockene Spiel des vergangenen Samstags analysiert. Ein Blick aus der eigenen Filterblase schadet ja nie.
Außerdem gibt es eine Menge zu bereden: Rettet den Grüngürtel, der effzeh geht einen Deal mit China ein, das Lazarett wird immer größer, die Liga ist oben eng und unten scheisse und dann geht es ja auch noch gegen Hoffenheim. Es ist also was geboten.
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Was gesagt werden muss: Es wird auch hier viel zu wenig interagiert. Das ist verdammt schade, denn -wenn ich das richtig sehe- ist der Bockcast der einzige Podcast zum 1.FC Köln und da muss doch sowas wie Meinung, Lob oder Kritik abgebildet werden können. Kann doch nicht wahr sein, dass wir hier ins Leere senden. (Ist auch nicht wahr, ich kenne ja die Abrufzahlen aber manchmal kommt einem das schon so vor)
Also: Redet mit uns, verlinkt uns, empfehlt uns weiter oder sagt halt wenigstens dass es scheisse ist, wenn es euch nicht gefällt. Ist doch nicht so, dass wir eine Doktorarbeit von Euch haben wollen. Mann, ey.
Danke!
Falls Ihr uns wirtschaftlich helfen wollt, im Blog gibt es einen Spenden-Button, der freut sich genauso über Euren Besuch wie wir.
Man kennt das ja: Nach dem Rausch folgt der Kater, nach jedem Festschmaus ein Reste-Essen. Und wenn nichts mehr da ist und man zu faul ist nach Alternativen zu suchen, sich nicht mehr bewegen kann ob der ganzen Völlerei, dann muss es halt auch mal ein trockenes Stück Brot tun. Es mag nicht gut schmecken, es ist kein Genuss, am Ende hustet man sogar noch, weil man sich an einem dieser alten, grob verarbeiteten Körner verschluckt hat, aber es ist immer noch besser als hungernd auf die Wand zu starren. Ein bisschen jedenfalls. Nicht viel aber ein bisschen.
Nach dem Derbysieg waren wir eine Woche gedankenbesoffen, liefen wie ferngesteuert durchs Leben und gingen innerlich immer wieder diesen Moment durch, diesen ekstatischen Jubel, dieses Gefühl dass die Welt uns zu Füßen liegt, ungeduldig unsere weiteren Anweisungen erwartend. Und wir freuten uns auf Samstag, auf ein neues Heimspiel des 1.FC Köln, der seit April in Müngersdorf nicht mehr verloren hat, der uns so viel Spaß macht, der uns so zufrieden selig lächeln lässt. Mit dem FC Augsburg kam zwar ein Gegner, der uns in den letzten Jahren gar nicht lag, der auch auf meiner persönlichen Sympathie-Skala irgendwo zwischen Kaiserslautern, Freiburg und Ingolstadt angesiedelt ist aber es nützt ja nix, sie sind nun mal da, dann müssen wir leider auch irgendwann gegen sie spielen. Die DFL ist da gnadenlos. Dennoch freuten wir uns. In der WhatsApp-Selbsthilfegruppe war der Optimismus groß, der Konsens, dass der alte effzeh nicht mehr existiert und dass wir nicht mehr zwangsläufig mit dem Arsch einreißen, was wir zuvor mühsam mit den Händen aufgebaut haben. Nee, die Freude war aufrichtig und auch nicht grundlos.
Sie hielt etwa 20 Minuten.
Der effzeh begann das Spiel nämlich durchaus druckvoll und strukturiert. Man wollte die Verschlafenheit der vorangegangenen ersten Halbzeiten ablegen, zeigte schönes Spiel, verlagerte über Außen, rannte, kämpfte, kam zu Chancen und ließ Augsburg nicht die Möglichkeit wirklichen Zugriff aufzubauen. Das Team von Peter Stöger wollte früh Nägel mit Köpfen machen, aber das Tor fiel leider nicht. Osako und Modeste hatten gute Chancen aber… nunja… ich schrieb es letzte Woche schon: Im Fußball gibt es keine B-Note. Keine Tore, keine Kekse.
Nach etwa einer Viertelstunde ließ der Druck des effzeh nach, der FC Augsburg konnte etwas höher stehen und hatte früher Gelegenheit das Spiel zu zerstören. Was sie höchst effektiv machten. Man muss das nicht mögen, man kann sogar über die (ja, mir geht es gegen uns auch auf den Sack, keine Frage) ziemlich dreckige Zweikampfführung meckern, immer ist eine Hand am Trikot, es wird immer ein bisschen getreten und gezogen, es wird alles getan um den Rhythmus des Gegners zu stören aber und jetzt kommt das große “Aber”: So ist das nunmal. Das ist ein völlig legitimes Mittel im Fußball, der Kampf ist ein Teil des Spiels und wenn ich dem Gegner Kopfschmerzen bereite, weil ich destruktiv bin und das funktioniert, dann ist das eben so. Da muss dann eine Lösung gefunden werden und das ist eine Aufgabe für die spielstärkere Mannschaft. Wenn diese dann keine anbieten kann: Pech gehabt. Der effzeh spielte vor nicht allzu langer Zeit genau diese Art Fußball auch wenn ich mir einbilde, dass wir nie wirklich dreckig waren aber das kann subjektive Verklärung sein. Muss man mit klar kommen.
Und das gelang uns gestern nicht. Zwar waren wir sicher die bessere Mannschaft, hatten mehr Ballbesitz und mehr Möglichkeiten aber am Ende war das ertragslos und Augsburg hatte ebenfalls Chancen das Spiel per Last-Minute-Treffer zu entscheiden. Vielleicht ist das die größte Erkenntnis aus diesem Spiel: Der “alte” effzeh hätte wahrscheinlich 0:1 verloren, hätte sich eine Unaufmerksamkeit geleistet, die durch (ziemlich sicher) Altintop bestraft worden wäre. Ist aber auch nicht passiert und so teilen wir uns halt die Punkte, blicken missmutig in den Brotschrank und kauen wütend in den Abend.
Solche Spiele gibt es, solche Spiele musst du auch mal verkraften, es ist ja nicht so, dass wir aktuell auf tönernen Füßen stehen würden, es ist ja alles gut.
Zum Spiel vielleicht nur noch ein paar Anmerkungen:
– Jonas Hector hat mir in seiner zentralen Rolle nur mittelmäßig gefallen. Es wurde besser mit der Zeit aber es waren viele unsaubere Anspiele dabei, der Spielaufbau durch ihn war recht eindimensional. Höger hat dann wenigstens mal versucht die Außen einzusetzen, das kam bei Hector so gut wie nie vor. Dazu ziemlich viele Risikopässe, die Mitspieler in Bedrängnis brachten und oft zu direkten Ballverlusten führten. Eventuell ist hier eine Diskrepanz zur Nationalmannschaft, wo diese Anspiele verwertet werden können. Muss man mal beobachten aber da geht noch was.
– Simon Zoller mit fürchterlich fahrigem Spiel. Er hatte große Probleme mit dem Spielgerät, kein Ball wurde sauber gestoppt, dadurch keine Zeit zum kontrollierten Spiel sondern mehr Gestocher und Kampf.
– Yuya Osako nach 70 Minuten völlig mit den Kräften am Ende, er stolperte nur noch über den Platz. Die Auswechslung kam zehn Minuten zu spät.
– Rudnevs komplett wirkungslos. Keine Bindung zum Spiel, wirre Laufwege. Überhaupt die Auswechslungen: Diesmal bin ich anderer Meinung als Peter Stöger. Ich hätte für Höger Salih Özcan gebracht (und erst recht vor Marcel Hartel) aber gut, wer bin ich denn? Stöger wird sich was gedacht haben. Osako auf die Sechs zu ziehen hat einen ziemlichen Bruch ins Spiel gebracht.
So haben wir dann Anfang Dezember 22 Punkte auf dem Konto, haben aber auch ein knackiges Restprogramm in der Hinrunde: Nächste Woche in Hoffenheim, dann kommt der BVB nach Köln, auswärts in Bremen, zu Hause gegen Leverkusen und als erstes Spiel im neuen Jahr muss der effzeh nach Mainz. Wenn wir aus diesen 5 Spielen, sagen wir mal sieben Punkte holen würden, dann hätten wir zum Abschluss der Hinrunde 29 Zähler auf dem Haben-Konto und wären ziemlich sicher auf Kurs Europa.
Da. Ich habs gesagt. Europa.
Ja, ich weiß, es ist zu früh, es kann noch alles ganz anders kommen und die vielen Verletzen machen die Sache nicht einfacher aber die ganz großen Sorgen, wie, sagen wir mal der HSV, die haben wir ja aktuell nicht. Da kann man dann schon mal den Gedanken freien Lauf lassen.
Ich guck jetzt mal ob ich noch etwas von dem leckeren Hummersüppchen eingefroren habe und wenn nicht: Schwarzbrot hab ich immer im Haus.
Nach dem grandiosen Derbysieg spreche ich mit Thomas über… naja… halt über den Derbysieg. Aber natürlich gehen wir auch etwas tiefer, stellen die Abwehrfrage, schauen bang auf die Verletztenliste und wagen einen Blick auf das nächste Heimspiel gegen Augsburg.
Als Manuel Gräfe zur Halbzeit pfiff, standen wir still von der Couch auf, gingen auf den Balkon, guckten uns niedergeschlagen an und gingen wortlos im Kreis wie eine eingeschnappte Präsidentschaftskandidatin, die nicht ihren Willen bekommen hat. Es fing an zu regnen und der Himmel flimmerte grau in grau vor unseren Augen. Schwer lagen die ersten 45 Minuten des Derbys auf unserer Seele. Wäre uns in diesem Moment Vergil begegnet, er hätte keinen Rat gehabt. Die Borussia hat uns dominiert, hat uns Grenzen aufgezeigt, hat mit dem 1.FC Köln praktisch gemacht, was sie wollte. Sie waren uns in allen Belangen überlegen, kombinierten sich traumwandlerisch sicher durch unsere Reihen, die als solche kaum zu erkennen waren und hatten Chancen für vier, fünf Tore. Der effzeh sah nach einem Spielball aus, nach einem Wollknäuel, das einer sehr großen Katze zum Amüsement gereicht wird. Es herrschte pures Chaos in der Zuordnung, es fand kein Aufbauspiel statt, die Zweikämpfe wurde allesamt verloren, es war zum heulen.
“Gut”, durchbrach Freund Stefan die triste Stille, “immerhin sind wir nur mit einem 0:1 in die Pause, es kann ja nur besser werden”. Hitzige Diskussionen folgten, ob dem Sinn oder Unsinn einer neuerlichen Systemumstellung, warum die Dreier- respektive Fünferkette nicht greift, warum wir uns auf den Außen sowohl vorne als auch hinten wie eine Kindermannschaft anstellten, woher die Ungenauigkeiten und die merkwürdige leidenschaftslose Spielweise herrührt. Obwohl leidenschaftslos vielleicht sogar das falsche Wort ist, ich weiß es nicht mehr so genau.
Zurück im Wohnzimmer, die zweite Hälfte begann, wurde die Stimmung noch ein wenig gedrückter, denn Rudnevs durfte das Spielfeld betreten. Matthias Lehmann hatte sich verletzt, wie heute mitgeteilt wurde handelt es sich bei ihm um einen Bänder-Teilabriss, der einen mehrwöchigen Ausfall bedeutet. Wir müssen nicht viel Phantasie haben um auch hinter das Kalenderjahr von Matze Lehmann einen Haken zu machen. Im Moment haben wir echt die Seuche. Viel mehr Leistungsträger dürfen nicht ausfallen, denn der Kader ist leider nicht so breit, dass wir das immer kompensieren können. Bittencourt, Horn, Maroh und jetzt Lehmann tun uns halt schon richtig weh.
Jetzt also Rudnevs, der schon zwei Mal im Abseits stand, bevor Borussia Mönchengladbach überhaupt aus der Pause zurück kam. Junge, Junge…
Mit der Umstellung kam etwas Ordnung in das Kölner Spiel, die Räume wurden enger, der Ball zirkulierte nicht mehr so leicht wie noch zu Beginn durch die Reihen der Fohlen und es gab tatsächlich sowas wie ein Umschaltspiel. Das Spiel wurde auf die Außen verlagert, es fand der Versuch statt die Spitzen mehr ins Spiel zu bringen aber alles war immer noch durchzogen von Abspielfehlern und Ungenauigkeiten. Viele einfache Bälle, die den eigenen Abnehmer nicht fanden, wir waren immer noch konsterniert.
Eine halbe Stunde noch. Mach was, effzeh. LOS!
Dominique Heintz, der bis dahin ein Spiel abgeliefert hat, das mit fahrig nur unzureichend beschrieben ist (er war mehr das fußballerische Äquivalent zur “Frisur” von Boris Johnson als ein Abwehr-Stabilisator) pöllt das Ding in Richtung Modeste, doch Vestergaard ist zur Stelle und köpft den Ball…
…genau auf den Schädel von Tony. Der Ball findet das kurze Eck, Sommer kann nichts machen, Ausgleich. Die Umschreibung “aus dem Nichts”, die in diesen Situationen gerne genommen wird, ist diesmal fast schon richtig. Das Tor stellte den Spielverlauf komplett auf den Kopf auch wenn es “nur” der Ausgleich war. Mehr spielerisches Vakuum als der 1.FC Köln bis zur 60. Minute bot, geht eigentlich gar nicht. Aber, dies zur Lehre, Borussia: Selbst in den eher schlechten Spielen des effzeh darfst du als Gegner deine Chancen nicht liegen lassen. Jedenfalls aktuell nicht. Das Team bestraft Nachlässigkeiten gnadenlos. Wie auch immer sie dies machen, was auch immer der Grund dafür ist. Es ist nicht mehr mit purem Glück zu erklären, dafür passiert es viel zu regelmäßig.
In der Folgezeit, wir saßen auf einmal wie elektrisiert auf dem Sofa, wurde das Spiel offener aber immer noch, das muss man einfach zugeben, mit leichten Vorteilen für Gladbach. Auch die Qualität der Chancen war auf der Gegenseite größer, doch Thomas Kessler lieferte als Ersatz für Timo Horn eine fantastische Leistung ab, hielt das Unentschieden mit zwei Weltklasse-Paraden gegen Stindl und Johnson fest, strahlte Sicherheit und Souveränität aus und ließ mich, stände ich jetzt vor ihm und hätte eine Mütze an, diese ziehen und eine tiefe Verbeugung machen. Es freut mich kolossal für Kess, der die personifizierte FC-Seele zu sein scheint. Dass er einen wahnsinnig großen Anteil an dem Sieg hatte, ist das Sahne-Tüpfelchen auf der effzeh-Buttercreme-Torte. Die Cocktail-Kirsche auf dem Eisbecher, die Senfsauce zu den Chicken McNuggets. Träumchen.
So geht es in die letzten Minuten und wir sitzen mittlerweile wieder stumm vor dem Gerät. Jeder ist mit sich selbst beschäftigt, ab und zu ein leises Aufstöhnen, ein nervöser Blick auf die Uhr. Bitte, bitte, lass es vorbei sein. Wenn wir mit dieser ersten Halbzeit einen Punkt aus Gladbach mitnehmen, was soll uns da noch passieren? Wie hab ich eigentlich getippt? Will noch jemand ein Bier? Verdammt, der Kaffee, ich muss mal auf Toilette. Wie lange ist Nachspielzeit? Drei Minuten? Drei verdammte Minuten noch. Mach schon, flööt aff.
Eyy! Freistoß. Gut, bringt Zeit. Komm Risse, wie gegen Hoffenheim. Haha. Verdrängungslachen im Plenum. Freund Stefan fragt Freund Christoph ob es okay wäre, wenn der Wohnzimmer-Glastisch, an dem wir sitzen beim nun folgenden Torjubel kaputt gehen könnte. Christoph weist auf eine kleine Stelle am anderen Ende des Tisches hin und verneint die Frage. Nö, passt schon. Salih Özcan tippt den Ball an, bis zum Tor sind es gute 30, 35 Meter…
Mittlerweile ist es Nacht geworden. Wir stehen an der Theke im Partykeller, feiern den Geburtstag von Freund Christoph und lachen, trinken, schlagen die Hände über dem Kopf zusammen. Immer wieder gehen wir diese eine Szene durch. Immer wieder sehen wir den Ball flattern, immer wieder von neuem fallen wir uns in die Arme. Hürens, wie hat der effzeh jespillt? Wor dat hück? Hann die jespillt? Jo, ich weiß et nit. Ens luure. Och, luur, hann jewunne. Irgendwann findet jemand auf seinem Handtelefon die Live-Schnipsel von Radio Köln. Guido Ostrowski berichtet in Echtzeit von seinem Herzinfarkt:
Und dann geht die Nacht in den Morgen über, wir laufen durch leere Straßen nach Hause und können es immer noch nicht fassen. Wie hat der effzeh dieses Spiel nur gewonnen? Wie kann das nur sein? Wir sind unzerstörbar und uns gehört die Welt. Zwei zu eins im Derby. In Gladbach, der erste Sieg seit Milivoje Novakovič (übrigens aus ähnlicher Position und auch mit ablaufender Spielzeit) Jos Luhukay gefeuert hat. Am Montag werden wir alle im Trikot auf die Arbeit gehen, denn in jedem Büro in Köln gibt es immer mindestens einen Gladbach-Fan. Wir werden strahlen ob der Pein des Kollegen und werden generös sein bei der Nachbetrachtung. Ja, eigentlich war Borussia die bessere Mannschaft, aber weisste was? Im Fußball gibt es keine B-Note und wenn euer Trainer in der 89. Minute, im Derby, zu Hause, bei Unentschieden, Jantschke für Dahoud bringt, vielleicht habt ihr es dann auch nicht anders verdient. Das muss dann auch mal gesagt werden.
Sei es wie es sei, der effzeh hat das Derby gewonnen, ich strahle mit Tschernobyl um die Wette und alles ist rosarot.
Leev dr Moment, ne Augebleck
Denn dä kütt nie mieh zoröck
Für uns steiht de Welt hück still
Turbulente Tage waren das jetzt. Wie die meisten von Euch mitbekommen haben, war der Blog down, da der Hoster nicht bezahlt wurde. Ja, ja, ich weiß, kann man besser planen, kann man sich früher drum kümmern, kann man sich cleverer anstellen. Ich wurde dafür schon ausführlichst gerügt und nehme die Kritik auch an.
Was war passiert?
In den letzten paar Wochen kamen einige Kosten auf mich zu, die ich so nicht einkalkuliert hatte, es gab (und gibt) am Haus eine kleine Baustelle, das Auto, dazu Zahnarzt-Rechnungen und das alles in der gleichen Zeit wie Grundbesitz-Abgabe, Hausrat und tausend andere, kleinere Dinge, fällig waren. Ganz simpel: Ich hatte einfach nicht die Kohle um den Hoster zu bezahlen, der von all den aufgeführten Kosten der unwichtigste Punkt auf der Liste ist. Ist zwar doof, ist aber so.
Jetzt geh ich ja nicht blind durch die Welt und mir ist schon klar dass die Konsequenz eine Sperre sein würde, nur habe ich das in Kauf genommen. Gründen stehen oben. Ich hatte halt ein wenig drauf gehofft, dass ich mich durch den Monat quälen kann und dann mit frischem Geld die Rechnung ausgleichen kann aber… nunja… der Hoster hatte eine andere Vorstellung von „kurzfristig“ und das ist auch in Ordnung so. Also war er weg, der Blog.
Da ich nicht wirklich wusste ob der Blog, die Datenbank, die Domain zum Zeitpunkt meiner möglichen Nachzahlung für mich überhaupt noch verfügbar sein wird, wollte ich mich von Euch, liebe Leser, liebe Hörer verabschieden. Ich schrieb es etwas lakonisch und ohne Hintergedanken: dervierteoffizielle is no more…
Was dann passierte wird Sie verblüffen… klicken Sie hier für die ganze Story…
Nee, ich erzähle es Euch. Innerhalb von einer guten halben Stunden kamen dutzende Privat-Nachrichten, WhatsApps, Zeugs halt mit der Frage wie man helfen könnte, ob ich Webspace bräuchte, ob und wie es die Möglichkeit zum spenden gibt usw. Das war schon einigermaßen überraschend, wenn man sich die sonstigen Interaktionen hier im Blog anschaut, die eigentlich kaum vorhanden sind.
Nach einigem hin- und her-getexte (vornehmlich mit Florian aber auch mit anderen guten Menschen) habe ich mich dann entschieden mein PayPal-Konto nochmal zu verlinken. Eigentlich war es mehr so ein „naja, schaden kann es nicht“ Moment als alles andere, denn ich habe weiterhin nicht vor mein komplettes Privatleben vor Euch auszubreiten. Ich bin zwar schon bis zu einem gewissen Maß offen aber es gibt dann doch Dinge über die man nicht unbedingt reden muss. Eine persönliche finanzielle Situation ist eine davon. Natürlich freue ich mich jederzeit über Unterstützung aber dieses komplett nackig machen, vor aller Welt ist dann doch eine andere Sache. Ich habe mich jetzt dafür entschieden, weil die Reaktionen eben überwältigend waren und ich auch nicht borniert wirken wollte und einfach alle guten Ratschläge als “Jetzt isses zu spät” abzukanzeln. Es war sicher eine Aktion auf die ich gut und gerne hätte verzichten können. Jetzt, im Nachhinein ist es mir sogar noch eine Spur unangenehmer als am Montag, denn…
…was soll ich sagen? Bis zum Abend hatte ich fast 400 Euro auf dem PayPal-Konto. Ich saß einigermaßen verblüfft und fassungslos vor dem Rechner und musste das erstmal sacken lassen. Viel geschlafen habe ich nicht in der Nacht. Wie kann ich den –teilweise- wildfremden Menschen danken? Wie gehe ich mit dieser Art Zuspruch und Unterstützung um? Ich weiss es ehrlich gesagt immer noch nicht.
Ich bin ratlos aber dankbar. Ich habe keine Ahnung, ob ich den Vertrauensvorschuss, den ihr mir durch eure Spende gegeben habt bedienen kann. Ich werde mir Mühe geben!
In einem anderen Blog-Eintrag werde ich auch noch auf Spenden- und Kostenloskultur, Blog- & Podcasts-Überleben und –Sterben und das große Ganze eingehen aber das wird wohl erst in den nächsten Tagen kommen. Heute möchte ich einfach nur Danke sagen.
Früher waren die Spiele in Frankfurt eher ganz gut, wer den letzten Eintracht-Podcastgehört hat, kennt meine Geschichte zum 5:1 des effzeh im alten Waldstadion. Ich fuhr ganz gerne an den Main, weil es ein Old-School-Fußballspiel versprach, zwei große Fangruppen, die sich nicht sonderlich mögen, zwei Mannschaften, die seit Dekaden ihren Erfolgen hinterherhecheln und meistens ein guter Ausgang für den effzeh.
Tja, das Blatt hat sich gewendet. Den letzten Sieg in Frankfurt holten wir 2011, seitdem gab es dort nichts mehr zu holen. Wird die Eintracht unser neues Kaiserslautern?
[Einschub] Wir schauten gestern im TV kurz die Zweitliga-Konferenz und waren angemessen schockiert als die Bilder aus Lautern über den Bildschirm flimmerten. Gegen Union Berlin und das Stadion sieht aus als sei es Kulisse für eine Dystopie, für einen Blick in die Zukunft des modernen Fußballs. So leer, so unwirklich. Jetzt ist es kein großes Geheimnis, dass der 1.FCK nicht mein Lieblingsverein neben dem effzeh ist aber das tut selbst mir weh, wenn diese frühere Festung Betzenberg, was sie unbestreitbar war, langsam aber sicher verrottet, wenn sich niemand mehr für sie und den in ihr spielenden Verein interessiert. Das liegt natürlich an jahrelanger Fehlwirtschaft, am internen Dilettantentum etc. aber letztlich ist ja egal was die Krankheit ausgelöst hat, jetzt ist sie da und sichtbar ausgebrochen. Ich hoffe tatsächlich dass noch ein Gegenmittel gefunden wird, denn ich hab doch lieber einen Spieltag, wo ich morgens schon mit Hass aufwache, weil ich weiß dass mich der Fußball heute packen wird wie nichts gutes, statt so belanglose Scheiße wie sie uns heute in der Bundesliga an 26 von 34 Spieltagen vorgesetzt wird.
Zurück zum Thema: Also, ich fahr’ nach Frankfurt weil ich mich mit Bastiverabredet hatte, weil ich ein paar Leute wiedersehen bzw. kennenlernen wollte, die ich nur über soziale Medien kenne, weil ich mich schon ein wenig auf das Spiel gefreut habe, auf die Atmosphäre im neuen Waldstadion, auf ein gutes Spiel zwischen zwei Mannschaften, die deutlich über den Erwartungen in die Saison gestartet sind, weil ich gespannt war wie Peter Stöger gegen das enorm aggressive Heimspiel-Pressing der Eintracht antreten lässt und… naja, das sind ja Gründe genug.
Nach einem beherzten Frühstücksbierchen im Hause Red traf ich vor dem Spiel ein paar Frankfurter, mit denen ich ausnahmslos freundlich und ungezwungen reden konnte, nette Leute, mit denen ich jederzeit wieder ein Bier trinken würde. Besondere Grüße an dieser Stelle an GonzoSGE SGE_Gonzo, Der Vatta und s’Nadinsche.
Leider sahen ein Teil der Frankfurter und Kölner Ultras / Hools die Vor-dem-Spiel-Aktivitäten etwas sportlicher als ich, man hörte von ca. 400 Personen, die sich in Alt-Sachsenhausen einen modernen Fünfkampf geliefert haben sollen. Scheint mittlerweile auch Tradition zu werden. In Köln ging es auf die Zülpicher Strasse, in Frankfurt in die Kleine Rittergasse. Man redet ja nicht umsonst von Amüsier-Vierteln, ne? Junge, Junge…
Die Konsequenz aus diesem Treffen durfte dann im Stadion erlebt werden. Eine hyper-aggressive Polizei, die ohne Rücksicht auf Verluste durch alles durchrotzte, was im Weg stand. Ein konkretes Beispiel, was ich aus ca. 2 Meter Entfernung miterleben durfte: Vor dem Auswärtsblock (20), standen um 17:50 Uhr ca. 300 Menschen um entweder Einlass zu begehren, auf Toilette zu gehen, ein Bier oder eine Wurst zu kaufen, eine Zigarette zu rauchen, sich zu treffen, zu quatschen, was auch immer. Wie vor jedem Spiel, in jedem Stadion dieser Welt. Es war eine völlig entspannte Situation, Eintracht Fans liefen in ihren Farben ohne Probleme vorbei bzw. durch die Kölner Fans, es gab keine Provokationen oder sonst irgendwas. Auf einmal, wie aus dem Nichts, kommt die schwarz uniformierte Kampftruppe angerannt, pflügt durch die Massen, die am Eingang standen und hinterlässt eine Spur der Verwüstung. Leute die die Treppen heruntergefallen sind (zum Block muss man aus dem Stadionumlauf ein paar Treppenstufen hoch, da standen natürlich auch Leute. Die lagen jetzt größtenteils am Boden), mindestens ein weinendes Kind (Mädchen, ca. 7 Jahre alt), wobei ich nicht weiß was ihr passiert ist, sie sah nicht verletzt aus. Auf dem Boden lagen überall Bierbecher und angefressene Würste und überall entsetzte Gesichter. Als sich die Situation nach ca. 2 Minuten wieder einigermaßen beruhigt hatte, ging das gleiche Spiel in entgegengesetzter Richtung wieder los. Die Polizei kam aus dem Block, hatte einen Kölner Fan am Schlafittchen, pöhlte wieder durch alles durch, was nicht bei drei auf dem Baum war um eben jenen Kölner Fan am Stadionumlauf zu verhaften. Die Aggression, die Rücksichtslosigkeit, die dabei von den Beamten an den Tag gelegt wurde, habe ich so seit langer, langer Zeit nicht mehr erlebt. Es spielte überhaupt keine Rolle ob Kinder oder Frauen im Weg standen. Man muss sich das wie einen sehr unlustigen “Wir-sind-dumm-wir-rennen-alle-um”-Mob vorstellen. Wie die Römer, die zum Antreten gegen die Gallier gerufen werden. Es war eine Situation, die mich fassungslos zurück ließ. Den einen Typen hätten man sicher auch ohne diese Gewalt (ja, es war eindeutig Gewalt gegen Unbeteiligte) aus dem Stadion entfernen können. Man hätte deeskalierend handeln können, man hätte sich gottverdammt nochmal wie normale Menschen benehmen können. Haben sie aber nicht. Die Polizei hat ihre Gewaltherrschaft (wieder einmal) rücksichtslos ausgenutzt. Und meine persönliche Sicherheit hat sie nicht geschützt. Die Damen und Herren hatten ihren Spaß dabei, das steht für mich außer Frage. Und es soll mir niemand mit Gefahr-im-Verzug oder irgend einem anderen Bullshit kommen, das war eine reine Macht-Demonstration gegenüber Menschen, die sich nichts anderes zu Schulde haben kommen lassen als ein Fußballspiel zu besuchen. Herzlichen Glückwunsch, liebe Polizei. Wie kann man die Hundertschaften noch in Schutz nehmen? Ich meine wir lesen jede Woche von solchen Vorfällen, quer durch die Republik, es ist ja nix neues mehr aber das dann nach vielen Jahren nochmal selbst mitzuerleben ist dann schon was anderes. Dein Freund und Helfer. Am Arsch.
Einigermaßen konsterniert bin ich dann zu meinem Platz.
Über das Spiel selbst habe ich gar nicht so viel zu schreiben. Die Eintracht wie erwartet sehr aggressiv, starkes Pressing in der ersten Hälfte, hohes Tempo in der Bewegung nach vorne, die ungeordnete Abwehr (Maroh fehlt schon sehr) ein ums andere Mal überlaufend mit verdienter Halbzeitführung. Nachjustierung durch Peter Stöger, Zoller für Rausch, mehr Tempo, bessere Organisation, engere Räume, viele Chancen zum Ausgleich, diesmal kein Glück, Mund abputzen weitermachen.
Man kann dem effzeh einiges in diesem Spiel vorwerfen. Die Ungenauigkeit im Aufbauspiel, besonders in der ersten Halbzeit, die mangelhafte Raumgestaltung, die fahrigen Offensivbemühungen, die -mich-zur-Weißglut-treibenden Abspielfehler. Okay. Aber wenn man dieser Mannschaft eins nicht abstreiten kann, dann ist es der absolute Wille ihre gemachten Fehler zu korrigieren. Die zweite Halbzeit sah schon wieder sehr gut aus und wenn man ehrlich ist, hätte auch hier (genau wie in Berlin) ein Unentschieden kein ungerechtes Endergebnis ergeben. Ich hatte ein wenig die Hoffnung, dass die SGE so ab der 60.-70. Minuten die Kräft verlassen, das ist aber nicht in dem Maße passiert, wie ich es mir wünschte. Ja, der effzeh hatte mehr Räume, es wurden die Außen effektiver angespielt, es kamen ein paar Flanken und Zuspiele in die Spitze an aber die Eintracht ging weiter stark auf den ballführenden Spieler, doppelte Modeste konsequent bis zum Ende und ließ so wenig Platz für Überraschungen. Dass der effzeh dennoch zu einigen, teilweise hochkarätigen, Chancen kam, spricht wieder für unsere Mannschaft. Ab und an fehlt halt mal das letzte Quäntchen Glück. Aufgrund der ersten Halbzeit können wir uns im Gegenzug aber auch nicht beschweren. So Spiele gibt es halt.
Weiterhin auffällig: Peter Stöger setzt auf Sehrou Guirassy statt Rudnevs, was ich vorbehaltlos begrüße (er wechselte nicht mal mehr den dritten Spieler ein, ich tippe und hoffe immer noch, dass Rudnevs im Winter ausgeliehen wird. Zu Union Solingen oder so…). Guirassy orientierte sich neben Modeste in die Spitze, hatte einige gute Laufwege aber noch etwas Tempo-Probleme. Wenn er mal den Ball hatte, war dieser schnell wieder weg, weil er nicht mit dem Tempo der Gegenspieler mitkam. Da muss er sich verbessern aber dafür ist er ja auch noch jung und beim richtigen Verein und Trainer.
Tja. Und das war das.
Nach dem Spiel trafen wir im Stadion noch Frau Alex vom Eintracht-Podcast, die Pia (ich hoffe ich habe mir den Namen richtig gemerkt :-)) vom Eintracht Museum, einen überragenden drei90-Hörer, der mir bitte nochmal seinen Namen und ein Bild für die Wall of Fame schicken soll und machten uns dann mit ca. 200 km/h auf durch Frankfurts enge Gassen zurück ins Nordend. Der Abend ging dann nach einer kleinen Taxifahrt in Sachsenhausen recht schnell zu Ende, weil wir doch etwas fertig von den Ereignissen das Tages waren. Kann passieren, war trotzdem ein geiler Tag. Wenn man die Polizei mal vergisst.
Jetzt ist Länderspiel-Pause (Juchu, genau das, was die Leute wollen!) und dann geht es -wieder auswärts- nach Gladbach, die im Moment auch aus dem letzten Loch pfeifen. Mal gucken.
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